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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 28.1917

DOI Artikel:
Hillig, Hugo: Kunstgewerbliche Symbolik, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4829#0282

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in ihrer Entstehung und in ihrem Mechanismus fast ver-
traut gemacht hat, Besseres erfunden werden könnte. Denn
gerade die naturwissenschaftliche Erkenntnis hat die sym-
bolistisch schaffende Phantasie mehr unterbunden, als unter-
stützt, und sie geht zuweilen» sogar soweit, daß sie uns
die reine Freude am symbolischen Ausdruck verkümmert.
Da ist z. B. der Regenbogen, eine herrliche Erschei-
nung, die wir aber mit Hilfe der Farbenphysik und der
Optik ganz aufzulösen vermögen in ihre Ursachen und Ge-
setze. Wie wunderbar an sich diese aber auch sein mögen,
wie arm sind sie doch, wenn wir sie mit den Phantasie-
spielen vergleichen, die die alten Göttersagen, die ja durch-
aus volkstümlich waren, an den Regenbogen anknüpften.
Bei den Griechen war Iris, die das Kerykeion als Abzeichen
tragende Tochter des Thaumas und der Elektra, die Göttin
des Regenbogens, aber auch die Schwester der Harpyen, der
Sturmgöttinnen, der schon erwähnten Mensch-Vogelgestalten.
Besonders reich ist die nordische Phantasie über den Regen-
bogen, der als die Brücke Bifröst Himmel und Erde mit-
einander verbindet; über diese Brücken reiten jeden Tag
die neun Äsen, ein Göttergeschlecht, um zu ihrer Gerichts-
stätte am Brunnen Urds zu gelangen. Die Riesen möchten
das auch, aber da die mittelste Farbe des Regenbogens
Rot ist, das heißt loderndes Feuer, so vermögen sie das
nicht, nur die Söhne Muspelheims, der Flammenwelt, die
das Feuer nicht zu scheuen brauchen, könnten die Brücke
betreten; ihnen aber wehrt der Ase Heimdall, denn Muspels
Söhne wollen die Welt mit ihren Göttern vernichten. In
der mosaischen Symbolik ist der Regenbogen das Symbol
des Bundes zwischen Gott und der Erde oder den Menschen,
(1. Mos., 9, 13). Bei Hesekiel (1, 28) ist der Regenbogen
das Symbol der Herrlichkeit Gottes, und in der Offen-
barung Johannis, diesem phantastischen Traumbild, ist der
Regenbogen um den Stuhl von Gottes Majestät gelegt,
gleich anzusehn wie ein Smaragd. Auf den mittelalter-
lichen Miniaturen ist meistens Christus als auf einem Regen-
bogen thronend dargestellt.

Die vier alten Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde

zwingen fast zu symbolischer Darstellung; schon im Feuer-
kultus der allerfrühesten Zeiten, dann in der Gestalt des
Prometheus, der den Menschen das Feuer bringt, nachdem
er einige Funken vom himmlischen Herdfeuer geraubt hat,
wofür er vom Zeus so furchtbar bestraft wird, bis ihn
Herakles befreit. Das Wasser hat seine Symbole in dem
wahrscheinlichen und dem unwahrscheinlichen Getier, das
darin lebt, die Luft ist zugleich der begötterte Himmel,
der göttlich im Guten und Bösen bewegte Sturm und die
Erde, die Allmutter, ist die Gaia oder die Ge, und was
auf ihr und unter ihr ist, konnte lange Zeit, ehe Geogra-
phie und Geologie die Götterdämmerung brachten, nur sym-
bolisch verstanden werden. So baute sich der Weltenbau
der Alten aus symbolischen Bausteinen auf.

Aber auch die Kräfte, die im Weltenbau wirken, das
Licht, die Wärme, die Kälte, die unfaßbare Kraft des Ge-
witters, konnten nur in symbolischem Sinne ausgedrückt
werden, und hätten die antiken Völker mit ihrer kräftigen
Phantasie schon die Dampfkraft und die Elektrizität mehr
und genauer, als es von Neron u. a. bezeugt ist, ge-
kannt, jene wirksamsten Nutzkräfte der Natur in unserer
Zeit, so hätten sie gewiß irgend ein besseres Symbol da-
für gefunden, als es uns mit dem seit altersher bekannten
Blitzstrahl und mit dem Zahnrad und dem Regulator-
mechanismus gelingt. Auch für Chemie und Physik, wie
auch für die Technik ist unserer Zeit kein Symbol ein-
gefallen, das mehr wäre, als ein Emblem oder eine Alle-
gorie mit vielen Zutaten. Der Destillierkolben, der die
Chemie symbolisiert, ist in der Eigenart seiner Form noch
die beste Lösung aller solcher Versuche.

Reichen symbolischen Stoff aber geben das Menschen-
leben, des Daseins Kreise, der Ring von Leben und Tod,
auch hier kommen wir nicht ohne antike Vorbilder zu ganz
modernen Symbolideen. Das Leben selbst, ein Traum, eine
Flamme, ein Baum, eine Blume, eine Säule, eine (Hühner-
leiter), das ernste Leben ein Rosmarinzweig, ein von Rosen
umranktes Kreuz, das sind nur einige von guten und schlech-
ten Symbolisierungen.

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Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwao, Berlin-Zehlendorf-Mitte
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., in Leipzig
 
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