DIE KUNSTTÖPFEREI AUF DER PARISER WELTAUSSTELLUNG
95
FAYENCEN VON FRAU SCHMIDT-PECHT, KONSTANZ.
sichtigen, an die chinesischen grains de, riz-Porzellane
erinnernden Emaildekorationen von Naudot in Paris.
In Holland, das bisher hauptsächlich durch seine
Fayencen in Altdelfter Blaumalerei, von Joosd, Thooft
und Labouchere und anderen, bekannt war, hat die
Fabrik Rozenburg im Haag unter Leitung von Juriaan
Kock eine ganz neue und originelle Gattung von
dünnem, leichten Frittenporzellan mit mehrfarbiger,
auf Biscuit gemalter und von durchsichtiger Glasur
überfangener Malerei herausgebracht. Die Gefäss-
formen sind ebenso graziös wie eigenartig, die Motive
der Malerei japanisch angehaucht. Das ältere Genre
der Rozenburg, Fayencen mit dunkelfarbiger Malerei
unter glänzender Bleiglasur, hat seither bei mehreren
holländischen Keramikern Nachahmung, aber keine
Fortbildung gefunden.
An der japanischen Keramik haben die Verehrer
der Kunst dieses Landes wenig Freude erlebt. Weit-
aus das Meiste an Porzellan und Steingut ist unver-
kennbare Exportware, mit allen Fehlern, der Äusser-
lichkeit und Aufdringlichkeit der Dekoration, die diesen
Erzeugnissen seit jeher eigentümlich waren. Manche
haben das •Entgegenkommen an den europäischen
Geschmack so weit getrieben, dass sie auf japanische
Motive überhaupt verzichteten und dafür Nachbildungen
europäischer Landschaften, der milonischen Venus
und ähnliches wählten. Infolge dieses allgemeinen
Niederganges des nationalen Geschmacks sind neben
den bereits erwähnten Arbeiten Miyagawa's bei den
Japanern umgekehrt wie in der europäischen Keramik
gerade diejenigen Erzeugnisse die erfreulichsten, die
sich eng an ältere Erzeugnisse anschliessen. Dazu
gehören die von zahlreichen Töpfereien ausgestellten
sogenannten Nabeshimaporzellane, bei deren Verzierung
jetzt auch Holzschnitte von Hokusai als Vorlagen be-
nutzt werden, das Yatsushirosteingut mit aus weissem
und schwarzem Thon unter der Glasur eingelegten
Mustern, ferner die Steinzeuggefässe mit farbigen
Glasuren. Man kann den Verfertigern dieser Töpfe-
reien das Zeugnis nicht versagen, dass sie in der
Nachahmung ihrer Altsachen grosse Geschicklichkeit
entfalten.
Dasselbe gilt auch von den Italienern; damit ist
aber auch das beste gesagt, was man der italienischen
Keramik nachrühmen kann. Ziemlich die einzige
Befriedigung, welche die grossen Mengen von Majo-
liken erwecken, die im italienischen Haus an der
Nationenstrasse aufgestapelt sind, ist die Erinnerung an
die Meisterwerke der Renaissance. Die Ansätze zu
selbständiger und moderner Erfindung, die bei der
Manufattura de Signa in Florenz und bei Ruggeri in
Pesaro zu sehen sind, bleiben noch vereinzelt und
stehen ausserdem einer in der englischen Keramik
schon vorübergegangenen Richtung nahe.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind erst
gelegentlich der Chicagoer Ausstellung in die Ge-
schichte der Töpferkunst mit den Rookwood-Potteries
eingetreten. Diese Fayencen zeigen auch jetzt alle
damals bewunderten Vorzüge, die Feinheit der An-
gussmalerei, die weiche Abtönung der Grundfarben
und den klaren Glanz der Glasur; merkbare Fort-
schritte sind aber nicht zu entdecken. Aus der langen
Reihe der übrigen — meist dilettantischen — Keramiker
Amerikas ragt nur eine neue Firma als wirklich be-
deutend hervor. Es ist die Orueby Faience Co. in
Boston, die bisher unbekannte Vasen mit vorwiegend
grüner, leicht gesprenkelter oder zart geäderter Glasur
und ruhig bewegten Formen zur Ausstellung brachte.
95
FAYENCEN VON FRAU SCHMIDT-PECHT, KONSTANZ.
sichtigen, an die chinesischen grains de, riz-Porzellane
erinnernden Emaildekorationen von Naudot in Paris.
In Holland, das bisher hauptsächlich durch seine
Fayencen in Altdelfter Blaumalerei, von Joosd, Thooft
und Labouchere und anderen, bekannt war, hat die
Fabrik Rozenburg im Haag unter Leitung von Juriaan
Kock eine ganz neue und originelle Gattung von
dünnem, leichten Frittenporzellan mit mehrfarbiger,
auf Biscuit gemalter und von durchsichtiger Glasur
überfangener Malerei herausgebracht. Die Gefäss-
formen sind ebenso graziös wie eigenartig, die Motive
der Malerei japanisch angehaucht. Das ältere Genre
der Rozenburg, Fayencen mit dunkelfarbiger Malerei
unter glänzender Bleiglasur, hat seither bei mehreren
holländischen Keramikern Nachahmung, aber keine
Fortbildung gefunden.
An der japanischen Keramik haben die Verehrer
der Kunst dieses Landes wenig Freude erlebt. Weit-
aus das Meiste an Porzellan und Steingut ist unver-
kennbare Exportware, mit allen Fehlern, der Äusser-
lichkeit und Aufdringlichkeit der Dekoration, die diesen
Erzeugnissen seit jeher eigentümlich waren. Manche
haben das •Entgegenkommen an den europäischen
Geschmack so weit getrieben, dass sie auf japanische
Motive überhaupt verzichteten und dafür Nachbildungen
europäischer Landschaften, der milonischen Venus
und ähnliches wählten. Infolge dieses allgemeinen
Niederganges des nationalen Geschmacks sind neben
den bereits erwähnten Arbeiten Miyagawa's bei den
Japanern umgekehrt wie in der europäischen Keramik
gerade diejenigen Erzeugnisse die erfreulichsten, die
sich eng an ältere Erzeugnisse anschliessen. Dazu
gehören die von zahlreichen Töpfereien ausgestellten
sogenannten Nabeshimaporzellane, bei deren Verzierung
jetzt auch Holzschnitte von Hokusai als Vorlagen be-
nutzt werden, das Yatsushirosteingut mit aus weissem
und schwarzem Thon unter der Glasur eingelegten
Mustern, ferner die Steinzeuggefässe mit farbigen
Glasuren. Man kann den Verfertigern dieser Töpfe-
reien das Zeugnis nicht versagen, dass sie in der
Nachahmung ihrer Altsachen grosse Geschicklichkeit
entfalten.
Dasselbe gilt auch von den Italienern; damit ist
aber auch das beste gesagt, was man der italienischen
Keramik nachrühmen kann. Ziemlich die einzige
Befriedigung, welche die grossen Mengen von Majo-
liken erwecken, die im italienischen Haus an der
Nationenstrasse aufgestapelt sind, ist die Erinnerung an
die Meisterwerke der Renaissance. Die Ansätze zu
selbständiger und moderner Erfindung, die bei der
Manufattura de Signa in Florenz und bei Ruggeri in
Pesaro zu sehen sind, bleiben noch vereinzelt und
stehen ausserdem einer in der englischen Keramik
schon vorübergegangenen Richtung nahe.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind erst
gelegentlich der Chicagoer Ausstellung in die Ge-
schichte der Töpferkunst mit den Rookwood-Potteries
eingetreten. Diese Fayencen zeigen auch jetzt alle
damals bewunderten Vorzüge, die Feinheit der An-
gussmalerei, die weiche Abtönung der Grundfarben
und den klaren Glanz der Glasur; merkbare Fort-
schritte sind aber nicht zu entdecken. Aus der langen
Reihe der übrigen — meist dilettantischen — Keramiker
Amerikas ragt nur eine neue Firma als wirklich be-
deutend hervor. Es ist die Orueby Faience Co. in
Boston, die bisher unbekannte Vasen mit vorwiegend
grüner, leicht gesprenkelter oder zart geäderter Glasur
und ruhig bewegten Formen zur Ausstellung brachte.