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Achat. Allcin die duftigen, pbantchtischcn Verschling-
nngen der indischen Arabeske, die gerade dnrch diese
Ligenschastcn auf dcn arabischen Ursprnng der Ver-
ziernng bindenten, stechen bedentend zmn Vorteil der
indischen Annstler gegen die Mosaiken des Palastes
von Delbi ab, die florentinischen nnd sranzösischen
Uünstlern ain bsose ti-chab Iebans zugeschrieben werden.
Die dicken Dögel nnd Lrüchte, die breiten Blätter dieser
Arbeiten erscheinen als Nachabniung von Gelbildern
in cinein sür den Ziveck wenig geeigneten Ltoff schwer-
sällig nnd plnnip.

Zn eineni Saale dieses tvtockwerkes sind öchninck-
sachen nnd Znwelen ansgestellt. Aein Mnnder, dafl
in diesein Bannie der Lchritt des wachtbabenden
sdolizisten langsanier und sein dlnge späbender wird,
denn, abgeseben von dcr Arbeit, baben diese Dinge
einen Mcrt von erstannlicher bsöbe. Zn einigen der
gläsernen ck-chränke besindet sich der Aönigsschatz von
Birnia, kostbare, aus Gold nnd Ldelsteinen gefertigte
Gerätschasten nnd Gewänder, die an die Mnnder ans,
Tansend und eine Nacht erinnern. Mären diese
Nnbinen, ck-inaragden und Dianianten in enropäischer
Meise geschlissen, welch sinneberückendes Gesnnkel
würden die von oben einsallenden Lichtstrablen bier
erzengen! Allein die Steine sind ineistens ohne öchlisf
gefaßt nnd glcichcn eber roten, grünen nnd weisstichen
ck>tücken Glases, als kostbaren Gdelsteinen. dlber dieser
scheinbare Ailangel wird durch die zierlichen nnd ge-
schinackvollen Ninster der ^assnngen ersetzt nnd ost
wirkt der niatte Glanz der tüteine wohlthnender nnd
harinonischcr als das grelle Gesunkel nnserer Znwelen

Zn einein pnnkte der Goldschiniedeknnst jedoch
übertrisst dic Annstsertigkeit der Indier bei weiteni die
dcr Lnropäer. Das ist in der F i l i g r a n a r b e i t.
Sie liesert so zarte nnd dnftige Arbeiten in Gold oder
ck-ilber, daß die lhand des Lrwachsenen nicht niehr
ansreicht, so geschnieidig nnd geschickt die Finger des
Zndiers anch sein inögen, sondern daß snr die seinsten
^iligranarbeiten nnr blinderhände verivendet werden.
dlllerdings stand diese Rnnst schon vor vielen Zahr-
hundertcn ans ihreni Gipsel nnd ist seitdein von Ge-
schlecht zn Geschlecht nnr vererbt worden. Dasselbe
gilt auch von andcrn Zweigen der Goldschmiedekunst,
goldene nnd init Zuwelen besetzte ck>chnnicksachen werden >
schon in den veden, den ältesten lhyninen der lVelt,
crwähnt. lVas inan von Lchinnck aus Bildern nnd
an alten Bildwerken erblickt, gleicht hänsig den chchninck-
sachen, die noch heute in Zndien getragen werden.
Die indischen Lrauen lieben den Gold- und Znwelen-
schinnck. Line lebensgroße weibliche Kgnr ain Lnde
des Sales gibt davon eine probe. llnwillkürlich
gedenkt inan an die Geschichtc der Saknntala, die
blalidasa in seineni Drania verherrlicht hat. Die lieb-
liche Anngfrau hatte bei ihreni Pflegevater, einein
heiligen Linsiedler, iin lValde gelebt nnd wnßte darnin
nichts von den Litelkeiten dieser lVelt. Nnn ereignete
es sich, daß der llönig des Landes einnial in sener
Gcgend jagte, das schöne lllädchen erblickte nnd sich
in sic verliebte. Nach seinein palast znrückgekehrt,
schickte er ihr eiiien Boten iiiit kostbaren Geschenken,
ljals- nnd Arinbändern, Ningen nnd Ghrgehängen
nnd vielen anderen Dingen, dcren Gebrauch sie nicht
kannte. Da fiel ihr ein, daß in deni lsnttchen, worin
sie lebte, an der lVand das Geinälde einer schönen

Fran hing, die reich geschinückt war, nnd von diesein
Bilde lernte Saknntala, wie sie ihre Bchinncksachen
anznlegen hätte. lllan kann der lieblichen Saknntala
ihre Derlegenheit nachsühlen, wenn nian die Schinuck-
trägerin betrachtet. Da ist ein Nasenring niit perlen
nnd Ldelsteinen, llrinringe, die einen Teil des Gber-
arines und die llälste des nnteren Arines bedecken,
Angerringe, die anch ani Daninen getragen werden
und die zwei Glieder der andern Anger verdecken;
llnöchel- nnd Zehenringe nnd perlenbüschel, init denen
die perlengestickten Sandalen besestigt find, endlich ljals-
bänder, lletten nnd Ghrgehänge von der Größe einer
lvallnnß. Nebrigens thnt die Arniut der ansge-
sprochenen vorliebe indischer Franen sür Kchinuck keinen
Lintrag, da dieser auch aus Glas, Messing und lack-
iertein Thon angesertigt wird. Gst ist sogar die llrbeit
an billigen Achinucksachen sorgsältiger, als an denen
ans edlen lltetallen nnd Lteinen, da diese hänfig als
eine Aapitalsanlage sür Zeiten der Not angesehen
werden. Denn der reiche Zndier kaust seine goldenen
und silbernen Schinncksachen nnd Gesäße nicht, sondern
bestellt sie bei dein Arbeiter, den er nur niittelniäßig
bezahlt, und liesert ihni Aketall und Steine. Dies ist
einer der lstauptgründe, waruin die Arbeit der wert-
vollsten Schnincksachen verhältnisinäßig roh ist. llebri-
gens sind die Arbeiter in der Goldschnnedeknnst ebenso
ck>pezialisten, wie die Arbeiter in allen anderen Gewerben
Zndiens. Znerst koinint das ll'ietall in die ljände
desjenigen dlrbeiters, der es in die Forin häininert,
dann wird es von cinein zweiten graviert oder getrieben,
woraus cin dritter die Steine einsetzt oder es einailliert.
Nenerdings ist noch die Diainantschleiserei hinznge-
koninien. Die verschiedenen lsandwerker gehören ver-
schiedenen llasten an.

Last alle Schinucksachen, sicherlich alle besseren,
sind ans der Nückseite eniailliert. Gst findet sich anch
an den Nändern und zwischen den Steinen Linail-
sarbe. Die Farben werden von innhainedanischen
llrbeitern in Lahore bereitet nnd je nach ihrer lvider-
standsfähigkeit ini Brennosen werden sie ans das Aletall
nach nnd nach ansgetragen. Gold niinint alle Farben
an, Lilber eine beschränkte Zahl, llupser nur drei
Larben, schwarz, weiß nnd rosa. Schinncksachen aus
Birnia sind hänfig niit Tainarindensast rot gesärbt.
Da kein anderes Aletall als Gold diese Larbe anniinint,
so gilt diese zngleich als Beweis sür die Lchtheit
des llletalls.

Linen bedentenden Nanni des Alnseuins nehnien
die llletallgefäße ein. Fast alle ljansgeräte sind in
Zndien ans llletall geinacht. Selbstverständlich konnten
nnr reiche Lente sie aus Gold oder Lilber haben.
Rnpser, Alessing nnd Bronze ersetzen den Unbegüterten
die Stelle der edlen Aletalle, aber die Lornien der
Geräte haben wegen des ininderwertigen Ltosses nicht
gelitten. Lrüchte, Baninblätter nnd die lsörner von
Tieren sind noch hente die beliebtesten Alnster. Noch
dient der Flaschenkürbis, der lvasserbehältsr des jAlgers,
als vorbild sür Llaschen nnd .ähnliche Gesäße, das
Blatt der Lotosblnine als Alnster sür Teller nnd
Lchüsseln, noch gilt das lsorn des Nashornes als das
beste Gefäß, nin darans den Göttern Wasser zn sprengen.
von den Metallgesäßen gilt dasselbe, was nian bei den
! Thongefäßen als Negel beinerkt. lveder Ansschinück-
nng noch jsarbe darf die Lorin des Gesäßes verdeckcn
 
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