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Kunstwart und Kulturwart — 33,2.1920

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Heft 9 (1. Februarheft 1920)
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Lose Blätter
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14431#0135

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Durch Nacht unö Dunkel reitct gen Gst von Niedergang,

Das Kreuz auf seincm panzer, cin Ritter ohne Bang,

Lr denkt: dic welt rvird stehen, bis rvir das Grab befreit:

L's leuchtet schon inr Gsten, bald weicht die Dunkelheit.

vonr hohen Berge blicket ein weiser hinrnrelan,

Lr sinnet vor sich nieder und rnitzt öer Sterne Bahn.

„Die ewigen Gesetze, Allrnächtiger, leuchten klar

Aus öeinern Buch am Himmel, erneuernd Iahr um Iahr."

„Und wie sie dort erstrahlen, so leuchten rvieder hier
Der Frühling und die Menschen, Lrbarmendcr, vor dir,

And wieder blühn wirö ksoffnung dem menschlichen Geschlecht,
Und grünen wirö die Saatflur, und walten im Land das Becht." —

Auf Blumen eingeschlafen in eines Tales ^ain,

Ruhn engelgleich zwei Rinder, in Gottes Schutz allein,

Auf ihrer Unschuld wangen blüht zart das kjimmelslicht —
vorüber rollt der Donner. vorüber das kveltgericht.

Der Gedankc -er Zcit
kvelchen Gedanken die Ieit
Linmal erkoren,

Der ist gefeit und beschworen,

Und wird ewig wiedergeboren,

Trotz allem kviderstreit.

Seine Feinöe mühen sich ab!

Nlit Schlingen und Banöen.

Sie machtcn ihn gerne zu Schanden:

Und wcnn er schon längst erstanden,
ksüten sie noch sein Grab!

Bom Aeute fürs Morgen

Sind wir „andere" geworden?

as Geld hat seinen Wert, die Ar-
beit ihre Würde, die Kunst ihren
Adel, dic Gcselligkeit ihren Stil verloren.
Plebejer sind Millionäre, geistige Füh-
rer und mili.ärische Größen sind brot-
lose Kämpfcr ums'Dasein, oder ärm-
liche Pensionüre geworden. Der Mit-
telstand, der ehemalige, hungcrt, wo-
fern er nicht dem Schiebertume vcr-
fiel, nnd der Arbeiter stürmt die Lohn-
skala empor, indes sein Ziel, ein men-
schenwürdiges Leben, dauernd seinen
Blicken entweicht. Dic Lcbensordnung
ist in jcder Hinsicht ggstört durch wirt-
schaftliche Lrschütterungen, so dasz man
fast besorgen könnte, dic materialistischc
Geschichtsauffassung werdc doch noch

recht behalten vor der Geschichte. Wir
aber, die wir in dieser Lebens--Nichtord>-
nung leben, sind wir andere geworden?
Der Haß der Klassen, der Neid der
Kollegen, der Hochmut der Akademiker
und (gerade auch der pensionierten) Of-
fiziere, die jüngst hier besprochene,
durchaus nicht neue Instinktlosigkeit des
Bürgcrtums, der Starrsinn der Land-
bevölkerung, der Leichtsinn des städti-
schen Proletariats, die blinds Unfähig-
keit so vieler gcistiger und geistlicher
Führer — sind geblieben.

„D e r Mann" kam nicht, die neue
„Gemeinschaft" kam nicht, die Vcrjün-
gung der Klassen, der Berufsständc, der
Familie, der dnrch die schweren Erleb-
nisse, wic man hofste, geläuterten In°
 
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