Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

DOI Artikel:
Zu unsern Bildern von der Pariser Weltausstellung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0060

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52

ZU UNSERN BILDERN VON DER PARISER WELTAUSSTELLUNG

Gestickte Kissen, nach Entwurf von Prof. M. LÄUGER, Karlsruhe, ausgeführt von dessen Frau (gesetzt, gesch.).

Stimmungen
über Raum-
einteilung,
Wahl des
Materials
und Farben
in sehr glück-
licher Weise
selbst getrof-
fen hat. Der
mattgelbe
Stuckmar-
mor der Ba-
dewanne
und die Um-
rahmungder
Badenische
ist von Ce-
der und
Schaaf in
Nürnberg,
die Verglasung der Decke von J. Scherer in Berlin
ausgeführt. Für den aus einzelnen Martnorstückchen
zusammengesetzten Fussboden kam ein ganz neues
Verfahren der Marmorindustrie Kiefer in Anwendung,
das ein weiches Verlaufen der angewandten Farbtöne
nach frei bewegtem Muster zuliess. Out in der Ab-
sicht, aber weniger gelungen war dies Verlaufenlassen
der Töne in den von der Fayence-Fabrik Utzschneider
& Co. gelieferten Fliesen der Wandbekleidung. Mo-
biliar (Sofa) und die Eingangsthüren zu den Klosett-
räumen waren in hell Cedernholz ausgeführt. Letz-
tere waren mit reichen Bronzebeschlägen verziert, die
allerdings für die Ausstellung nur in Imitation geliefert
waren. Die weisse Stucktonne hatte ein sehr inter-
essantes durch figürliche Motive belebtes in Flach-
relief gehaltenes Ornament erhalten.

Unter den Goldschmiedarbeiten ist der von Prof.
Fritz v. Miller ausgeführte Willkommpokal und der
Gralbecher nach Prof. Seders Entwurf von Theodor Hey-
den zu nennen. Der erstere ist ebenso wie vier grosse
silberne von Professor Widemann in Berlin herrüh-
rende Kandelaber, von denen zwei in Paris ausgestellt
waren, von
der Reichs-
tagskommis-
sion für die
künstlerische
Ausschmük-
kung des
Reichstags-
gebäudes in
Auftrag ge-
geben wor-
den unddazu

bestimmt,
bei festlichen
Anlässen als

Tafel-
schmuck zu
dienen. Die

Kamin-Vorsetzer, entworfen von Prof. M. LÄUOER, Karlsruhe (gesetzt, gesch.)

an und für
sich einfache
cylindrische
Grundform
ist durch
reiche Buk-
kelung und
Gliederung,
namentlich
durch den
mit Reiter-
statuetten in
architektoni-
scher Um-
rahmung
umgebenen
Mittelteil ge-
schmückt
worden. Ein-
zelne Teile
wiedieWap-
pen der Bundesstaaten am Deckel haben vielfarbiges
Email erhalten, dem als weiterer Schmuck unterhalb
dieses Wappenrings ein Reif in reichem Filigran mit
Türkisen, Opalen, Nephriten, Granaten hinzutritt.
Zwischen den Kaiserbildern (Heinrich I., Otto der
Grosse, Heinrich III., Barbarossa, Rudolf von Habs-
burg, Ludwig der Bayer, Maximilian I. und Wil-
helm I.), welche abwechselnd auf Figürchen und
Baumstämmen als Konsolträger stehen, sind Einzel-
motive altdeutscher Städtebilder aus München, Augs-
burg, Köln, Meissen, Nürnberg etc. angebracht, alles
in feinster Ciselierung durchgeführt. Inschriften auf
dem Rand des Fusses und an anderen Stellen stehen
im Zusammenhang mit der Bedeutung des Pokals als
Willkommbecher des Reichstags. Sie lauten:

»So alt kein Schatz im deutschen Reich,
Wie Wein vom Rhein, dem Golde gleich.«

Ferner: »Von Kraft erfüllt ein jeder Stamm,
An Ehren reich ein jeder Nam' —
Von Heimatlieb jed' Herz durchglüht,
In West und Ost, in Nord und Süd —
Im Kampf bewährt, in Treue gleich;
Gott schütz der Deutschen stolzes Reich.»

Der 86 cm
hohe Pokal
wird von

einem
drachentö-
tenden St.
Georg be-
krönt.

Der Gral-
becher von
Heyden in

München
nach Profes-
sor Seder's
Entwurf ist

ein auf's
reichste mit
Edelsteinen
 
Annotationen