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Der Kunstmarkt
Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E. A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
fiynananunarsjnafiu Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst rejnafiunufxjfxjuunu

I. Jahrgang 1903/1904 Nr. 33. 20. Mai

Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche und kostet 4 M. jährlich. Bei Bezug unter Kreuzband, direkt von der Verlagsbuchhandlung,
beträgt der Jahrespreis 6 M. Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die ein-
spaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Montag früh.

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

24. Mai u. ff. M. J. Fievez, Brüssel. Kollektion L. de
Somzee.
*30. Mai — 3. Juni. Rudolf Lepke, Berlin. Waffen-
und Kunstsammlung K. Gimbel.
*30. Mai — 4. Juni. C. G. Boerner, Leipzig. Verst.
der Bibliothek Kürschner-Eisenach.

1.—2. Juni. Le Roy freres, Brüssel. Gemäldesamm-
lung J. L. Menke, Antwerpen.
6. Juni u. ff. Hugo Helbing, München. Sammlung
Hefner - Alteneck I: Gemälde, Zeichngn.,
Waffen und Kunstgegenstände.

Über die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteile dieser Nummer näheres zu finden.

NEUIGKEITEN VOM KUNSTMARKTE

Waffen- und Kunstsammlung Karl Gimbel, Baden-
Baden. Auch auf dem deutschen Kunstmarkte folgen die
Sensationen einander Schlag auf Schlag. Zur Versteigerung
der Elitesammlungen von Hefner-Alteneck und Gebrüder
Bourgeois tritt die am 30. Mai bis 3. Juni bei Lepke in
Berlin stattfindende Auktion der rühmlichst bekannten
Waffen- und Kunstsammlung K Gimbel. Der verstorbene
Besitzer, eine hervorragende Autorität und ein Forscher
auf dem Gebiete der Waffenkunde, war mit bestem Erfolge
bestrebt, mit seiner Waffensammlung eine systematische
Illustrierung der Geschichte der Schutz- und Trutzwaffen
mit originalen, einwandfreien Stücken und, wo diese nicht
zu erreichen waren, mit wissenschaftlich angefertigten
Rekonstruktionen zu schaffen. Ein durch seinen wissen-
schaftlichen Text, durch seine schönen Lichtdrucktafeln
und zahlreichen Marken und Signaturen sehr wertvoller
Katalog in Großfolio in reizvoller Ausstattung mit Dürer-
Randzeichnungen ist soeben erschienen und wird in den
Kreisen der Waffensammler mit lebhaftem Interesse auf-
genommen werden.
Christie versteigerte Ende April aus der »Fountaine-
Sammlung« altfranzösische Möbel und Porzellan im Auf-
trage der Kuratoren des verstorbenen Lord Henry Thynne.
125 Nummern brachten einen Erlös von 177826 Mark.
Zwei altmeißener Figuren, Chierser darstellend, 7000 Mark
(Duveen). Ein Louis XVI.-Marketerie-Sekretär, dekoriert
mit militärischen Emblemen, aus dem Besitz Napoleons L,
5870 Mark (Larkin). Ein Louis XIV.-Boulschreibtisch mit
getriebener Goldbronze montiert, 9450 Mark (Partridge).
Ein altes Worcester Dessert- und Teeservice, 23 Stücke,
dunkelblau, Blumenmalerei, 17020 Mark. Ein Paar sechs-
eckige Worcestervasen mit Deckel, schöne Malerei von
exotischen Vögeln und Baumzweigen, 13000 Mark (Harding).

Was aus einer Sammlung werden kann, wenn ihr
hinsichtlich der Aufbewahrung nicht die nötige Sorgfalt
geschenkt wird, bewies recht eindringlich die am 30. April an
gleicher Stelle stattgefundene Auktion eines Teils der »Gillot-
Kollektion«. Der verstorbene Mr. Joseph Gillot war der
Sohn eines der bedeutendsten englischen Sammler, dessen
Gemäldegalerie im Jahre 1872 in runden Zahlen einen
Erlös von 3300000 Mark ergeben hatte. Ein Teil der
übriggebliebenen Werke, unter denen sich auch die Arbeiten
erstklassiger Meister fanden, erreichte infolge von Be-
schädigungen u. s. w. im Verhältnis der damaligen Preise
auch nicht annähernd so gute Resultate. »Die Regen-
wolke«, ein Gemälde von David Cox, das mit 31 500 Mark
eingekauft war, erzielte jetzt nur 3000 Mark. Turners
Aquarell »Schloß Powis«, das mit 24700 Mark erworben,
wurde nunmehr nur mit 4000 Mark bezahlt. Müllers
prächtiges Werk »Die Dolyarroc-Mühle«, eingekauft für
29400 Mark, kam nur auf 10200 Mark. Die nachstehenden
Objekte und die dafür bewilligten Preise sind als die
demnächst besten der Sammlung anzusehen: David Cox,
»Überschreiten des Moores« 3100 Mark. G. Morland,
»Ein Waldweg« 2625 Mark. P. Nasmyth, »Blick auf die
See« 4760 Mark. Turner, »Ein Seestück« 6190 Mark.
Peter Graham, »Landschaft« 24050 Mark. Constable, ein
kleines Bild mit landschaftlichem Sujet 11970 Mark.
Turners Aquarell »Genf« 6510 Mark. Israels »Kind mit
kleinem Boot als Spielzeug« 1932 Mark.
Hierauf folgte am 3. Mai eine Sammlung von
Kupferstichen aus der frühenglischen Schule. Die besten
Preise erzielten folgende Blätter: »Ländliche Vergnü-
gungen« und »Ländliche Beschäftigung« von J. R. Smith,
nach G. Morland, in Farben, 1260 Mark (Smith),
»Miss Farren«, nach Lawrence, von Bartolozzi gestochen,
 
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