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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Hoeber, Fritz: Emil Preetorius
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0083

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Dr. Emil Preetorius, München. Illustrationen zu Eichendorfs »Taugenichts«

Seine beiden, gleich berechtigtes Aufsehen hervor-
rufenden Erstlingsarbeiten auf dem Gebiet der Buch-
ausstattung und Illustration: der bei Hans von Weber
erschienene »Peter Schlemihl« Adelbert von Chamissos
und Claude Tilliers ewig junger, humorvoller Roman
»Mein Onkel Benjamin« geben schon das vollendete
Wesen des Künstlers: seine romantische^Ironie, das
charakteristische Sehen des Humoristen, der die Linie
in ihrer persönlichsten Individualität zu erfassen weiß,
das Zeichnen selber, das voll subjektiver, launischer
Ornamentempfindung steckt. —

Die Illustrationen und die Deckelzeichnungen des
»Peter Schlemihl« und des »Onkel Benjamin« ziehen
ihre Hauptwirkung aus der Verwendung der■■Silhouette,
dieser klassischen Darstellungsweise, die die Umriß-
form der natürlichen Erscheinung in prägnantester
Abkürzung künstlerisch auszudrücken vermag. Pree-
torius bereicherte die schwarzen Profilgestalten aber
noch dadurch wesentlich, daß er teils die Binnen-
zeichnung in hellen Linien aussparte und daß er,
wieder in geschlossenem Silhouettenumriß, schraffierte
oder grau lavierte Zwischentöne dem Weiß des Blatt-
grundes und den Schattengestalten selbst einschob. —
Mit solchen Feinheiten nähert er sich dem Meister
und Lehrer aller heute lebenden Graphiker, Aubrey
Beardsley, von dem auch Preetorius natürlich viel
empfangen hat. Von den Simplizissimuskünstlern steht
er Th. Th. Heine nahe, vielleicht weniger in der spe-

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zifischen Machart, als in einer gewissen humoristischen
Geistesverwandtschaft. — Will man dann noch die
alten Meister nennen, bei denen unser Autodidakt —
denn das ist Preetorius ja in der Hauptsache bei dem
auffälligen Mangel eines stufenweise geregelten Kunst-
schulbesuchs — in die Lehre gegangen ist, so wäre,
unter tex\ japanischen Künstlern des Farbenholzschnittes
im allgemeinen, besonders Hokasai hervorzuheben, in
dessen »Mangwa« z. B. sich groteske Gestalten vor-
finden, die in ihrer kuriosen Beweglichkeit, in ihrer
grotesken Linearität, vor allem aber auch in der Raum-
verteilung im Blattrechteck an vieles gemahnen, was
Preetorius in Zeichnungen für »Licht und Schatten«
oder in den Illustrationen von Friedrich Freksas
»Phosphor« geschaffen hat. Und schließlich sind hier
unter unsers Künstlers idealen Lehrern noch die alten
deutschen und niederländischen Meister anzuführen,
jene erhabenen Charaktere der Inkunabeln des Holz-
schnitts, und die Meister der kleinen liebevollen Be-
obachtung wie Hans Memling, mit ihrem frommen
Erzählertalent rechte Vorbilder auch für den modernen
Buchilluminator.

II. DER KÜNSTLERISCHE CHARAKTER

Die künstlerische Thätigkeit -von Emil Preetorius
erstreckt sich auf zwei Hauptgebiete, auf die Buchkunst,
d. h. die Illustration, den mehr ornamentalen Buch-
schmuck, das Exlibris, den Bucheinband, und auf die

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