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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Museen und Volksbildung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0062

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KLEINE MITTEILUNGEN

53

Pflanzen- und Tierwelt der Heimat ein unbekanntes
Reich bleibt!

Wenn also von Volksmuseen und von der
Nutzbarmachung der Museen für das Volk die Rede
ist, so sei die erste Bedingung, daß nicht »der
Professor« solche Unternehmungen leite, es sei denn,
daß er Volkskreisen entstamme und daher wisse,
wie sehr verschieden diese Welt ist von derjenigen
der akademischen Anschauungen und Gepflogenheiten.
Am Unverständlichen bildet sich der Sinn des
Lernenden niemals; das schlimmste, was der ganzen
sozial hochbedeutsamen Bewegung passieren könnte,
wäre, daß andere als etwa administrative Verfügungen
von den grünen Tischen kämen, an denen bekannter-
maßen nicht immer das beste Deutsch gesprochen
wird. Was in Mannheim bei der Museumkonferenz
fehlte, war die Klarstellung der Frage: Wessen be-
darf das Volk, um die Schätze der Museen würdigen
zu lernen?

»Rationelle Vorschalung, Bruch mit dem ganzen
Schulsystem, das den Menschen nicht zur vernünftigen
Entwickelung kommen läßt« hätte die Antwort lauten
müssen. Dann würden auch die »Gebildeten« viel-
leicht manches lernen können, was ihnen heute noch
völlig fehlt. Mit der wissenschaftlichen Behandlung
der Sache ist manches, bei weitem nicht alles, zu

erreichen, denn der beste Wille ersetzt, genau wie
beim Museumsbau, die mangelnde Kenntnis der
Wirklichkeit nicht. Wenn aber vorerst irgend eine
Gesellschaftsschicht der hier notwendigen Praxis er-
mangelt, so ist es jene der Gelehrten. Der Weg zur
Eröffnung der Museen für das Volk führt nie und
nimmer über das Katheder, ebensowenig wie der
Weg zu einer Volkskunst über jene ausgeklügelte
Einfachheit führt, die vielfach eine Erscheinung der
modernen Kunst, nicht aus angeborener Liebe zur
Einfachheit entsprungen ist, sondern einer Über-
sättigung. Man gebe dem Volksschullehrer die aller-
beste Seminarerziehung, man gebe ihm die Möglich-
keit, das »Sehen« zu lernen und es später anderen
zu vermitteln, man pflege das Erkennen der Dinge
nach Stoff und Zweck, indem man hierüber schrift-
liche, mündliche zeichnerische Übungen anstellen,
das Zeichnen ebenso wie das Schreiben üben läßt
und es damit zum allgemein gebrauchten Ver-
ständigungsmittel erhebt, ohne deswegen das umfang-
reiche Künstlerproletariat zu mehren, man führe die
Kinder nicht zu früh in Wissensgebiete ein, die
schon einen ausgereifteren Verstand voraussetzen und
setze Jungen wie Alten in geeigneten Schaustätten
nichts vor, was ihre Begriffe übersteigt, dann werden
die Museen zu Volksbildungsstätten werden, eher nicht.
VON BERLEPSCH-VALENDAS.

PLAKETTE
VON PROF.

L.

R. MAYER,
KARLSRUHE

KLEINE MITTEILUNGEN

VEREINE

ALTONA. Industrieverein. Der Verein zählte
nach seinem Jahresberichte für 1902 auf 1903
503 ordentliche und 2 Ehrenmitglieder. Das
Vereinsvermögen betrug 2926,10 Mark. Das Ver-
mögen der aufgelösten Kunst- und Gewerbehalle im
Betrage von 3074,82 Mark wurde dem Industrie-
vereine zur Verfügung gestellt mit der Bedingung,
dasselbe als Fonds zu einem für das Kunstgewerbe
besonderen Zwecke zu verwenden. Ende 1902 wurde
das Kunstunternehmen »Innenkunst« neu ins Leben

gerufen (siehe besonderen Bericht in Heft 3). Der
Verein veranstaltete 11 Vortragsabende und einen Aus-
flug nach Vierlanden, verbunden mit einem Vortrage
des Herrn Schwindrazheim über alte holsteinische
Kunst. —r

BRAUNSCHWEIG. Kunstgewerbeverein. Nach
dem Jahresberichte des Vereins für das Vereins-
jahr Oktober 1902 bis 1903 hielt der Verein
unter dem Vorsitze von Geheimen Hofrat Professor
C. Uhde fünf Mitgliederversammlungen mit Vor-
trägen ab und veranstaltete im Juni einen Vereins-
ausflug nach Hannover zur Besichtigung der Sehens-
 
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