Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Hoeber, Fritz: Peter Behrens' Gartenstadt Lichtenberg bei Berlin: eine gute Lösung des Kleinwohnungsproblems
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0138

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
• ~Mi&h*V"w'ia^JU«J—»'i-

Peter Behrens, Die Gartenstadt Lichtenberg bei Berlin
Straßenabschluß mit quergestelltem Baublock

seits den zunächst nach Friedensschluß noch aus-
setzenden internationalen Handels- und Absatz-
Beziehungen andererseits, eintreten könnte! —

II. PETER BEHRENS ALS ARCHITEKT VON
KLEINSIEDELUNGEN

Wenn ein Baumeister von einer Gestaltungenergie,
wie sie Peter Behrens besitzt, die in unserer Einleitung
skizzierten Grundfragen künstlerisch aufgreift, so darf
man ein in jeder Beziehung bemerkenswertes Ergebnis
erwarten. — Das Architekturproblem der Kleinhaus-
siedelung ist ein doppeltes, es verlangt die stadtbauliche
Gestaltung einerseits und andererseits die besondere
Fähigkeit zur typischen Bildung von Einzelhäusern,
von Wohnkomfort konzentriertester, sparsamster Qua-
lität. — Nach beiden Richtungen hin hat gerade Behrens
früher schon bedeutsame Talentproben gegeben: Es
ist klar, daß es einem Künstler von so stark architek-
tonischer Gesinnung während seines ganzen Schaffens
vor allem darauf ankommen mußte, den großräumlichen
Zusammenhang zwischen seinen Einzelbauten herzu-
stellen. Die Jahreszahl 1907 weist ein Bebauungsplan
für eine im Auftrag des Hagener Kunstfreunds Karl
Ernst Osthaus geschaffene Villenkolonie in Eppenhausen
bei Hagen i. Westf. auf. Aus dem Jahre 1910 stammt
eine großzügige Ideenskizze zu einem Etagenhäuser-
viertel mittlerer Mietswohnungen in Neuss a. Rh. —
Das Jahr 1912 bringt den Bebauungsplan für eine voll-
ständige kleine Industriestadt in Merseburg a. d. Saale,
im Auftrage der C. W. Julius Blancke-Werke A.-G.1)
Diese Pläne, die leider teils Fragment, teils überhaupt
nur Entwurf geblieben sind, zeigen einen sich steigernden

Reichtum plastischer Beziehungen,
indem Behrens — bei aller für ihn
ja so selbstverständlichen Geometrie
der Achsen und der harmonischen
Platzfolgen — stets den geistigen
Zusammenhang zwischen Grund-
riß und Aufriß wahrt, d. h. die
Formen, die den Plan beherrschen,
auch die Körperlichkeit der Häuser
selbst gestalten läßt. — Die Behrens'
Art so charakterisierende »Recht-
winkligkeit an Leib und Seele« hat
ihn von jeher hervorragend dazu
befähigt, »Typenhäuser« zuschaffen.
— Das Quadrat und der Würfel
erscheinen gewissermaßen als die
Urformen aller Raumgestaltung. Ihre
kombinierende Wiederholung ergibt
die architektonische Gruppe, die
Straße und den Platz, ja die Stadt
als künstlerischen Organismus. In
dieser typenbildenden Richtung hat
sich Behrens' Bauschaffen immer
bewegt, wie denn — gleich einer
Überschrift seines Gesamtwerks —
am Anfang seiner Tätigkeit Archi-
tekturen stehen (dieBauten der Nordwestdeutschen Kunst-
ausstellung in Oldenburg und der Vortragssaal im
Museum Folkwang in Hagen i. Westf. von 1905, die
Bauten auf der Dresdener Kunstgewerbeausstellung 1906
und das Krematorium in Delstern bei Hagen i. Westf.
von 1906/1907), welche in programmatischer Abstrak-
tion aus der Urzelle des Würfels den äußeren Stein-
körper wie den inneren Luftraum aufbauen.1) — Eine

1) Vgl. Karl Ernst Osthaus, Peter Behrens. Kunst

1) Siehe Fritz Hoeber, Peter Behrens. — München 1913.
S. 83 bis 87, S. 203 bis 206, Abb. 235 bis 242.

Peter Behrens, Die Gartenstadt Lichtenberg bei Berlin
Straße mit Wechsel von Giebel- und Traufseitenhäusern

— 112
 
Annotationen