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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Erler, Margarete: Der moderne Fächer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0233

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222

DER MODERNE FÄCHER

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M. ERLER, BERLIN, ANTIKES FÄCHERGESTELL (1790-1800), DAS FEHLENDE BLATT IM STIL ERGÄNZT

künstlerische Erzeugnisse werden aber nicht wert-
voller durch ihr kostbares Material.

Durch die innigere Verschmelzung von Kunst
und Handwerk hat auch Gewerbe und Industrie auf
vielen Gebieten lebendige Anregungen erfahren, und
die Spuren einer ästhetischen Geschmacksverfeinerung
sind erkennbar. Leider noch nicht auf allen Gebieten.
- Was hat der Schmuckfächer von der modernen
Kunst Neues und Förderndes erfahren? Entspricht
das, was uns die Industrie auf diesem Luxusgebiete
bringt, einem verfeinerten, modernen Empfinden?
Hat auch er Wandlungen erfahren, die eine neue
Blüte bedeuten, oder ist er dem Stillstand, welcher,
wie überall im Leben, mit dem Rückschritt gleichbe-
deutend ist, verfallen?

Der moderne Fächer, der bei uns lediglich zum
Luxusgegenstand, zum Schmuck gehört und nicht,
wie in den Ländern der heißen Sonne und der
peinigenden Insekten, zur Notwendigkeit, zum Lebens-
bedürfnis, hat in seiner ästhetischen Entwickelung keine
fühlbaren Wandlungen erfahren. Ganz abgesehen von
dem Tiefstand der Massenware ist auch die Durchschnitts-
ware, welche für die gebildeten Klassen des kaufenden
Publikums in Betracht kommt, von jeglicher künst-
lerischer Beeinflussung fern geblieben. Von einem
Lieblingskinde der Mode ist er im Laufe der Zeiten
zum Stiefkind herabgeglitten, nichts persönliches ist
ihm eigen, wie ehedem, er ist zum gleichgültigen
Bestand geworden, meistens sehr unelegant, sehr ge-
schmacklos in der Erscheinung und sehr billig im Preise.

Der Fächer hat eine ruhmvolle Vergangenheit.
Schauen wir zurück auf das 17. und 18. Jahrhundert;

in Italien, aber besonders bei unseren französischen
Nachbarn, steht sie verzeichnet. Der Fächer bildete
damals einen wesentlichen Schmuck für die Frau, er
war unentbehrlich in der Hand der fröhlichen, stets
zum Fächeln bereiten Trägerin, er wurde zum Aus-
druck aller Grazie, aller freudigen Lebenslust, in vollem
Sinne ein Liebling der Frauenwelt, je nach Geschmack
und Reichtum der Besitzerin einfach oder kostbarer
ausgeführt. Das kleine Ding hatte eine Bedeutung
gewonnen, die uns heute ganz unglaublich erscheint.
Die Frauen wetteiferten in dem Besitz vieler und
verschiedenster Stücke, es entstand ein wahrer Fächer-
kultus, ja sogar eine Fächersprache, deren Geheimnisse
man erlernen konnte1).

Die Ausführung des Fächers lag zu jener Zeit
lediglich in Känstlerhäiiden. Abgesehen von Strauß-
federfächern gab es nur gemalte Fächer. Der Falt-
fächer (von Japan importiert) hatte den Stielfächer ver-
drängt. Seine Herstellung, aus Gestell und Bespannung
bestehend, bedurfte also stets zweier Faktoren. Es
vereinigte sich die Arbeit des Malers mit der des
Handwerkers, und es entstanden dank der verfeinerten
künstlerischen Kultur jener Epoche Fächer, welche
noch heute unerreicht und das Entzücken aller fein-
sinnigen Menschen, aller Sammler und Kunstkenner sind.

Die Maler jener Zeit wandten sich mit Vorliebe
der Fächermalerei zu, ihre Fächerbilder geben uns
ein getreues Bild jener üppigen, genuß- und liebe-
durchtränkten Zeit an den Höfen der Ludwige wieder.
Die Kompositionen sind in reizvollstem Farbenzauber

1) Zur Geschichte der Fächer: Der Fächer von G. Büß.
 
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