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Kunstwart und Kulturwart — 33,2.1920

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Heft 7 (1. Januarheft 1920)
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Bonus, Arthur: Neujahrsgedanken
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Aussprache mit Konservativen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14431#0014

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vollen Werkstatt, in der „das tzerz fest wird", davon der Hebräerbries am
Letzten meldet, daß es geschieht durch Gnade und nicht durch Lebensmittel.
Iener selben Werkstatt, von der der halbheidnische Sagamann weiß, welcher
von einen! tzerzen erzählt, „das nicht bluterfüllt war, wie das eines Vogels,
der in Angst zittert, sondern vom höchsten Werkmeister gehärtet zu jeder
Furchtlosigkeit." Diese Kraft geht in Macht- und Äberflußzeiten eher zurück,
wacht in Notzeiten eher auf. Wie sie bei uns in der Not vor hundert
Iahren sich regte, oder in der nach dem Dreißigjährigen Krieg, oder in jenen
Pilgervätern, Puritanern und Quäkern, welche aus Verfolgung und unsäg-
licher Not heraus den amerikanischen Aufschwung vorbereiteten. Gerade
die Not auch, und erst recht die nationale, ist der, wie es scheint, nötigste Roh-
stoff dieser inneren Macht und Herrenschaft, und dieser Rohstoff ist derjenige,
den man uns auf absehbare Zeit ausreichend liefern wird. Indessen, es ist
mehr darüber zu sagen. Vier Iahre Verbrauch ohne Lrsatz durch Neuarbeit
werden über unsre deutschen Grenzen hinaus die ganze absndländische Welt
arm machen. Daraus wird im Verlauf nicht nur bei uns ein Irrewerden
an der Gottähnlichkeit jener technischen Kultur einsetzen, die uns durch Ein-
sparung aller Kraftanwendung für das innere Leben so herrlich weit ge-
bracht hat. Diese unsre in Verarmung geratene abendländische Welt steht,
wenn ich recht fühle, insgesamt vor der Tür einer Brunnenstube, die sich
neu öffneu will. Es fragt sich, ob — wie ich meinerseits hoffe und glaube
— zu einer Verjüngung, oder, wie andre im Anschluß an Buddhismus und
Theosophie wollen, zu einem tiesen Eintauchen in jene Traumwasser, welche
die zu alt gewordeuen Kulturen in den Iahrtausendschlaf wiegen. Es scheint
mir nun, wie gesagt, möglich, daß gerade die endgültige Machtloswerdung
im Äußeren jene innere Gewalt in uns auftreibe, die uns befähigt, die
Gemütsbewegungen zu entfesseln, welche unsre gemeinabendländische Zu°
kunft zu beherrschen bestimmt wären. Bonus

Aussprache mit Konservativen

fDer Wunsch, eine ehrlich-sachliche und von jeder Gehässigkeit freie Aus-
sprache zwischen rechts und links zu veranstalten, gehört zu denen, die vor-
läufig noch am schwierigsten zu erfüllen scheinen. Unsere Aufsätze von Bo-
nus, Troeltsch, Spectator, Natorp, Schumann, Avenarius u. A. erscheinen
vielen zur Rechten bedenklich, ja „gefährlich", ein großes konservatives
Blatt hat sogar ausdrücklich vor einer öffentlichen Nnterredung mit ihreu
Verfassern gewarnt, und ganz entsprechend lehnen es Politiker der Linkeu
außerhalb unseres Kreises als „aussichtslos" ab, mit jenen Politikern der
Rechten sich auseinanderzusetzen, die bei uns schreiben. Ilns scheint diese
Zurückhaltung nach wie vor das Falscheste von allem. Und wir freuen uns
deshalb besonders, den folgenden Briefwechsel veröffentlichen zu dürfen.
Der erste Brief hat einen Maun zum Verfasser, an dessen Berufenheit zur
Politik ebenso wenig wie an seiner echt konservativen Gesinnung irgend ein
Zweifel besteht. Der Schreiber war ehemals ein hoher preußischer Verwal-
tungsbeamter und er hat seine Treue zur alten Regierung auch durch seineu
Rücktritt bei der Revolution bestätigt.f

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>^-ie hatten mir auf die Zusendung des deutsch-nationalen Parteipro-
((^^gramms mit einer so tiefgreifenden Kritik geantwortet, daß damit die
^»^Grundlage für eine wirklich fruchtbare politische Erörterung gegeben
war,- fruchtbar zumal aus zwei Gründen: Einmal, weil nun die Einigung
 
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