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Der Kunstmarkt
Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E. A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
[sjreifxjfiünunufiufiu Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst Rununanunufiununu

I. Jahrgang 1903/1904 Nr. 39. 9. September

Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche (mit Ausnahme der drei Sommermonate, in denen er nur je einmal erscheint) und kostet 4 M.
jährlich (40 Nummern). Bei Bezug unter Kreuzband, direkt von der Verlagsbuchhandlung, beträgt der Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeit-
schrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die einspaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Montag früh.

Die nächste Nummer (40) des Kunstmarktes erscheint am 23. September

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

*21. September. Frederik Muller & Co. (A. W. M.
Mensing), Amsterdam. Alte Meister der
Kollektionen van der Burgh, P. H. de la
Court, M. Garbarino in Genua.
21.—23. September. Schulmann, Amsterdam. Münzen
und Medaillen. Sammlg. M. A. Schellens
und J. van Kuyle.
26. Sept. u. ff. Schulmann, Amsterdam. Münzen.
*27. Sept. — 5. Oktober. J. M. Heberle, Köln. Kupfer-
stichsammlung des verst. Sanitätsrats Dr.
C. von Guerard. Deutsche und niederlän-
dische Schulen des 16.—19. Jahrh.

*3. Oktober u. ff. Albert Kende, Wien. Lithographien.
*12. Oktober. Anton Creutzer, Aachen. Hervorragende
Bilder alter Meister.
*19.—29. Oktober. J. M. Heberle, Köln. Sammlung
Bourgeois, Kunstsachen und Antiquitäten
des 6.—18. Jahrhunderts.
27.-29. Oktober. J. M. Heberle, Köln. Sammlung
Bourgeois, Gemälde alter u. neuzeitlicher
Meister des 14.—19. Jahrhunderts.

Über die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteile dieser Nummer näheres zu finden.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE

Gemäldeversteigerung bei Fred. Muller & Cie.
in Amsterdam am 21. September. Als Erstling unter
den Kunstauktionskatalogen der beginnenden Wintersaison
erschien soeben der mit zwanzig Lichtdrucktafeln ausge-
stattete Katalog von Fr. Muller & Cie in Amsterdam über
die am 21. September zum Verkauf kommenden alten
holländischen Gemälde aus der Sammlung des verstorbenen
Dr. van der Burgh in Haag, über die Porträtgalerie der
Familie de la Court, über einige altitalienische Gemälde
aus dem Besitze des Herrn Garbarino und anderes. Unter
den fünfzig Nummern der erstgenannten Sammlung ist wohl
das Hauptstück die Halbfigur einer lesenden alten Dame
von Nie. Maes. Wie die Katalognotizen unter Berufung
auf Dr. Hofstede de Groot angeben und wie ein Blick auf
die Abbildung lehrt, handelt es sich hier um ein bedeuten-
des, wenn auch infolge der rücksichtslosen Herbigkeit in
der Auffassung nicht gerade allgemein gefälliges Bild des
vortrefflichen Künstlers aus der Zeit, wo er stark unter
Rembrandts Einfluß stand. Weiter verzeichnet der Katalog
noch drei andere Gemälde von ihm, eine Fischhändlerin
und zwei Damenporträts. Jan Steen finden wir mit zwei
Bildern vertreten, von denen das eine, Scherzando, eine
etwas derbbäuerliche Liebeständelei im Freien darstellt;
noch viel wüster und grotesker ist die Bauernstube von
A. Brouwer, die aus der Sammlung Marcuard in Florenz
stammt und durch die Abbildung im Klassischen Bilder-

schatz weiten Kreisen bekannt geworden ist. Sehr inter-
essante Bilder scheinen ferner die staffierte Landschaft
von Lod. de Jongh (Nr. 16), die Landschaft von J. Ruisdael
(Nr. 35), das Kircheninnere von Vliet (Nr. 41), die Por-
träts von Schalcken, Netscher, Moreelse, W. v. Mieris und
unter den italienischen Gemälden das Tondo mit der Ver-
lobung der heil. Katharina in der Art des Luca Cambiaso
oder Parmeggianino (Nr. 67) zu sein.
Die Ausstellung von Alt-Thüringer Porzellan im
Städt. Kunstgewerbemuseum zu Leipzig wird am
2. Oktober eröffnet werden und verspricht, Sammlern und
Kennern viele interessante Aufschlüsse über ein bisher
noch wenig erforschtes, ja wenig beachtetes Kunst- und
Sammelgebiet zu bringen. Man darf es der außerordent-
lich rührigen und immer für den Fortschritt wirkenden
Direktion dank wissen, daß sie es unternommen hat, eine
umfangreiche und wohlausgewählte Ausstellung der besten
Produkte aller alten Thüringer Porzellanfabriken zusammen-
zubringen und damit Klarheit über die künstlerische Qualität
und das Markenwesen derselben zu schaffen. Und es ist
sehr erfreulich, daß die Thüringischen Fürstenhöfe, die
Museen in Dresden, Hamburg, Gotha u. a., die Kirchen,
mehrere große Sammler und viele Private, darunter die
Erben alter Porzellanfabrikanten und Maler, ihre Schätze
dargeliehen haben.
 
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