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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0116

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Förderung und auch finanziellen Unterstützung mancher
Künstler beigetragen haben. Über die glückliche Durch-
führung des Werkbundabreißkalenders referierte dessen Re-
dakteur, Dr. Röthlisberger, dem für die umsichtig geleistete
Arbeit geziemend gedankt wurde. Großes Gewicht muß
dem Umstand beigemessen werden, daßdemSchweizerischen
Werkbund und der die gleichen Ziele verfolgenden welsch-
schweizerischen Vereinigung L'Oeuvre für das nächste Jahr,
mit Rücksicht auf die geleistete anerkennenswerte Tätig-
keit im Interesse unseres einheimischen Kunstgewerbes
eine Bundessubvention in Aussicht gestellt wurde, die den
beiden Korporationen in vermehrtem Maße einen Ausbau
ihrer Propagandatätigkeit ermöglichen und dem Schwei-
zerischen Werkbund gestatten wird, seine Arbeit durch ein
ständiges Sekretariat mit eigenem Geschäftsführer, der seine
ganze Arbeitskraft in den Dienst der Werkbundbestrebungen
stellen kann, verrichten zu lassen. Durch das Schweizerische
Departement des Innern ist sodann der Schweizerische
Werkbund eingeladen worden, sich an der Abteilung »An-
gewandte Kunst«, die dem »Salon« erstmals 1917 ange-
gliedert werden soll, zu beteiligen und durch Delegation
in die Aufnahme-Jury dieser Abteilung seinen Einfluß geltend
zu machen. Unter Anerkennung der bisher geleisteten Ar-
beit und unter angelegentlicher Verdankung derselben,
wird der bisherige Vorstand in globo für drei weitere Jahre
wiedergewählt. An Stelle des durch mannigfache Arbeit
anderweitig in Anspruch genommenen zweiten Vorsitzenden,
Regierungsrat Dr. H. Blocher (Basel) wurde einstimmig
Dr. H. Kienzle, Direktor des Gewerbemuseums Basel, ge-
wählt. Als zweiter Vertrauensmann der Ortgruppe Bern
wurde Möbelschreiner Keller in Vorschlag gebracht und
einstimmig bestätigt. Um den zahlreich anwesenden Mit-
gliedern Gelegenheit zur gegenseitigen Aussprache zu bieten,
war vom Vorstand eine den Verhandlungen folgende freie
Vereinigung vorgesehen worden, für die ein vornehme
künstlerische Genüsse bietendes Programm ausgearbeitet
worden war. Nach der allgemeinen Besichtigung der Aus-
stellung »Musikinstrumente« vereinigte man sich in dem
künstlerisch geschmackvoll hergerichteten Vestibül des
Museums zu einer Erfrischung. Unterdessen war der Klavier-
saal der Ausstellung zur Abhaltung eines kleinen Konzertes
vorbereitet worden. Auf dem alten Silbermann-Flügel, dem
Vorgänger unseres heusigen Hammerklaviers, spielte Hr.
P. Faßbaender den ersten Satz des Konzertes im italienischen
Stil von J. S. Bach und zusammen mit Herrn Jean Nada,
dem ausgezeichneten Flötisten unseres Tonhalleorchesters,
wurden noch das Andante in C-Dur von Mozart und die
beiden ersten Sätze der G-Dur-Sonate von J. S. Bach in
ganz hervorragend schöner Ausführung geboten. Schließ-
lich erfreute unsere hiesige Tanzkünstlerin, Frl. Mary Wieg-
mann, durch die außerordentlich geschmackvolle Wie-
dergabe eines Tanzes, betitelt »Groteske«. Bei fröhlichem
Geplauder im festlich dekorierten Vestibül und der eifrig
benützten Gelegenheit zum Tanz im Klaviersaal der Aus-
stellung klang das kleine Fest nach Mitternacht aus. Zur
Erinnerung hatte Prof. Eduard Stiefel eine prächtige Litho-
graphie gestiftet, die eigens für die Werkbund-Mitglieder
geschaffen worden war; Rud. Urech (Basel) hatte für das
Konzert ein künstlerisches Programm gezeichnet. Die
Firmen Gebrüder Fretz und J. C. Müller hatten den sorg-
fältigen Druck dieser beiden Blätter gestiftet. Häusle,
Wetter u. Cie. in Näfels erfreuten durch die Gratisvertei-
lung ihrer bekannten Soldaten-Schnupftücher mit den Zeich-
nungen von Paul Hosch und durch vier zur Verlosung
überlassene gedruckte Sarrongs. Endlich hatte das Art
Institut Orell Füßli, das den Druck des Werkbund-Abreiß-
kalenders besorgt hatte, diesen zum Vorzugspreise von einem
Franken zur Verfügung gestellt. So verlief diese dritte

Mitgliederversammlung zur allgemeinen großen Befriedi-
gung sämtlicher Teilnehmer, den Wunsch hinterlassend,
daß übers Jahr ein gleich fröhliches Beisammensein alle
Beteiligten zur Feier der geleisteten Arbeit wieder zusammen-
führen möge.

VORTRÄGE

Berlin. (Im Verein für deutsches Kunstgewerbe) sprach
Dr. HansSachs, Vorsitzender des »Vereins der Plakatfreunde«
über die Entwicklung des Künstlerplakats vor und im Welt-
krieg. Er ging von der Geschichte des Künstlerplakats aus,
die erst in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhun-
derts einsetzte, da Paris — immer begierig die Teilnahme
der ganzen Welt auf sich zu lenken — das moderne Plakat
erfand. Heute ist es — ein nicht seltenes Spiel der Ent-
wicklung -- in Frankreich so gut wie tot, und die Fran-
zosen mußten für ihre Kriegsplakate auf ihre alten, dem
Plakat inzwischen entfremdeten Künstler zurückgreifen.
Mehr als hundert farbige Lichtbilder zeigten die besten
Beispiele des Künstlerplakats von seinen französischen An-
fängen an, dem Beginn seines Siegeslaufs durch Deutsch-
land bis auf den heutigen Tag, da das Kriegsplakat den
Plakatkünstler vor neue, wesensverschiedene Aufgaben stellte.
Die Plakatkünstler haben sich mit diesen Aufgaben nicht
immer gut abgefunden, so mußte man also wieder auf
Künstler zurückkommen, denen Figürliches und Ornamen-
tales geläufiger war, als die besondere Technik der Ge-
schäftsanpreisungen. Deshalb wird das Bild, das man als
Durchschnitt der Plakatkunst von 1914 erhalten würde, er-
heblich verschoben. Dennoch bleibt die Vergleichung der
Völker im Spiegel der Kriegsplakatkunst fesselnd. Eine
gleichzeitig mit dem Vortrage stattfindende Ausstellung von
Kriegsplakaten aus fast allen kriegführenden und mehrerer
neutralen Ländern gab eine Reihe Beispiele.

WETTBEWERBE

Berlin. Ein architektonisches Preisausschreiben der
Stadt Berlin für Straßenzubehör. Im September 1916 hatte
die städtische Kunstdeputation, wie wir berichtet haben,
unter den in Groß-Berlin ansässigen Architekten mehrere
Wettbewerbe ausgeschrieben; unter anderem einen Wett-
bewerb zur Erlangung von Entwürfen für Kabelmasten für
Straßenbahnen, Lichtträger für Straßenbeleuchtung, Uhrge-
häuse, Straßenbrunnen, Fernsprechhäuschen, Verkaufshäus-
chen für Milch oder Zeitungen, Milchverkaufshäuschen mit
Aufenthaltsraum für das Publikum, und sonstige Kioskbauten.
Am 23. und 24. d. M. hat das Preisgericht, dem die Stadt-
bauräte Geheimer Baurat Dr. Ludwig Hoffmann, Geheimer
Baurat Krause, die Stadtverordneten Geheimer Baurat Pro-
fessor Cremer, Baurat Körte, die Bürgerdeputierten Professor
Max Liebermann und Professor Schaper, der Präsident der
Königlichen Akademie der Künste Geheimer Baurat Pro-
fessor Schwechten und der städtische Gartendirektor Bro-
dersen angehören, getagt.

Preise erhielten in den verschiedenen Gruppen: Die
Architekten Walter Koeppen, Regierungsbaumeister a. D.
Otto Meyer, Paul Walther, Karl Brodführer, Regierungsbau-
meister Hans Becher, Paul Schultze, Spitzner. Außerdem
entfiel noch eine Anzahl zweiter Preise, viele Entwürfe
wurden zum Ankauf empfohlen.

AUSSTELLUNGEN

Stockholm. (Der Erfolg der Deutschen Buchkunst-
Ausstellung.) Die Ausstellung deutscher Buchkunst, die
der Deutsche Buchgewerbeverein auf Einladung der Schwe-
dischen Vereinigung für Buchkunst in der Königlichen
Akademie für die Freien Künste in Stockholm veranstaltete,

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