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Der Kunstmarkt
Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E. A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst nunufianarejnufMnu

I. Jahrgang 1903/1904 Nr. 11. 18. Dezember

Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche und kostet 4 M. jährlich. Bei Bezug unter Kreuzband, direkt von der Verlagsbuchhandlung,
beträgt der Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die ein-
spaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Montag früh.

In nächster Zeit finden die folgenden wichtigen Auktionen statt:
Datum
Frankfurt a. M.:
Datum
Paris:
*18. Dez.
R. Bangel. Gemälde u. Kunstgegenstände.
18. u. 19.
Hotel Drouot Salle 6. Porzellan, Bron-
Dez.
zen, Skulpturen.
Köln:
14.-22.
J. M. Heberle. Moderne und alte Meister.
Wien:
Dez.
Antiquitäten und Kunstsachen.
London:
11. Jan.
1904.
Gebr. Egger. Italienische und deutsche
Medaillen.
19. Dez.
M. M. Sotheby, Wiltkinson u. Hodge.
Bücher und Manuskripte.
1 ..
Uber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteile dieser
Hummer näheres zu finden.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE

Die Versteigerung der Sammlung Gillot in Paris.
Noch sind keine vierzig Jahre verflossen, seiidem die alte
Kunst Japans im Gesichtskreis des Abendlandes erschienen
ist. Was während der vorausgegangenen zwei Jahrhunderte
zu uns gelangte und im 18. Jahrhundert ein Gegenstand
des Sammelns war, konnte uns die wahre Seele der japa-
nischen Kunst nicht erschließen; es war mit wenigen zu-
fälligen Ausnahmen für den abendländischen Markt zu-
bereitete Ware, so die Mehrzahl der Porzellane und selbst
die Lacke der Sammlung Marie Antoinettens. Erst als
die politische und soziale Umwälzung sich gegen Ende der
sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts vollzogen hatte, flössen
Werke alter Kunst, Erzeugnisse der Schwertfeger und
Ziseleure, der Erzgießer, der Kunsttöpfer, der Lackkünstler
Japans nach Europa, in ällmählich anschwellender Strö-
mung, dann in schwächerer, sei es, daß die Japaner ihre
alten Schätze wieder selbst mehr achteten, sei es, daß die
Vorräte sich erschöpften. Endlich schien es, daß der Zu-
fluß, der sich auch zu einem großen Teil den Vereinigten
Staaten zugewandt hatte, so schwach werde, daß die
Museen, die sich nicht in den guten Zeiten versorgt hatten,
ihren Bedarf nicht mehr würden decken können, und daß
für eine rege Beteiligung der privaten Sammler der Stoff
ausgehen würde. Aushilfe brachte dann das Zurückfließen
der Bestände einer Anzahl privater Sammlungen in den
Verkehr. Hatten die Pariser Sammler zuerst von allen

Kunstfreunden und Sammlern die Bedeutung der Kunst
Japans erkannt und aus den ersten Ankünften mit Ge-
schmack und Sachkunde geschöpft, so kamen nun auch
ihre Sammlungen zuerst wieder auf den Markt. Philippe
Burtys und Edmond de Goncourts Sammlungen, die nach
dem Ableben ihrer Besitzer versteigert wurden, die Samm-
lung Tadamasa Hayashis, die von ihrem um die Einfüh-
rung der Pariser in die mittelalterliche Kunst Japans hoch-
verdienten Besitzer versteigert wurde, nachdem er seine
japanische Handlung aufgegeben hatte, endlich diesen
Sommer die kleine aber erlesene Sammlung Brenot, haben
Leben und Bewegung in den Handel mit japanischen Alt-
sachen gebracht, neue Sammlungen zu bilden Anstoß ge-
geben, damit freilich zugleich die Preise sehr in die Höhe
getrieben, zumal auch das Louvre, kräftig unterstützt von
der Gesellschaft der »Amis du Louvre«, eine japanische
Abteilung einrichtete und endlich auch deutsche Sammler
eingriffen, die mit vollem Verständnis für das Schönste
die zu seiner Besitzergreifung erforderliche Kaufkraft ent-
wickelten.
Infolge des unerwarteten Ablebens eines im besten
Mannesalter stehenden Pariser Sammlers, des Herrn Charles
Oillot, wird in wenigen Wochen wieder eine der reichsten
japanischen Sammlungen, von denen wir Kunde haben,
zur Versteigerung gelangen. Wieder wird Herr S. Bing,
wie er die Kataloge der vorerwähnten Sammlungen sach-
 
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