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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0302
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MAIR VON LANDSHUT

zu erreichen, die schon früher der Meister °(& und der Meister
der Berliner Passion zu solcher Höhe gebracht hatten. Sie wirken
eigentiich immer trocken und der Künstler scheint ihre Illuminierung
mit mehreren Farben von vornherein als ein wesentliches Element zu
voller plastischer Wirkung betrachtet zu haben.*
Ein wirkliches Verdienst hat sich Mair durch die Einführung dieser
farbigen Behandlung seiner Kupferstiche erworben, die er auf mit
Wasserfarben: grün, violettbraun, blau, gelb in verschiedenen Schattie-
rungen grundiertes Papier druckte und mit von ihm selbst mit der
Pinselspitze weiß, gelb oder rot gehöhten Lichtern in den Handel
brachte. Er erzielte dadurch oft sehr malerische Effekte, und diese be-
malten Abdrücke wurden später zuweilen mit den am Ausgang des
Jahrhunderts so beliebten weiß gehöhten Handzeichnungen verwech-
selt, die sie offenbar ersetzen sollten, eine Technik, die dann durch
Dürer, Altdorfer und Wolf Huber im Anfang des XVI. Jahrhunderts zu
höchster Vollendung geführt wurde und in ihrer Verbindung mit der
gestochenen Strichplatte durch Mair diesen eigentlich zum Erßnder oder
doch zum Vorläufer der Helldunkel-Holzschnitte machte.
Es hat sich aus dem Werk des Landshuter Künstlers eine ziemliche
Menge von solchen bemalten Drucken erhalten, wenn auch die auf-
gesetzten Lichter oft abgerieben sind und ihrer ursprünglichen Kontrast-
wirkung verlustig gingen.^
Das Werk Mairs von Landshut besteht im ganzen aus 25 Blättern:
22 Kupferstichen und 3 Holzschnitten, die erst in neuerer Zeit bekannt
und zunächst für Metallschnitte gehalten wurden.s Bartsch beschrieb
12 Blatt unter Mair*= und ein unbezeichnetes verschnittenes bei den
i Er wurde dazu wohl durch die zu seiner Zeit sehr beliebten gehöhten Zeichnungen
geleitet. Auch seine eigenen von Schubert p. 133. Nr. 1—13 aufgezählten sind mit einer
Ausnahme alle gehöht.
^ Ich notierte von diesen bemalten Clair-obscurs ungefähr 27 Exemplare, zwei davon
auf einem Holzschnitt (Nr. 23), die übrigen auf Stichen in Basel, Berlin, Breslau, Coburg,
Dresden, Frankfurt a. M., Klein-Oels, London, Paris: Bibliotheque nationale, Louvre
und S. v. Rothschild, Wien: Albertina und S. Liechtenstein.
3 Nur Nr. 23, den zwölfjährigen Jesus im Tempel, kannten schon Füssli, Zani und
Renouvier. Die anderen beiden (Nr. 24 und 25) tauchten erst 1873 in der Auktion
Durazzo auf, die sie alle drei enthielt.
4 Nr. 1—3, 5—7, 10, 11, 16 und 19 — 21 dieses Katalogs.
 
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