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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 15.1903-1904

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Torsten, Maja: Exlibris
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https://doi.org/10.11588/diglit.4871#0244

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BUCHSCHMUCK VON H. H1RZEL, BERLIN

EXLIBRIS

MAJA TORSTEN-WORMS

^

ES ist alles schon dagewesen!« möchte man
mit Ben Akiba ausrufen, wenn man sieht, wie
der uralte Brauch der Exlibris seine Aufer-
stehung gefeiert hat.

Teils dem Sammeltriebe unserer Zeit, teils der
Vorliebe fürs Altertümliche als sol-
ches ihre Wiedererweckung dan-
kend, ist diese »neue Mode« doch
insofern auch jetzt noch — und
jetzt wieder — zeitgemäß, als sie
zugleich dem auf allen Gebieten
vorherrschenden Bestreben ent-
gegenkommt, allen Dingen, bis zu
den Gegenständen des täglichen
Gebrauchs, außer der künstlerischen
auch die persönliche Note zu geben.

Der Gebrauch der Exlibris, —
zu deutsch: »aus der Bücherei«
oder Exlibris meis: »aus meiner
Büchersammlung«, — die Sitte,
statt der handschriftlichen Namens-
eintragung einen in Holzschnitt
(später auch Kupferstich) hergestell-
ten Zettel in die Bücher zu kle-
ben, der außer dem Namen des
Eigentümers meist noch ein Fami-
lienwappen, einen Wahlspruch
oder ornamentale Verzierungen
aufweist, läßt sich bis tief ins
Mittelalter zurückverfolgen. Zuerst
begegnet man ihr — noch vereinzelt
— in den Bibliotheken des Mittel-
alters; zu einer Zeit, da jedes Buch noch ein Wert-
objekt war, es nur geschriebene und mit Initialen
ausgemalte Bücher in geringer Zahl gab, und in
einzelnen Bibliotheken die Bücher sogar, dem Werte
entsprechend, den sie darstellten, mit Ketten an die
Bücherbrette festgelegt waren.

EX LIBRIS
Pa E * A

A\ERCK

EXLIBRIS VON B. WENIG, HANAU

Als dann mit der Einführung des Buchdruckes
die Zahl der Bücher sich allmählich vermehrte, der
Wert der Einzelexemplare jedoch im Vergleich zu
heute noch ein ganz bedeutender war, kam immer
mehr der Gebrauch auf, statt des bloßen Namens-
eintrages — vielleicht gab es auch
damals schon Namenszüge, so leser-
lich, daß danach man den Be-
sitzer nimmermehr hätte eruieren
können! — in den Buchdeckel oder
auf den Buchrücken ein Exlibris
zu kleben. Meister, wie Holbein,
Dürer, Ammann, Chodowiecki, und
andere mehr stellten ihre Kunst in
den Dienst der Sache und ent-
warfen Zeichnungen, die dem Ent-
würfe nach stets in direktem Zu-
sammenhang standen mit der Per-
son, dem Charakter oder Beruf
des Eigentümers.

Hauptsächlich dies letztere, der
unbedingte Zusammenhang mit
irgend etwas Hervortretendem oder
Charakteristischem in der Persön-
lichkeit oder dem Namen des Be-
sitzers, ist es, was die Exlibris
von heute mit ihren »Vorfahren
noch gemeinsam haben.

Im übrigen ließen sich die jetzi-
gen Exlibris ihrer Eigenart nach
wohl in zwei Gruppen teilen: in
diejenigen, welche den Nachdruck
legen auf das Altertümliche und das Heraldische, und
die anderen, bei denen das Maßgebende die Bezug-
nahme auf Person, Stand, Charakter oder auch eine
Liebhaberei des Eigentümers ist. Diese letzteren lassen
jedenfalls der Phantasie des entwerfenden Künstlers
den erdenklichsten Spielraum.
 
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