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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Erler, Margarete: Der moderne Fächer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0237

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226

DER MODERNE FÄCHER



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MARGARETE ERLER, BERLIN, FÄCHER IN DURCHSICHTIGER MALEREI VEREINT MIT STICKEREI UND
SPITZENSTICHEN. WEISSE GAZE MIT CHAMPAGNEFARBENEN BLÜTEN IN GRÜNEN SPITZENFELDERN

heimischen Herstellung in allerbilligster Ware, in Holz
und Knochen, zu verzeichnen. - Aber auch für das
Fächerblatt sucht der Fabrikant leider seine Vorbilder
in Frankreich, dessen Muster ihm tonangebend sind.
Eine Industrie wird aber leblos und uninteressant
und muß immer mehr verflachen, wenn sie der
schöpferischen Ursprünglichkeit entbehrt und sich
damit bescheidet, von importierten Ideen und fremder
Arbeit zu leben.

Und doch sind auch bei uns in Deutschland
vollauf die Bedingungen des Gedeihens dieses be-
sonders feinen und vornehmen Gewerbes vorhanden.
Wir haben die Handwerker, welche das Material be-
herrschen und der Aufgabe nach jeder Richtung ge-
wachsen wären; wir pflegen durch die Bestrebungen
zur Erziehung im Handwerk die Stätten, an denen
die Kräfte geübt und herangezogen werden. Techniscne
Geschicklichkeit verbindet sich in unseren Kunst-
werkstätten mit den schöpferischen Ideen unserer be-
rufenen Künstler, wir brauchten uns nicht vom Auslande
abhängig zu machen. Wir haben ein Kunsthandwerk,
welches genügende Grundlage für die Entwicklung
einer entsprechenden Großindustrie bieten würde,
wenn sich nur zielbewußte und leistungsfähige
Fabrikanten und Großkaufleute finden würden, welche
den ersten Schritt auf diesem noch unbebauten Felde
wagen.

Zur Zeit bleibt dem deutschen Fabrikanten also
nur die Herstellung des Fächerblattes, der Bespannung.
Er wählt zwischen Federn, echten Spitzen, dem ge-
malten oder dem gestickten Blatte. Und wie steht
es damit? — Im Federfächer hat der Straußenfeder-
fächer seinen Platz behauptet, seine Herstellung bedarf

der wenigsten Erfindung und entspricht mehr prä-
tentiösen Ansprüchen. Variationen, welche farbig-
schillernde Federn aller Art zu hübschen Wirkungen
vereinigen, und welche anfangs auch reizvoll und
amüsant waren, haben Neues in letzter Zeit nicht
mehr gebracht, wohl aber sinkt das Gebotene immer
mehr zu minderwertigen Leistungen herab.

Das Spitzenfächerblatt in geklöppelter und genähter
Spitze hat neben dem gemalten Künstlerfächer seinen
ebenbürtigen Platz. Durch die Kostbarkeit seiner
Herstellung ist er nur einem kleinen Kreis von Be-
sitzern zugänglich, seine richtige Beurteilung ist nicht
zu trennen von einem besonderen Verständnis für
Spitzenarbeit. Die Brüsseler Spitze in den bekannten
Rokokoornamenten beherrscht darin auch jetzt noch
ausschließlich den Markt, wer sich heute von den
tonangebenden Firmen Schmuckfächer in echten
Spitzen vorlegen läßt, wird dieselben Muster heute
wie vor zwanzig Jahren finden mit wenig Variationen
im Dessin, meistens aber in stetig wachsender minder-
wertiger Ausführung. Dasselbe Rokoko, dieselben
Schnörkeleien, dasselbe Mittelstück als gemaltes Me-
daillonbild. Auch hierin ist der Kaufmann nicht mit-
gegangen mit dem Zuge der Zeit, denn er hat sich
nicht beteiligt an den hocherfreulichen Bestrebungen
zur Wiederbelebung der Spitzenarbeit, und ist achtlos
daran vorübergegangen. Um die herrliche Kunst des
Spitzennähens und Klöppeins einer Hausindustrie zu
erhalten, welche schon ihrem Untergange geweiht zu
sein schien, haben sich Vereine und Schulen gebildet,
an deren Spitze zielbewußte Männer und Frauen in
rastloser und aufopfernder Tätigkeit wirken, unterstützt
von dem Geiste und den schöpferischen Ideen einer
 
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