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k o p i e r c n, nichts o l s k o p i e r e II. Die künst-
lerische Lrstndung oder anch nur die vordereitung,
die Dorübnna dazu ist so ant wie aänstich ansae-
schlosseii. Lin dürstiaer Ansatz dazu ist es, wenn ae-
zeichnete Grnainente in Larben ninaesetzt werden
inüssen. Die Alalerfachschule bildet also obne jeden
Zweifel nnr lhandwerker aus. Der Aopist ist nnr
ksandwerkers

Das sächsische Aunisterimn des Znnern hatte der
Faehschule das bekannte vorzüaliche Werk über pflanzen-
malen von prof. Lsofinann in planen überaeben, da-
init sie erprobe, ob es niit Nutzen zu verwenden sei.
Das IVerk ift als Vorlaqenwerk für Zeichnen und
Abalen benützt worden. Dies ist natürlich aar nicht
sein Zweck; es soll nnr den Lehraanq iin Akalen
von Pflanzen nach der Natur veranschaulichen nnd
dazu anleiten, daß der 5chüler selbft nach natürlichen
pflanzen zeichne und inale. Als Vorlaaewerk benützt
kann die bfofinannsche Anweisuna natürlich nnr qe-
rinaen Nutzen stiften. Der Versnch ist deinaeinäß
inißalnckt, denn das N a t u r ft udiu in i ft v o n
der Ab a l e r f a ch s ch u l e a u s q e s ch l o s s e n.

Aollte das Natnrstudinin auf der Akalerfachschnle
qepsteat werden? Die Akalerfachschute wird von Llehr-
linaen besucht, die von der Volksschnle wea hei einein
Aleister in die Lehre treten. Nei dein Akeister selbst
ist der Lehrer zunächst wcniq inehr als ein lhand-
lanaer, ein Gehilfe, der untergeordnete Dienste leistet.
Lerntc der Lehrlinq alles, was er füv sein bfand-
werk braucht, beini Meister, so wäre die Fachschule
überstüssiq. Früher war sie es auch. Zetzt hat die
Fachschule dein Ateister einen Teil, den hervorraqendsten
Teil seiner jdflichten, abqenoinnien. Nicht ohne Grund,
nicht ohne Vorteil für den chchüler und für die Atcister.
Der Unterricht in der Schule ist geschlossener, plan-
niäßiger, strenaer, nicht von allerhand Zufällen ab-
hänqiq, die vielleicht nnr Lücken in der Ausbildunq
lassen.

IVas ivill denn aber nun die A n n ft g e w e r b e-
schule, die doch auch Dekorationsinaler ansbildet?
Zn die Uunstaewerbeschule tonnen Leute eintreten, die
schon ihre Lehrlinaszeit hinter sich haben nnd eine
höhere Aiisbildnng erftreben. 2lber nicht bloß solche.
Die Kunstaewerbeschule, weniastens die Dresdner, hat
auch eine eiqene Vorschule, in welche der öchüler so-
qleich nach dein Austritt aus der Volksschule eintreten
kann. IVer also Dekorationsinaler werden will, hat
zwei tVegc vor sich. Tr kann entweder bei einein
Ateister in die Lehre treten, inuß dabei die Fachschule
besnchen und kann nachträqlich in der Annstgewcrbe-
schule eine höhere llnsbildiing suchen. Gder er kann
init der Annstqewerbevorschule beqinnen, dann in die
Aunstqewerbeschule übertreten und dann die praktische
Laufbahn einschlagen. Die Gewerbefreiheit erlaubt
ibin ja, wenn er sich stark qeniig fühlt, alsbald ein
Geschäft zu eröffnen, eine Firnia zu beqründen.
tvelches ift iiiin der bessere IVeg? Ls kann keineni
Zweifel iinterliegcn, daß der Schüler, ivelcher die
beiden chchnlen besucht hat, künstlerisch besser vor-
aebildet ist. fsreilich erheben die Ateister qegen die
! rein schulaeinäße Vorbildnnq ihre Ginwenüunaen. Die
! i?chüler sind zu sehr Rünstler qeworden, sie schauen
auf den h a n d w e r k l i ch e n Netrieb niit eineni ae-

wissen tsochinnt herab, sind unpraktisch, wollen sich
nicht in die altbewährte Grdnunq füqen u. s. w.

Zn jedein anderen Lache erscheinen diese Lin-
wendiingen berechtiqter als in der Dekorationsinalerei.
Lin Tischler inuß, wenn cr tadellos künstlerisch,
stilqerecht schaffen will, qute praktische Reiintnisse haben.
tVie oft stößt inan anf künstlerisch prächtige Gntwürfe,
die nicht Nücksicht nehnien anf die praktischen Vor-
bedinqunaen bei der therstellnng eines Möbels z. B.
niit Nücksicht auf das 2lnbrinaen der Scharniere, das
Gffnen der Türen, der Schubkästen u. s. rv. lsätte
der betreffende Zeichner einen praktischen Uursus der
Tischlerei hinter sich, so würde er nicht so handgreif- ,
liche Fehler begehen, wie sie nicht selten vorkoninien. !

Bei dein Dekorationsinaler koininen solche ^
Schwierigkeiten kauin oder nur in aerinqein Grade !
vor. Der nur schulqeinäß gebildete Dekorationsnialer
wird leicht nachholen, was die 5-chule nicht lehrt,
sondern nur die j?raris an die lhand qibt. 5oll aber
die ltlalerfachschule den lvettbewerb init der rein
schulinäßigen vorbildnng init Lrfolg aufnehinen, so
wird sich der Lehrgana beider nicht wesentlich unter-
scheiden dürfen. Sonst inüßte inan saqen: dnrch die
doppelte ltlöqlichkeit Dekorationsnialer zn werden wird
geradezu eine scharfe Grenzlinie zwischen Rünstlern
und lsandwerkern ini Dekorationsfache gezoqen. Der
ltnterschied zwischen beiden chchnlen liegt ja klar zn
Tage. Zn der Lachschule wird nur koxiert. Zn
der Runstaewerbeschule wird inöqlichst wenig kopiert,
dagegen das N a tu r st n d iuni nach allen Rrästen
betont und in den Vordergrund qesetzt. ltnd sicherlich !
niuß niit deni Naturstiidiuni niöglichst frühzeitig be-
gonnen werden. Zn llnierika ist es länqst schon sogar
iin Llenieiitarnnterrichte heiniisch.

Zedenfalls ist für den Dekorationsnialer, der
selbständig erfinden nnd höhere künstlerische 2lnsprüche
an sich stellen, sich an inonnniental künstlerischen Auf-
gaben beteiliqen will, das Natnrstudiuin ununigänglich
notwendiq. Nnr das Natiirstudiiini iin Verein niit
der Renntnis der technischen lttöglichkeit, der Grenzen
des Stoffes und der -löilfsniitkel verleiht die Fähigkeit
stilgerecht, knnstlerisch frei und selbständig zu schaffen.
Aber auch wo es sich uin geringere Aufgaben handelt,
ist das Natnrstudinni ein wesentlicher ljebel, sie richtig
nnd schön zn lösen. Anch einfache Aufgaben lafsen
eine stilgerechte erfreuliche Lösung zn. llber das
Linfachschöne war von jeher schwerer zu bewältigen
als das Reiche und Prächtige. ltnd auch hier er-
schließt nnr das Natnrstndinni die Guellen des Lchönen.
lver nur kopiert, deni entgeht das Verständnis des
lvaruin und lvie, dein fehlen die Lleinente des
selbständigen Lchaffens. Denn alle ltiinst, inag sie
noch so hoch nnd phantasievoll, niag sie noch so ein-
fach und schlicht sein, wurzelt in der Natur ebenso
sehr wie in der Technik. lvie will inan pflanzliche
Ornainente niit Verständnis nialen, ivenn inan nicht
die Pflanze selbst kennt? lVie will nian figürliche
Ornainente in befriedigender lveise nialen, ivenn nian
nicht den nienschlicheii nnd den tierischen ltörper künft-
lerisch studiert hat? Die künstlerischen ltnthaten, die
inan gerade anf deni Gebiete der Dekorationsinalerei
iniiner wieder zu sehen bekoniint, zengen laut davon,
wie notwendig das Natnrstiidinni ist. lvill die lttaler-
 
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