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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 12.1901

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Köhler, F. E.: Das Porzellandenkmal Friedrich August III. von Sachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4878#0230

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DAS PORZELLAN DENKMAL

FRIEDRICH AUGUST III. VON

SACHSEN1)

Von F. E. Köhler-Hausen

S ist eine der seltsamsten Thatsachen auf dem Gebiete der Kunst-
geschichte, dass eine für die Geschichte der Kunst und des Kunst-
gewerbes so bedeutsame Erscheinung wie August der Starke erst
in unseren Tagen die wissenschaftliche Würdigung durch den Kunst-
historiker zu erfahren beginnt. Besonders verwunderlich erscheint
es, dass August des Starken eigentliches Kind auf dem Gebiete der
Kunst, das Meissner Porzellan, bisher von der Wissenschaft als
Stiefkind angesehen wurde, obgleich es dem Künstler ein wunderbar
ausdrucksfähiges und selten dauerhaftes Material in die Hand gab.
Freilich hat das Meissener Porzellan im wesentlichen dem kleineren
Kunsthandwerk gedient, doch dass es nur stellenweise sich zum
wahren Kunstmaterial aufschwingt, hat seinen Grund wohl darin,
dass es nur einmal einen Künstler gehabt hat. Dieser Künstler ist
Johann Joachim Kandier, der an der Meissner Fabrik von 1732
bis 1776 beschäftigt war und eine Menge der besten Meissner
Stücke aus der plastischen Schule schuf; vor allem lag sein Ver-
dienst in der Schöpfung der berühmten Tierstücke, einer
grossen Menge von Figuren und Gruppen, einer Anzahl
wirklicher grosser, plastischer Arrangements, wie »Der Tod
des heiligen Franziskus« und »Die Kreuzigung«. Wie sehr
Kandier sich als Bildhauer fühlte, beweist der Umstand,
dass er auch gelegentlich zwei Grabdenkmäler für Meissner
Bürger in Sandstein ausführte; diese beiden noch erhaltenen
Grabdenkmäler zeigen zugleich, wie sehr mit Recht er sich
für einen Bildhauer hielt. Es erscheint, wenn man die
grosse Dauerhaftigkeit und Wetterfestigkeit des Porzellans
in Betracht zieht, als ganz naturgemäss, dass sich bei diesem
hervorragenden Künstler, dessen Lebensaufgabe die Bearbei-
tung des immerhin spröden und schwer zu behandelnden Materials war, der Wunsch herausstellte, mit diesem
Material ein monumentales Kunstwerk zu schaffen. So deckte es sich völlig mit seinen Wünschen, als im
Jahre 1741 der Kurfürst von Sachsen und König von Polen August III. mit dem Wunsche an ihn herantrat,
ein grosses Denkmal von Porzellan zu bilden, das auf einem öffentlichen Platze Dresdens aufgestellt werden
sollte. Unverzüglich nahm Kandier die Arbeit in Angriff, die ihn sein ganzes Leben hindurch beschäftigte
und dennoch nie zum Abschluss kam.

Die Schwierigkeiten, die dem Unterfangen entgegenstanden, hatten ihren Ursprung in dem Material
selbst. Zunächst ist der Umstand zu berücksichtigen, dass vorher niemals ein Monument von nur annähernder
Grösse auf einem keramischen Wege hergestellt worden war. Sicher aber ist, dass in seiner Um-
gebung niemals der Gedanke an die Unmöglichkeit der Ausführung bei seinen Lebzeiten ausgesprochen

1) Die folgende Darstellung folgt im wesentlichen dem Werke von Jean Louis Sponsel, Kabinettsstücke der Meissner
Porzellan-Manufaktur, Leipzig, Hermann Seemann Nachfolger, dem auch die beigegebenen Illustrationen ent-
nommen sind.

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