Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Mahlberg, Paul: Der Anblick der 5. Kriegsanleihe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0251

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die StriegganfeÜje tff Die tBaffe
Der öa^eimöeftßefeenen!

Da aber gleichzeitig die wirkliche Größe sich nur ini
natürlichem Maßstab perspektivisch verkleinert, über-
schätzen wir die wirkliche Größe, und entsprechend
lassen wir uns imponieren. Es ist eine optische
Täuschung. Das Plakat oder Inserat ist in unserm
glücklich betrogenen Blick gewachsen, es wirkt, wie
gesagt, imposanter, fällt mehr auf und haftet länger.
— Diesen optischen Witz haben dem Bernhard nun
viele nachgemacht, ohne zu wissen, warum und wo
es am Platze.

So liegt der Werbedruck nun nicht untätig in
unserm Blick.das Schwarz läuft in seinem Lininenbett,
strömt, wird wie von Wellen uns entgegengetragen. In
dem Fall der Plakate mit den groß aufgezogenen
schwarzen Buchstaben fährt das Wort wie mit geschwell-
ten Segeln auf uns zu. »Zeichnungen auf Kriegsanleihe
usw.*, »Was jeder Deutsche von der Kriegsanleihe
wissen muß«, wie ein Ablaßzettel dann an Kirchen-
türen und in den Hallen öffentlicher Gebäude: »Wie
eine Mauer von Erz . . . « Und dann knallte es
wie ein Warnungsschuß von den Häuserwänden und
Plakatsäulen: »Schluß der Zeichnung auf Kriegs-
anleihe: Donnerstag 5. Oktober mittags 1 Uhr«.

Auch die Inserate waren aktiv im Schlagwort und
in der Darstellung. Weniger die, die in einem Rahmen
längeren Text zeigen, als diejenigen, wo frei ein Wort
oder ein prägnanter Satz sich breit macht und dazu
ein paar Zeilen Text frei stehen. Bernhard macht den
ganzen Reiz, Witz und Druck mit dem Unterschied

fetvon zwei Schriftgraden, mit der Haltung des ganzen
und der jeweils vorgeschriebenen Art der Anbringung
des Inserats auf der Zeitungsseite, ob oben, unten oder
in der Mitte.

Die besten Inserate schießen ihren Sinn und ihre
Aufgabe wie mit Breitseiten aus großen schwarzen
Buchstabenmäulern: » Von neuem ruft das Vaterland«

— »Zeichne Kriegsanleihe« — »Bequeme Einzahlungs-
termine«— »Die Kriegsanleihe ist die beste und sicherste
Kopitalsanlage!« — »Besser als bares Geld« — » Wer
am 6. Februar q8 Mark hat . . .« — »Zeichne
Kriegsanleihe« — »Es ist dein Vorteil und deine
Pflicht.« — »Nur noch eine Woche . ..« — »Der Feind
lauert gespannt . . .« — »Der siegreiche Frieden . . .«

— »Schluß« — »Morgen . . .«

An sich und in der Ausführung ist das Ganze sicher
eine glänzende und kunstreiche Werbearbeit. Man
muß sich freuen, daß ein staatliches Institut wie die
Reichsbank und gleichzeitig unser vornehmstes kom-
merzielles die Sache so und so modern und gut ge-
macht hat. Überhaupt konnte man an manchen offi-
ziösen Plakaten seine Freude haben. In der Erinnerung
sind mir, ebenfalls von Bernhard, das Plakat für den
Vaterlandsdank: » Vaterlands dank . . . bittet... « (Gold-
sammlung), dann das ausgezeichnete Plakat für die
Ausstellung »Soziale Fürsorge« in Brüssel, ferner das
in der Entstehung begriffene, für die Goldankaufsstelle
der Reichsbank bestimmte Plakat mit der eingefügten,
nach Hosäus gemachten Medaille.

Wian fann fein ®eib ntcftf jtpetfmä'fnger unt> frei
gleicher (Sicherheit nicht gewinnbringender anfegen
afe fturd? 25efei(igung an 5er ^riegsanfeüje. ©er
eigene 33ortei( oer&infcef fich hier auf« gtädtichffe
mif bem Sorteife 5e$ $aferfan()e0.

— 205 —
 
Annotationen