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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Hillig, Hugo: Kunstgewerbliche Symbolik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0160

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Symbol der Einigkeit.

Trinitäts-Symbole.

in das Meer geschleudert wird, wo sie, sich in den Schwanz
beißend, die Erde umschlingt. Die christliche Symbolik
hat auch dieses Bild übernommen und ziemlich auch deren
Deutung als Sinnbild der Ewigkeit und der Unendlichkeit.
Die Weltherrschaft des Christentums symbolisiert die christ-
liche Kirche mit einem Kreis, auf dem ein Kreuz steht.
Von hier aus entsteht das Symbol des Reichsapfels, mun-
dus in der Briefsprache Kaiser Karls V. genannt. Ein
Kreuz im Kreise ist das allgemeine Gottessymbol: Gott
ist die Welt, er erfüllt sie, die Welt ist Gottes. Drei in-
einander verschlungene Kreise bedeuten die Dreieinigkeit,
ein etwas schwieriger Begriff, mit dem es auch sonst im
Sinne der Bibelechtheit nicht mit rechten Dingen zu-
gehen soll1).

Eine der einfachsten geometrischen Formen ist das
gleichseitige Dreieck; es ist zugleich eine der häufigsten
Urformen der Ornamentik. Zu seiner Erfindung gehört
nicht viel, aber es wird an ihm bald seine geometrische
Gesetzmäßigkeit aufgefallen sein, ein Umstand, der schon
zu symbolischer Deutung hindrängt. Die symbolische

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Symbolische Dreiecke und Hexagramme.

Deutung des Dreiecks ist wirklich auch sehr alt. Im Sanskrit
ist ein A das allgemeine Zeichen für Feuer, und ein y
das allgemeine Zeichen für Wasser. So bezeichnete man
auch die vier Elemente: A Luft, V Erde. Beide Dreiecke
so verbunden, daß das eine, kleinere, im anderen steckt,

1) Der Straßburger Theologe Holtzmann hat nach-
gewiesen, daß die Stelle im Johannes, Kap. 5, Vers 7, die
die Dreieinigkeit behandelt, im 13. Jahrhundert in den Text
hineingebracht worden ist. Kreuser, ein orthodoxer Katholik,
der sich auch mit kirchlicher Symbolik viel beschäftigt hat,
gibt zu, daß die Lehren von der Dreieinigkeit von den
Kirchenvätern der ersten christlichen Jahrhunderte kaum
erwähnt werden, doch bemerkt er, daß er ein Bild der Drei-
einigkeit schon in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts
nachweisen könne — in einer Briefstelle des Paulinus.
Die Trinität findet sich aber schon im Sonnendienste der
chaldäischen Magier; von hier aus geht die Trinität der
Ilu, der geheimnisvollen Urquelle der Welt, deren einzelne
Glieder waren: Anu, das ursprüngliche Chaos, Bei, der
Ordner der Welt und Ao, das himmlische Licht, die alles
erleuchtende Weisheit. Die Dreieinigkeit klingt auch stark
an an die Trinität der brahmanischen Hauptgötter, die in
der Trimurtifigur symbolisiert sind. Trotz alledem freilich
ist 1553 der spanische Arzt .Serveto auf Betreiben Calvins
lebendig verbrannt worden, weil er die »christliche« Drei-
einigkeit bekämpft hatte.

sollen nach Fischbach das Feuergestell sein, das dreifüßig
ist und in der Mitte — das kleinere Dreieck, ein Zugloch
für das Feuer hat. Der Dreifuß ist in der griechischen
Mythologie das Abzeichen des Apollon. Die christliche
Kirche mit ihrem Dogma vom dreieinigen Gott, von der
Einheit in der Dreiheit, der Dreiheit in der Einheit, konnte
die dreifach gegliederte und doch in allen Teilen gleich-
wertige und einheitliche Figur des gleichschenkligen Drei-
ecks symbolisch gut gebrauchen, obwohl gerade der Kirchen-
vater Augustinus (4. Jahrhundert) das Dreieck als Symbol
der Trinität verworfen haben soll, und eine später daraus
hervorgegangene Symbolisierung der Weisheit Gottes in
der Dreieinigkeit besteht darin, daß in einem Kreis ein
gleichseitiges Dreieck oder in einem gleichseitigen Dreieck
ein Auge enthalten ist. Aber damit ist die Symbolik des
Dreiecks noch nicht erschöpft. Das schwarze ▼ Dreieck
ist in der Ethnologie das sogenannte Weiberdreieck, die
Schambinde; sie hat auch in früheren Zeiten keine geringe
Rolle gespielt und spielt sie als Uhiri heute noch in der
Ornamentik südamerikanischer Indianer, aber auch in Korea
und Siam. Bei den Indern soll auch das nach links ge-
richtete Svastikakreuz als weiblich, das nach rechts ge-
richtete als männlich gegolten haben. Im heidnischen
Altertum bedeutet dieses schwarze Dreieck im allgemeinen
auch das Weibliche. Steht dieses A nun über oder unter
einem y, so bedeutet das die gegenseitige Durchdringung;
im Sanskrit heißt die Figur, die später als Hexagramm
ihren Lauf macht, Brama, bei den Hebräern ist sie, wohl
als Anspielung auf die sechshundertjährige Geschichte des
Hauses David, das Schild Davids, und in einer Erinnerung an
die alte indische Deutung der beiden einzelnen Dreiecke wird
das Hexagramm später ein — Wirtshauszeichen, »da im
Wein gleichsam Feuer und Wasser enthalten sei«; daraus
wiederum entstand der massenhaft vorkommende Wirtshaus-
name: Zum goldenen Stern. Aber in der christlichen Sym-
bolik, namentlich in Darstellungen der Dreieinigkeit, bildet
es auch manchmal den Nimbus Gott des Vaters (Didron).
Das Hexagramm spielte außerdem früher in der Kabba-
listik, der Astrologie und der Alchymie, wo es das Symbol
der »Materia prima« war, eine große Rolle; wir können uns
versagen, darauf einzugehen. Auch eine sexuelle Bedeutung
haben die beiden, mit je einem Schenkel zu einer Raute an-
einandergefügten Dreiecke unter dem Namen der polnischen
oder böhmischen Fünf.

Eine weitreichende symbolische Bedeutung hat das
Pentagramm, das, wie schon sein Name besagt, fünf Zacken
hat. Es ist ebenfalls ein altes Symbol und zwar ein Ab-

1 — 3 und 5 Pentagramm und angelehnte Ornamente;
4 und 6—10 Japanische Familienwappen

wehrzeichen gegen böse Geister, wie auch das Hexagramm
und das Oktogramm, der achteckige Stern, eines war. Daß
das Pentagramm schon in vorchristlicher Zeit als Symbol
gebraucht wurde, besagen seine Namen Salus Pythagora,

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