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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Hellwag, Fritz: Georg Hertings Duve-Brunnen in Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0064

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Georg Herting, Hannover. Putten vom Duve-Brunnen in Hannover

allen Seiten der Allgemeinheit wieder zufließen. Wie
sich aber der Sinn des geistig hochbedeutenden Mannes,
als der Duve heute, nach 250 Jahren, noch gefeiert
wird, nicht mit der Verteilung materieller Güter be-
gnügen wollte, sondern danach strebte, Segnungen der
Kultur zu sammeln und den Zeitgenossen zu vermitteln,
so verjüngt sich der wuchtige runde Pfeilerschaft nun
auf dem gewonnenen sicheren Fundament in strenger
architektonischer Gliederung, und auf seiner Rampe
tummelt sich schon eine neue Generation, dankbar die
nun aufwärts sprudelnden Quellen geistiger Kräfte ge-
nießend und beschützend. Und auf der Spitze steht
die Figur des zum Manne gereiften, weitschauend mit
seiner Saat in die Zukunft greifenden Säemannes.
Klar wie der symbolische Gedanke steht auch seine
künstlerische Durchführung vor uns. Vom unteren
Rande des kräftig gezeichneten Achtecks bis zum Ende
der krönenden Figur ist der Luftraum eines großen,
spitzen Kegels vollkommen mit Leben gefüllt. Eine
rhythmische Vierteilung geht vom unteren Achteck
zum Kreisrund des oberen Beckens und vollendet sich
in der Rückkehr zum gegliederten Achteck des Schaftes.

Eine breite Wuchtigkeit drückt das Ganze fest genug
auf die Erde und behauptet sich genügend als Mittel-
punkt des ganzen Platzes vor der langen Kirchenwand,
und die Massigkeit des unteren Teils ermöglicht eine
spielerische Behandlung des oberen Teiles. Meisterhaft
ist die Durchbildung des bildhauerischen Schmuckes,
unten den Baugliedern des Werkes entsprechend als
Relief, oben freistehend als Rundplastik. Die Reliefs
stellen dar: Das von Arbeiterfiguren flankierte Porträt-
medaillon Duves, den weisen Städtebauer, der die
Elemente des Wassers usw. in seinen Dienst zwingt,
die notlindernde Caritas und den barmherzigen Sama-
riter. Die Putten versinnbildlichen zwischen schön
gestalteten Füllhörnern den Handel, den Kirchenbau,
die Wohltätigkeit und Fürsorge. Alles bewegt und
doch gut im Räume gehalten, vollendet im Ausdruck.
Prachtvoll die Figur des monumentalen, schreitenden
Säemanns.

Man darf die Stadt Hannover zu diesem neuen
Kunstwerk beglückwünschen und von dem trefflichen
Künstler, Professor Georg Herting, noch manche schöne
Gabe erhoffen. FRITZ HELL WAG.

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