BISCUITFIOUREN AUS DER FOLGE VON TÄNZERINNEN, MODELLIERT VON LEONARD,
MANUFACTUR VON SEVRES.
DIE KUNSTTOPFEREI
AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNO
Von O. v. Falke.
Der offizielle Katalog der keramischen Klasse
führt die stolze Reihe von nahezu tausend
Ausstellern auf und erzielt damit unter allen
Zweigen des Kunstgewerbes den höchsten Record.
Wenn davon auch gar manche selbst für geübte
Ausstellungsgeographen unauffindbar geblieben sind
und unter den wirklich Erschienenen allerlei exotische
oder koloniale Aussteller figurieren, die nur ein paar
primitive und kaum verglühte Töpfchen ohne Belang
zur Stelle gebracht haben, so bleibt doch ein so im-
posantes Massenaufgebot leistungsfähiger Betriebe übrig,
dass das dadurch gebotene Bild der keramischen
Kunst der Gegenwart schwerlich erhebliche Lücken
aufweisen dürfte.
Unbestreitbar ist der Gesamteindruck ein sehr
günstiger, obwohl Frankreich, das mit 262 — meist
ernsthaften — Ausstellern weitaus den breitesten Raum
einnimmt, grade wegen der Menge des Materials sich
mit einer recht lagerhausmässigen Aufbringung begnügt
hat. Wer Zeit und Mühe nicht scheute, sich durch
die Massen der nichtssagenden Durchschnittswaren
ohne Erschlaffung durchzuarbeiten und seine Aufmerk-
samkeit auf die neuen Erscheinungen von selbständiger
Bedeutung zu begrenzen, der wird sich der Überzeugung
nicht verschliessen können, dass die Keramik wiederum
in eine Periode lebendigen Aufschwunges, ebenso sehr
in technischer wie in künstlerischer Hinsicht einge-
treten ist. Das ist von seiten des kaufenden Publikums
trotz der zum Teil abschreckenden Ausstellungspreise
- die Japaner haben darin wohl die grösste Unver-
frorenheit entfaltet — in ganz erfreulichem Masse
anerkannt worden. Grade die sachkundigsten Käufer,
ich meine damit die Leiter der kunstgewerblichen
Museen, haben einen sehr grossen Teil ihrer Mittel
auf dem Altar der modernen Keramik geopfert. Das
ist erklärlich und berechtigt, denn die moderne kunst-
gewerbliche Richtung, deren Spuren von den Museen
mit besonderem Eifer aufgesucht wurden, hat zwar
auf vielen Gebieten interessante Versuche, aber nur
auf sehr wenigen so ausgereifte und allseitig befrie-
digende Ergebnisse zu verzeichnen, wie in der Töpfer-
kunst.
Es ist eine bemerkenswerte Erscheinung, dass wie
vor zweihundert Jahren, die ostasiatische Kunst wieder
bei der Geburt der neuen europäischen Keramik Ge-
vatter gestanden oder vielmehr die wichtigeren Ammen-
13*
MANUFACTUR VON SEVRES.
DIE KUNSTTOPFEREI
AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNO
Von O. v. Falke.
Der offizielle Katalog der keramischen Klasse
führt die stolze Reihe von nahezu tausend
Ausstellern auf und erzielt damit unter allen
Zweigen des Kunstgewerbes den höchsten Record.
Wenn davon auch gar manche selbst für geübte
Ausstellungsgeographen unauffindbar geblieben sind
und unter den wirklich Erschienenen allerlei exotische
oder koloniale Aussteller figurieren, die nur ein paar
primitive und kaum verglühte Töpfchen ohne Belang
zur Stelle gebracht haben, so bleibt doch ein so im-
posantes Massenaufgebot leistungsfähiger Betriebe übrig,
dass das dadurch gebotene Bild der keramischen
Kunst der Gegenwart schwerlich erhebliche Lücken
aufweisen dürfte.
Unbestreitbar ist der Gesamteindruck ein sehr
günstiger, obwohl Frankreich, das mit 262 — meist
ernsthaften — Ausstellern weitaus den breitesten Raum
einnimmt, grade wegen der Menge des Materials sich
mit einer recht lagerhausmässigen Aufbringung begnügt
hat. Wer Zeit und Mühe nicht scheute, sich durch
die Massen der nichtssagenden Durchschnittswaren
ohne Erschlaffung durchzuarbeiten und seine Aufmerk-
samkeit auf die neuen Erscheinungen von selbständiger
Bedeutung zu begrenzen, der wird sich der Überzeugung
nicht verschliessen können, dass die Keramik wiederum
in eine Periode lebendigen Aufschwunges, ebenso sehr
in technischer wie in künstlerischer Hinsicht einge-
treten ist. Das ist von seiten des kaufenden Publikums
trotz der zum Teil abschreckenden Ausstellungspreise
- die Japaner haben darin wohl die grösste Unver-
frorenheit entfaltet — in ganz erfreulichem Masse
anerkannt worden. Grade die sachkundigsten Käufer,
ich meine damit die Leiter der kunstgewerblichen
Museen, haben einen sehr grossen Teil ihrer Mittel
auf dem Altar der modernen Keramik geopfert. Das
ist erklärlich und berechtigt, denn die moderne kunst-
gewerbliche Richtung, deren Spuren von den Museen
mit besonderem Eifer aufgesucht wurden, hat zwar
auf vielen Gebieten interessante Versuche, aber nur
auf sehr wenigen so ausgereifte und allseitig befrie-
digende Ergebnisse zu verzeichnen, wie in der Töpfer-
kunst.
Es ist eine bemerkenswerte Erscheinung, dass wie
vor zweihundert Jahren, die ostasiatische Kunst wieder
bei der Geburt der neuen europäischen Keramik Ge-
vatter gestanden oder vielmehr die wichtigeren Ammen-
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