DIE MODERNE DEKORATIONSKUNST IM LICHTE DER PARISER WELTAUSSTELLUNG 45
unter der Führung Lalique's und der ihm nahe-
stehenden Schmuckkünstler, eine breite moderne
Strömung und fast gar keine Arbeiten in bestimmt-
historischem
Charakter.
Hier finden
wir auch ei-
nige wenige,
modern ge-
haltene, sehr
feine und
wirkungs-
volle Aus-
stellungsauf-
bauten, alle
überragend
der Pavillon
von Lalique.
Was Frank- ^^^^
reich sonst
noch Her-
vorragendes in moder-
ner Dekorationskunst
geleistet hat, Iässt sich
der Hauptsache nach
um die Namen Galle,
Bing (L'art nouveau)
und Nationalmanufak-
tur von Sevres grup-
pieren. Von diesen
sind die Leistungen
des Hauses L'art nou-
veau insofern wieder
gesondert zu betrachten,
als hier die streng or-
namentale, moderne
Linienkunst gepflegt
wird, ohne oder doch
mit möglichst wenig
Naturnachahmung,
während Galle und
Lalique, wohl die bei-
den charakteristischsten
Erscheinungen unter
den auf der Ausstellung
vertretenen Meistern der
französischen Nutz-
kunst, den Schwer
punkt ihres Schaf-
fens auf dekorative
Naturwiedergabe
unter raffiniertester
Benutzung und in-
timster Kenntnis der
Materialschönheit]*
verlegen. Ähnliche
Ziele verfolgt die
moderne Dekoration
von Sevres, die na-
mentlich ein zartes,
breit und einfach be-
Teile des Theegeschirrs von STEINICKEN & LOHR (s. Seite vorher).
Muster geschützt.
handeltes Pflanzenornament von köstlicher Grazie und
Reinheit in der Linienführung pflegt. Somit überwiegt
in den angewandten Künsten dieser Abteilung, soweit
es sich nicht
um Arbeiten
im histori-
schen Sinne
handelt, die
dekorative
Nalumach-
bildung
durchaus,
die wir ihre
feinsten und
reifsten Blü-
ten in der
figuralen
Kleinplastik,
^^^^^ also nament-
lich den
Kunstbron-
zen, treiben sehen. Und
hier entwickelt sich
auch das am augenfäl-
ligsten, was als das
Vorbildlichste, das Aus-
gereifteste an der fran-
zösischen Moderne be-
zeichnet werden muss:
Die farbige Behandlung
des Materials. Als un-
erlässliche Vorbedin-
gung dazu ist die ge-
schickte, künstlerische
Behandlung des Mate-
rials überhaupt hervor-
zuheben, dessen leises
Leben unter der Form
im allgemeinen in er-
quicklichster Weise zu
Worte gelangt, wo-
durch rückwirkend die
Form wieder mit neu-
em selbständigen Leben
sich füllt. Das scheint
mir bis jetzt noch ein
Vorzug, namentlich der
französischen Metallbe-
handlung, gegen die
unsrige zu sein, wel-
che die Seele des
Materials leicht un-
ter Formen und Ge-
danken erstickt. —
Dann die farbige
Tönung. Sie geht
im allgemeinen auf
helle, kühle, spielend
-lebendige Farben-
stimmung aus, ver-
wendet, wenn ich
unter der Führung Lalique's und der ihm nahe-
stehenden Schmuckkünstler, eine breite moderne
Strömung und fast gar keine Arbeiten in bestimmt-
historischem
Charakter.
Hier finden
wir auch ei-
nige wenige,
modern ge-
haltene, sehr
feine und
wirkungs-
volle Aus-
stellungsauf-
bauten, alle
überragend
der Pavillon
von Lalique.
Was Frank- ^^^^
reich sonst
noch Her-
vorragendes in moder-
ner Dekorationskunst
geleistet hat, Iässt sich
der Hauptsache nach
um die Namen Galle,
Bing (L'art nouveau)
und Nationalmanufak-
tur von Sevres grup-
pieren. Von diesen
sind die Leistungen
des Hauses L'art nou-
veau insofern wieder
gesondert zu betrachten,
als hier die streng or-
namentale, moderne
Linienkunst gepflegt
wird, ohne oder doch
mit möglichst wenig
Naturnachahmung,
während Galle und
Lalique, wohl die bei-
den charakteristischsten
Erscheinungen unter
den auf der Ausstellung
vertretenen Meistern der
französischen Nutz-
kunst, den Schwer
punkt ihres Schaf-
fens auf dekorative
Naturwiedergabe
unter raffiniertester
Benutzung und in-
timster Kenntnis der
Materialschönheit]*
verlegen. Ähnliche
Ziele verfolgt die
moderne Dekoration
von Sevres, die na-
mentlich ein zartes,
breit und einfach be-
Teile des Theegeschirrs von STEINICKEN & LOHR (s. Seite vorher).
Muster geschützt.
handeltes Pflanzenornament von köstlicher Grazie und
Reinheit in der Linienführung pflegt. Somit überwiegt
in den angewandten Künsten dieser Abteilung, soweit
es sich nicht
um Arbeiten
im histori-
schen Sinne
handelt, die
dekorative
Nalumach-
bildung
durchaus,
die wir ihre
feinsten und
reifsten Blü-
ten in der
figuralen
Kleinplastik,
^^^^^ also nament-
lich den
Kunstbron-
zen, treiben sehen. Und
hier entwickelt sich
auch das am augenfäl-
ligsten, was als das
Vorbildlichste, das Aus-
gereifteste an der fran-
zösischen Moderne be-
zeichnet werden muss:
Die farbige Behandlung
des Materials. Als un-
erlässliche Vorbedin-
gung dazu ist die ge-
schickte, künstlerische
Behandlung des Mate-
rials überhaupt hervor-
zuheben, dessen leises
Leben unter der Form
im allgemeinen in er-
quicklichster Weise zu
Worte gelangt, wo-
durch rückwirkend die
Form wieder mit neu-
em selbständigen Leben
sich füllt. Das scheint
mir bis jetzt noch ein
Vorzug, namentlich der
französischen Metallbe-
handlung, gegen die
unsrige zu sein, wel-
che die Seele des
Materials leicht un-
ter Formen und Ge-
danken erstickt. —
Dann die farbige
Tönung. Sie geht
im allgemeinen auf
helle, kühle, spielend
-lebendige Farben-
stimmung aus, ver-
wendet, wenn ich