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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

DOI article:
Joel, Eduard: Kunstgewerbliche Synagogenschätze
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0155

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KUNSTGEWERBLICHE SYNAGOGENSCrIÄTZE

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abschritt und ihres Standortes einen grossen Teil
der Kunstbethätigung in der Synagoge einnimmt, so
äussert sie sich doch auch in manch anderer Richtung.
So spielt die Beleuchtung bei den oft abends statt-
findenden Gottesdiensten eine grosse Rolle. Die dabei
zur Verwendung gelangenden Kronen, Leuchter und
Kandelaber sind oft reich verziert. Eine besonders
eigenartige Form bietet der in jeder Synagoge befind-
liche achtarmige Leuchter, dessen Lichter sämtlich in
einer Reihe stehen, ähnlich dem siebenarmigen im
Salomonischen Tempel. Bei der Grösse des Leuch-
ters (oft ist er 1 */2 bis 2 m hoch) finden die un-
edlen Metalle, namentlich Messing, reichliche Ver-
wendung. Wie bei dem Leuchter im Tempel sind
Blätter und Blüten, die an den halbkreisförmig an-
steigenden Röhren sitzen, Hauptmotive der Verzie-
rungen. Reizende Muster finden sich auch unter den

vor der heiligen Lade hängenden, sogenannten ewigen
Lampen.

Pokale und Becher, Riechdosen, Schalen, Kannen
und Becken, sämtlich aus Silber, gehören zum stehen-
den Inventar der Synagogen; Gebetbücher mit oft
entzückend gemalten Initialen, prächtigen Einbänden
und Schlössern fehlen selbstverständlich nicht, und
Tischler und Tapezierer finden nicht nur im Gestühl,
sondern auch in zu bestimmten rituellen Zwecken
verwendeten Stühlen und Kissen Gelegenheit, höhere
Kunstfertigkeit zu zeigen.

Aber ein Schatzgräber würde, ebenso wie in den
Synagogen, eine Fülle künstlerisch schöner und charakte-
ristischer Gegenstände auch in jüdischen Privathäusern,
welche an den überlieferten religiösen Gebräuchen noch
festhalten, finden.

Hamburg. EDUARD JOEL.

SCHRANK AUS VEILCHENHOLZ MIT EINLAGEN IN GRAU BIRKE,

NACH ENTWURF VON H. E. v. BERLEPSCH,

AUSGEFÜHRT VON PÖSSENBACHER, MÜNCHEN

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