Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wcbt man in ücn ineisten cotädten Zndiens. chn vielen
iKeaenden werden die Frauen zu keiner Lcldarbeit
verwcndet, sandern weben nnd spinnen von frnbester
Aindbeit an. Gbaleich die ältere Generation den ein-
beiinischen Atosfen weqen ihrer Danerbaftiakeit den
vorzng vor den iinportierten aibt, niinint die Lin-
fnbrnna enropäischer Fabrikate doch von s)ahr zn
Zahr zn, da die Zngend sie ibrer inannigsaltigeren
!ittister, lebbasteren ffarben nnd größeren Billigkeit
wegen jenen vorziebt.

Das Lärben und Drncken der blattnne ist in
Zndien fast ganz in den Lsänden von Mnbanieda-
nern. Die Larben sind nieist Pflanzensarben nnd
darnni iveniger glänzend, als die cnropäischen Ani-
linfarben. Zst der ti'toff dnrch die bsände des Mä-
schers nnd Bleichers geqangen, so wird er in dein
fsarbesud gekocht nnd dann niit hölzernen Achlägeln
anf einein Block znr gleichniäßigen Derteilung der
.sarbc bearbeitet. Gedrnekt wird er niit hölzerncn
^>tenipeln, auf denen das Bbuster eingeschnitten ist.
s)st es cin Buntdruek, so wird eine Farbe nach der
andern verniittelst verschiedener ^tenipel anfgetragen.
Doch gibt cs noch ein anderes, viel angeivandtes
Derfahren, nin verschiedenfarbige Biinster zn erzengen.
Ls ist dasjenige, wclches znr kserstellnng der Mnster
in den bekannten, ostindischen Gaschentüchern dicnt.
Die Pnnkte nnd Streifen dieser Binster werden da-
dnrch erzeugt, daß nian sie znerst dnrch eine Art
roter Thonerde, die hernach ansgewaschen ivird, ab-
schließt. Darauf werden diese Stellen genan zn-
saininenaebunden. Daranf särbt inan den tr>toff
cin- odcr zweiinal, je nachdeni nian ein weißes AIu-
ster anf farbigein Grunde oder ein gelbes ans rotein
herstellen will. Gold- nnd ^ilberverziernnqen, die
auf Alnsselinen sehr beliebt sind, iverden init deni
tr>teinpel aufgetragcn, doch tränkt nian znvor die ge-
innsterten Stellen init einer Guinniilösnng. Natnrlich
sind solche chtoffe nicht waschbar.

Thintze iverden nieistens niit deni pinsel genialt.
Die ^toffe werden entweder glatt gewoben oder ge-
köxert. Line besonders hübsche Art des Röpers
heißt Nachtigallenange. Die genialten Mnster sind
niit großer Zartheit nnd Feinheit ausgesührt nnd er-
iiinern an die Fülle des Nankengewirrs der bsolz-
schnitzereien. An einer Seitenwand eines Sales
hängt eine solche gewebte nnd genialtc Tapete nnd
füllt den ganzen, weiten Nanni voni Lnßboden bis
zur Deeke ans. Zn der Atttte erbliekt nian einen
Bauni, anf dessen vielverschlnngeneii Zweigen bnnte
Nögel sich wieqen, während das reichc Aäuster der
Blätter, Blüten nnd Früchte sich in der doppelten
Vorte wiederholt, die znerst breit nnd dann schnial
an der Nante herninlänft. Geinusterte Nattnne wer-
den von den in Zndien lebenden Lnropäern niit Vor-
liebe znni Tapezieren dcr Zininier verwandt. Zhre
lebhaften Farben erheitern die Näunie nnd schützen
vor den Angriffen der Znsekten. Gold- und silber-
bedrnekte Stoffe werden vielfach als Norhänge be-
nützt, während die feincren das hochzeitliche Gewand
der indischen Bränte abgeben.

lDandert nian durch die niit ^eidenivebereien
gefüllten Nännie, so erkennt nian, daß „indische
^eide" nicht ein geschlossener Begriff ist, sondern in
bnndert feine Begriffsschattirnngen zerfällt, die nicht

nnr von der Art des Mebens nnd Färbens, sondern
noch niehr von der der 5eide selber abhängen.
Denn anch die Seidenranpe in Zndien gehört ver-
schiedenen 2lrten an, von deneii einige sich von den
Blättern der Nicinnspflanze nähren. Auch die Seide
wird anf verschiedene Meise gewoben, denn die den
Brahininen znnächst stehende Naste der Zndier zieht
die aus dein dnrchbrochenen Tocon gewoiiiiene Seide
der gewöhnlichen vor, da sie einen IBiderwillcn gegen
die Tötnng der Tiere hat. Die iin Niärz gewonnene
Seide gilt allgeinein für die beste, sie ist weicher,
glänzender nnd zarter als die in den andern Zahres-
zeiten. Fast jede Provinz Zndiens hat ihre beson-
deren Nlnster nnd IBebarten. Nianche Ääinine kann
inan, wie die Tlans des schottischen kfochlandes an
ihren Tartans, an der Znsaininenstellnng der Larben
und Nttister ihrer seidenen Gewänder nnterscheiden.
lllnch die Äeideninannfaktnr ist ähnlich wie die der
Baninwolle in den letzten Zahrzehnten znrüekgegangen,
doch niacht die britische Negiernng nenerdings bedeu-
tende Anstrengnngen, sie wieder zu heben.

Seide, init Gold- und Silberfäden dnrchwebt,
liefert den kostbaren Brokat, der entiveder ein geo-
inetrisches oder ein blniniges Figureninnster hat.
Nnter Goldfäden versteht inan jedoch nur vergolde-
ten Älberdraht, der nnechte Brokat wird ans ver-
goldetein oder versilbertein Nnpferdraht geinacht.
Die Nachfrage nach diesein kostbaren Stoff ist jedoch
iin Sinken begriffen, da die Berührung init Turopa
den Geschinaek des Zudiers bedentend verändert hat.
Diejenigen, die solche tcneren ^toffe tragen könnten,
ziehen cine einfachere, weniger anffällige Tracht vor,
während die Unbeinittelteii sie nicht mehr init ehr-
fnrchtigein Stannen betrachten. Doch werden diese
^toffe, ebenso wie die init Gold- nnd Ailberstiekerei
versehenen, vielfach zu Achabraeken, ^-ättelii und
Zauinzeug für pferde und Tlephanten gebrancht.
Die Äiekereien sind beiviinderungswürdig, wie die
Gewebe. Nor allein sind die ^tädte ain Ganges
dnrch ihre 5tiekereiarbeiten berühint. Die Nttister
sind wie die Brokate stereotvp. Die inühsainste 2lr-
beit in diesein Genre bereiten die bekanntcn Nasch-
inir-chchale, von dencn es zwei Arten gibt, die ge-
webteii, die ain tenersten sind, und die gestiekten.
Die Ueberprodnktion dieser letzteren hat sie gegen-
wärtig ans der Nkode gebracht, so daß sie kanin noch
dcn dritten Teil ihres frühercn Uterthes haben.
Uebrigens werden diese Schale nicht nnr in dein
Thale dcs bfiinalaya, sondern anch iin pendschab
dnrch Tinwanderer ans Uaschinir angcfertigt. Tr-
wähneii innß inan noch, daß die grün- und blan-
schillernden fslügeldeeken eines schönen Uäfers, sowie
kleine Stüekchen Spiegelglas hänfig znr Lrhöhnng des
Tffckts bei Atiekereien vcrwendet werden.

U)ährend inan dnrch die Geinächer schreitet, die
init diesen Schätzen angefüllt sind, darf inan nicht
die init kostbaren orientalischen Teppichen behänaten
IDäiide vergessen. Die Teppichweberei ist eigentlich
nicht in Zndien heiinisch, ihre Gebnrtsstätten sind die
weiten Steppenläiider Lentralasiens und die UAld-
nissc nördlich von persien. Anch diese Zndnstrie ge-
hört halbwegs schon der Vergangenheit an. Zn
Zndien, wo nian die persischen Teppiche von jeher
nnr nachgeahint hat, führt sie ein künstliches Leben
 
Annotationen