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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Rückschauende Ausstellung der Erzeugnisse französischer Kunst und französischen Kunstgewerbes in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0200

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RUCKSCHAUENDE AUSSTELLUNG DER ERZEUGNISSE FRANZÖSISCHER KUNST

193

Am Ende des 15. Jahrhunderts tritt eine Änderung
in der Limousiner Fabrikation ein, indem die Arbeiten
in Grubenschmelz durch das Maleremail verdrängt
werden; es bedeutete dies zweifellos einen technischen
Fortschritt, fraglich ist es nur, ob die neuen Erzeug-
nisse den Reiz und die warmen Farben der älteren
in Vergessenheit gebracht haben. Die frühesten Email-
maler Monvaerni, Nardon Penicaud und Jean I Penicaud
sind durch eine Reihe von Platten und Triptychen
ehrenvoll vertreten. Von den Bildnissen, denen Leonard
Limosin, der hervorragendste Emailmaler, seine Erfolge
verdankt, sind diejenigen von Katharina von Medici,
von Elisabeth von Frankreich, Gemahlin Philipp's II.
von Spanien und von Ludwig Gonzaga, Herzog von
Nevers, ausgestellt, ferner zwölf grosse Platten mit
den Aposteln, nach Zeichnungen von Michel Rochetel.
Unter den Prunkgeräten für die Tafel sind eine Reihe
von bezeichneten Arbeiten der bedeutendsten Künstler
vorhanden, darunter eine Schüssel von Leonard Limosin
mit dem Wappen der Montmorency und einem
Feste der Götter, wobei Heinrich II. von Frank-
reich und sein Hof unter den Gestalten Jupiters
und des Olymps dargestellt sind. Pierre Ray-
mond, Jean de Court, Martin Didier, Pierre
Courtois, Couly Noylier sind durch Schalen,
grosse Leuchter, Salzfässer und Kassetten vertreten,
die Penicaud durch schöne, Grau in Grau ge-
malte Platten.

Die Taschenuhren aus dem 16. Jahrhundert
sind reichlich und durch wundervolle Beispiele
der französischen Uhrmacherkunst dieser Zeit
vertreten, und ein neben ihnen ausgestellter,
gleichzeitiger Rosenkranz ist ein ebenso hüb-
sches, wie merkwürdiges Stück.

Von Stoffen sind aus dem Schatze der
Kathedrale von Sens herrliche Erzeugnisse des
11. Jahrhunderts mit Greifen und Vögeln in
orientalischem Stile und Klingelbeutel aus dem
14. Jahrhundert ausgestellt; andere Kirchen-
schätze haben eine Dalmatica und einen ganz
orientalischen Chorrock beigesteuert. Die Stickerei
des 14. Jahrhunderts ist noch durch einen
Chorrock mit biblischen Darstellungen, einen
Altarbehang und ein Kreuz vertreten. Kasein
aus dem 16. Jahrhundert, deren Kreuze mit Hei-
ligenfiguren geschmückt sind, sind in Menge
vorhanden; Chorröcke und Kasein eines Erz-
bischofs sind gute Beispiele der prunkvollen und
etwas schweren Kunst des 17. Jahrhunderts;
an den zarten Blumenstickereien des 18. Jahr-
hunderts herrscht ebenfalls Überfluss.

Unter den Lederarbeiten sind eine Kassette
aus dem 15. Jahrhundert mit der Anbetung
der Könige zu nennen, eine weitere, in lebhaften
Farben gehaltene und ein wappengeschmückter
Behälter für eine Elfenbeinarbeit.

Medaillen sind durch zwei ganze Sammlungen
vertreten; eine Folge galvanischer Nachbildungen von
Münzen und Siegeln bildet nebst dazu gehörigen,
meist von Stadtbibliotheken hergeliehenen Hand-
schriften eine ergiebige Geschichtsquelle.

An das Ende seiner Besprechung der rückschauen-
den Ausstellung stellt der Artikel unter der wenig
bestimmten Bezeichnung von Hauseinrichtung sowohl
das Mobiliar im eigentlichen Wortsinne, als auch
Werke der Bildhauerei und Malerei. Dies geschieht,
weil angeblich ein solches Verfahren die Aufzählung
der Gegenstände leichter und übersichtlicher macht;
in der That ist aber der ganze Rest des Artikels
nichts weiter, als eine trockene Aneinanderreihung
einer verwirrenden Menge von Gegenständen nebst
Benennung ihrer Besitzer oder Aufbewahrungsorte,
jedoch ohne jede Hervorhebung ihrer bezeichnenden
Merkmale und ohne das allermindeste Interesse.

L.

ECKSOFA IN VEILCHENHOLZ MIT SEIDENBEZUG

ENTWORFEN VON H. E. V. BERLEPSCH,
AUSGEFÜHRT VON PÖSSENBACHER, MÜNCHEN

Kunstgewerbeblatt. N. F. XII. H. 10.

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