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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Museen und Volksbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0056

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MUSEEN UND VOLKSBILDUNG

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eher, als es die künstlerische Abbildung oder
Beschreibung dieser Objekte versteht. Der
Weg zur Vorstellung führt somit über den
Natureindruck. Wo dieser eine gewisse
Schärfe und Klarheit erreicht — und das tut
er bekanntermaßen bei Erwachsenen in außer-
ordentlich geringerem Maße als beim Kinde
— da wird die Vorstellung, das Sekundäre,
kräftig sein. Es wird sich also darum han-
deln, das Sehen in erster Linie zu kultivieren,
das heißt die Erkenntnis der Form durch
Nachbildung derselben, nicht durch »An-
blicken«, das »Sehen« also aus einem rein
mechanischen Vorgang zu etwas Höherem
zu gestalten. Das ist nur möglich durch
immer wiederkehrende Übung. Wie wenig
vertraut im allgemeinen das Auge mit der
tatsächlichen Erscheinung ist, kann man oft
sehen, wenn z. B.
das schlagend

wahre Bild eines
Familienangehöri-
gen zum erstenmal
in größerem Kreise
gesehen wird. Man
entdeckt auf dem
Bild Dinge, die
am natürlichen Mo-
dell kaum beachtet
werden. Die mei-
sten Menschen
werden in die
größte Verlegen-
heit kommen,
wenn sie sagen
sollen, wie ihr
tagtägliches ge-
brauchtes Eßbe-
steck genau ge-
nommen aussieht.

Dem kann, dem ^^^^^^^^^^^^^
wird abgeholfen
werden durch eine

rationellere Erziehung des Auges als sie bis-
her im Schwange war.

In dieser Hinsicht sind nun die ameri-
kanischen Museen durchaus vorbildlich, denn
bei ihrer schon vorhin berührten Trennung
in rein wissenschaftliche Anstalten und Schau-
museen tritt als wichtiges Moment bei den
ersteren der enge Kontakt mit der Schule
auf. Darüber gibt »The Chiidrens Room
in the Smithsonian Institution, Washington,
Governement Printing Office« und andere

Museumsjahresberichte klaren Aufschluß.
Dem Vorberichte für die XII. Konferenz der
»Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtseinrich-
tungen < in Mannheim, 21. und 22. Sep-
tember 1903, war ein diesbezüglicher, kurz
und sachlich gehaltener Artikel von Direktor
A. B. Meyer in Dresden beigegeben. Ihm
sind allerlei Details entnommen.

Fast alle, auch die nach ihrer wissen-
schaftlichen Tätigkeit hin bekanntesten Mu-
seen, haben Kinderabteilungen, das heißt
Sammlungen und dazu gehörende Biblio-
theken, welche den Anschauungsunterricht in
leichtfaßlicher Weise unterstützen und die
Grenzen des kindlichen Auffassungsvermögens
nicht überschreiten. Welche Besuchsziffern
dabei herauskommen zeigt z. B. das Brook-
lyner Museum für Künste und Wissenschaften,

das im Jahre 1902
von 84 000 Kin-
dern benutzt wur-
de. The Clüldrens-
Museum Bulletin
erscheint, heraus-
gegeben von der

Anstaltsleitung,
monatlich und
bringt in leichtfaß-
licher Form eine
Menge von Beleh-
rung, ohne jenen
süßlich verlogenen
Ton.dersovieleun-
serer Schülerzeit-
schriften durch-
zieht. Schlechtes
Illustrationsmate-
rial kommt dabei
niemals in Ver-
wendung. Ver-
gleicht man damit
den Zustand man-
cher unserer Gym-
nasialbibliotheken, die mitunter den ärgsten
Schund, Indianerliteratur und dergleichen
aufzuweisen haben, so bekommt man eine
Vorstellung davon, welch geringe Wert-
schätzung diesen höchst wichtigen Dingen
manchenorts beigemessen werden. So viele
unserer Schulmänner sind in erster Linie
Gelehrte, weit weniger aber Pädagogen,
deren wirkliche Geschmacksbildung bei ihrem
Amte ein wesentliches Wort mitspricht.
In Washington ist der bekannte Physiker

ERNST RIEGEL,

MÜNCHEN,

CHATELAINE UND

MANSCHETTENKNOPF

AUS VERGOLDETEM

SILBER MIT TÜRKIS,

HANDLEUCHTER IN

MESS1NGGUSS
 
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