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Kunstwart und Kulturwart — 33,2.1920

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Heft 9 (1. Februarheft 1920)
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Clemen, Paul: Die Gefährdung des deutschen Kunstbesitzes, [2]
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14431#0129

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besser geschützt und in seinem Bestand gesichert sein muß als vorher, wo
das Schicksül dieses Besitzes von dem Willen einzelner abhing. Ver-
sündigt sich die neue Zeit an diesem Grundsatz, so zerstört sie selbst das
Fundament, anf dem sie steht. Ais unmöglich und irrsinnig muß ein
jedes solches Ansinnen von Selbstberaubung, das einer Selbstentmannung
gleichkommt, abgewieseu werden. Aber wie das neue Deutschland zum
erstenmal in der Reichsverfassung in jenem bedeutsamen Artikel aner-
kannt hat, daß die Denkmäler der Kunst und der Geschichte den Schutz
und die Pflege des Staates genießen und wie dieser Grundsatz in aller--
vorderster Linie auf die im Eigentum des Staates selbst befindlichen Denk--
mäler der Kunst und der Geschichte Anwendung zu finden hat, so ist es auch
die in demselben Artikel der Verfassung anerkannte Aufgabe des Reiches,
die Abwanderung deutschen Kunstbesitzes in das Ausland zu verhüten.
Aud damit komme ich auf den Punkt zurück, von dem ich ausgegangen
war. Wenn Tschechoslowakien, wenn die russische Sowjetrepublik ein Aus--
fuhrverbot als Notgesetz erlassen haben, wenn zu einem solchen Deutsch--
österreich sich im Moment des völligen Zusammenbruchs im letzten Früh-
jahr aufgerafft hat, sollte das Deutsche Reich nicht auch diese Verpflich-
tung empfinden? Allzulang dauernde Vorbereitungen, allzuviel kostbare
Aeit gehen verloren. Iede Woche Zögern bedeutet neue, nicht wieder gut
Zu machende Verluste. Videant consulesl PaulClemen

Lose Blätter

Zum Gedenktage an Hermann Lingg

fEs sind jetzt so viele Dichter-Gedenktage zusammengekommen, daß die
Losen Blätter dieser tzefte sehr wider die Absicht zu dem Irrtum führen
könnten, wir bevorzugten alte Literatur vor der neuen. Das liegt uns
völlig serne, aber wir wollen den Brauch nicht aufgeben, wichtige Tage
solcher Art zu benutzen. Der Geist einer Leserschaft ist ja zu Gedenkzeiten
empfänglicher, weil er von verschiedenen Stellen her „gereizt" wird, weil,
was er heute und hier liest, das gestern anderswo Gelesene ergänzt. Lingg
würde nun hundert Iahre alt. Daß seine Dramen sich „ausgraben" ließen,
glauben wir nicht, daß man sein nicht fo gepriesenes Epos „Völkerwande-
rung" „erwecken" könnte, ebensowenig. Aber unter seinen lyrischen so-
wohl, als aüch seinen lyrisch-dramatischen Gedichten ist mancherlei, das heut-
zutage von literarischen Moden weit mehr zurückgedrängt worden ist, nicht
nur als Lingg gegenüber „billig", sondern auch, als unsrer literarischen
Bildung bekömmlich ist. Eine Auswahl aus Linggs Gedichten hat übrigens
noch Paul Heyse schon WOö bei Cotta Herausgegeben.s

Ungekützte Uüsse

weil bu mir zu früh entschwunden.

Blieb ein unerfülltes Glück
Ungenossner schöner Stunden
Ruhelos in mir zurück.
 
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