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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Das badische Kunstgewerbe auf der Weltausstellung in Paris 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0012

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DAS BADISCHE KUNSTGEWERBE AUF DER WELTAUSSTELLUNG IN PARIS 1900

liehst bekannten Landesindustrien, der Uhrenfabrikation
des badischen Schwarzwaldes und der Bijouterie-In-
dustrie von Pforzheim, dann in die vom Badischen
Kunstgewerbeverein geleitete, sich über das ganze
Land ausdehnende Hauptgruppe, welche die übrigen
kunstgewerblichen Fachgebiete umfasst. Es sind dies:
die Möbelfabrikation, Marketerie, Holzschnitzerei,
Silberschmiedekunst, Bronze-Kunstschmiede- und
Emailletechnik, Medailleurkunst, Keramik, Glasmalerei,
Stickerei, Ledertechnik und die kirchliche Kunst. Alle
diese hier angeführten Gebiete sind in Paris mehr
oder minder umfangreich, manche auch nur in ein-
zelnen Firmen vertreten. Leider hat die in Baden

Bronzegruppe, Festgabe der badischen Städte zum 70. Geburtstage

S. K. H. des Grossherzogs Friedrich von Baden. Modelliert von

Prof. HERMANN GÖTZ, Karlsruhe.

ziemlich ansgedehnte Glasmalerei-Technik, welche in
Offenburg, Freiburg i. Br., Karlsruhe, Heidelberg, Mann-
heim und Konstanz bedeutende Geschäfte besitzt, in
Paris nur sehr spärlich ausgestellt und ist zu er-
hoffen, dass sie bei der im nächsten Jahre in Karlsruhe
stattfindenden Deutschen Glasmalerei-Ausstellung um
so mehr zur Geltung gelangt. Auch die sich eines
guten Rufes erfreuende badische Möbelindustrie ist
nicht in dem ihrer Bedeutung entsprechenden Um-
fange vertreten, denn es sind von ihr in Paris ins-
gesamt nur drei Kojen und mehrere Einzelmöbel
vorhanden und eine der grössten Firmen des Landes
(A. Dietler in Freiburg) hat kaum nennenswert aus-
gestellt. Der grösste Innenraum ist die Neueinrich-
tung des Trausaales von Karlsruhe, welche von der
dortigen Stadtgemeinde speziell aus Anlass der Pariser
Ausstellung in Auftrag gegeben wurde. Zum Zwecke
einer würdigen Repräsentation des Landes und zu-
gleich, um die Opfer der Beteiligung einzelner Aus-
steller zu erleichtern hat sich der Vorsitzende des
Badischen Kunstgewerbevereins an die verschiedenen
grösseren Städte des Landes gewendet und damit er-
reicht, dass den hierfür vorgeschlagenen Kräften von
den Städten Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Pforz-
heim, Freiburg i. Br. und Konstanz schöne und dank-
bare Aufgaben gestellt wurden. Insbesondere hat
aber auch Badens kunstsinniger Fürst, wie stets bei
früheren Anlässen, so auch jetzt wieder eine Reihe
bedeutender Aufträge erteilt und ebenso verschiedene
für die Ausstellung geeignete Arbeiten aus höchst-
dessen Privatbesitz zur Verfügung gestellt. Auch
einzelne gut situierte Private Hessen sich bereit finden,
geeignete Bestellungen zu machen. Die Grossh.
Kunstgewerbeschule Karlsruhe übernahm die künst-
lerische Leitung, Überwachung und Prüfung der
Arbeiten des Badischen Kunstgewerbevereins, jene in
Pforzheim die Direktive über die dortige Industrie
und die Furtwanger Staatsinstitute die Führung über
die Ausstellung der Schwarzwälder Uhrenfabrikation.
Eine besonders rege Thätigkeit entfaltete das Zeichen-
bureau und die verschiedenen Werkstätten der Karls-
ruher Schule, in welchen zahlreiche Entwürfe und
Modelle gefertigt und auch solche von Ausstellern ge-
prüft wurden. Nur durch das gemeinsame Zusammen-
wirken dieser verschiedenen Faktoren konnte dieses so
günstige Ergebnis der Beteiligung Badens erzielt
werden. Bei der Aufstellung selbst war Direktor
Götz längere Zeit in Paris anwesend, um die Arbeiten
des Landes in ihre zugewiesenen Plätze einzureihen
und ihre Anordnung persönlich zu leiten.

Leider konnte das bereits schon angeführte Trau-
zimmer des Karlsruher Rathauses in Paris nicht in
der Weise zur Aufstellung gelangen, wie an seinem
künftigen Bestimmungsorte, woselbst ihm eine Fenster-
wand eine weitaus günstigere Beleuchtung sichert, wie
auch das Mobiliar in anderer Anordnung unterge-
bracht wird. Wir haben daher in unserem Hefte in
dem Wandbilde von Direktor Götz (Abb. Seite 3)
und den beiden Thüren von Gebr. Himmelheber (Abb.
Seite 19 und 20) nur einzelne Details hier beigefügt
und werden später den Gesamtraum in seiner wirk-
 
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