Die Renaissance. Deutschland
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Nr. 17, der ähnliche Pokal Nr. 18, gestiftet 1538, und der Münz-
pokal, gestiftet 1536 [Abbild. S. 87]. Die Buckelung ist beibe-
halten, auch die Anordnung der Buckel in zwei Reihen und
die hiermit zusammenhängende Einschnürung in der Mitte des
Bechers; aber die Buckel sind nicht mehr schräg gestellt,
wachsen nicht mehr auseinander knorrecht hervor, sondern
sind senkrecht nebeneinander geordnet. Der Buckel hört auf,
das Gerüst der Form zu bilden, er wird zu einem eingefügten
Ornament. Der Bildner fühlt sich daher verpflichtet, ihn durch
ornamentale Zuthaten zu motivieren, er gibt ihm z. B. die
Form einer auf liegenden Frucht. Am Becher Nr. 18 am Fufs
eine Reihe von Aepfeln mit Blättern als mifsverständliche Um-
bildung des antiken Eierstabes. — Als Birnen gestaltet sind
die Buckel eines Bechers des Kaisers Maximilian in Wien.
Die Buckel werden mit Ornamenträndern eingefafst wie auf-
gesetzte Schilde.
Der Fufs ändert sich in entsprechender Weise, er hört
auf, eine aus der Buckelung sich entwickelnde Strebe zu sein,
und wird zum Baluster nach den italienischen Vorbildern, die
auf antike Kandelaberformen zurückgehen. In den Lüneburger
Bechern erscheint der Baluster zuerst als ein Blattknauf, der
über den gotischen Schaft gestreift ist, ähnlich wie am Luther-
becher von 1525. Erst nach der Mitte des XVI Jahrhunderts
ist der Schaft völlig in Renaissanceformen mit Bügeln u. s. w.
übergegangen. Die Fufsplatte hört auf, im Pafs gebildet zu
sein, und wird rund, aber selbst in sehr vorgeschrittenen
Stücken, wie im Kurfürstenbecher um 1570, sind Reste der
alten Fufsbildung mit Buckeln zu erkennen.
Die wichtigste Veränderung geht vor in der Einschnü-
rung des eigentlichen Bechers. Innerhalb der gotischen
Buckelung vollzieht sich dieselbe durch die Drehung der
schrägen Buckel, dagegen mufs für die gerade gelegte Buckel-
reihe die Einschnürung, welche man beibehält, äufserlich durch
einen umgelegten Blattkranz motiviert werden [Münzpokal,
Interimsbecher]. Dieser Blattkranz verbreitert sich zu einem
Ring, über welchen der untere Teil um ein weniges, der
obere Teil um ein mehr herausquellen. Dieser Ring wird, all-
mählich wachsend, schliefslich wie beim Kurfürstenbecher zum
künstlerischen Hauptteil des Bechers.
Das handwerkliche Fortleben der rein gotischen Buckel-
form belegt auch für Lüneburg der kleine Pokal Nr. 20, um
1600 entstanden.
Diese Reihe von 18 Bechern und Pokalen gibt ferner ein
reichhaltiges Bild von den künstlerischen Motiven, welche für
die Ausschmückung des Trinkgerätes üblich wraren. Von den
gotischen Bechern begnügt sich Nr. 6 mit einem Knauf in
Form einer Frucht, Nr. 5 entwickelt aus dem oberen als Blume
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Nr. 17, der ähnliche Pokal Nr. 18, gestiftet 1538, und der Münz-
pokal, gestiftet 1536 [Abbild. S. 87]. Die Buckelung ist beibe-
halten, auch die Anordnung der Buckel in zwei Reihen und
die hiermit zusammenhängende Einschnürung in der Mitte des
Bechers; aber die Buckel sind nicht mehr schräg gestellt,
wachsen nicht mehr auseinander knorrecht hervor, sondern
sind senkrecht nebeneinander geordnet. Der Buckel hört auf,
das Gerüst der Form zu bilden, er wird zu einem eingefügten
Ornament. Der Bildner fühlt sich daher verpflichtet, ihn durch
ornamentale Zuthaten zu motivieren, er gibt ihm z. B. die
Form einer auf liegenden Frucht. Am Becher Nr. 18 am Fufs
eine Reihe von Aepfeln mit Blättern als mifsverständliche Um-
bildung des antiken Eierstabes. — Als Birnen gestaltet sind
die Buckel eines Bechers des Kaisers Maximilian in Wien.
Die Buckel werden mit Ornamenträndern eingefafst wie auf-
gesetzte Schilde.
Der Fufs ändert sich in entsprechender Weise, er hört
auf, eine aus der Buckelung sich entwickelnde Strebe zu sein,
und wird zum Baluster nach den italienischen Vorbildern, die
auf antike Kandelaberformen zurückgehen. In den Lüneburger
Bechern erscheint der Baluster zuerst als ein Blattknauf, der
über den gotischen Schaft gestreift ist, ähnlich wie am Luther-
becher von 1525. Erst nach der Mitte des XVI Jahrhunderts
ist der Schaft völlig in Renaissanceformen mit Bügeln u. s. w.
übergegangen. Die Fufsplatte hört auf, im Pafs gebildet zu
sein, und wird rund, aber selbst in sehr vorgeschrittenen
Stücken, wie im Kurfürstenbecher um 1570, sind Reste der
alten Fufsbildung mit Buckeln zu erkennen.
Die wichtigste Veränderung geht vor in der Einschnü-
rung des eigentlichen Bechers. Innerhalb der gotischen
Buckelung vollzieht sich dieselbe durch die Drehung der
schrägen Buckel, dagegen mufs für die gerade gelegte Buckel-
reihe die Einschnürung, welche man beibehält, äufserlich durch
einen umgelegten Blattkranz motiviert werden [Münzpokal,
Interimsbecher]. Dieser Blattkranz verbreitert sich zu einem
Ring, über welchen der untere Teil um ein weniges, der
obere Teil um ein mehr herausquellen. Dieser Ring wird, all-
mählich wachsend, schliefslich wie beim Kurfürstenbecher zum
künstlerischen Hauptteil des Bechers.
Das handwerkliche Fortleben der rein gotischen Buckel-
form belegt auch für Lüneburg der kleine Pokal Nr. 20, um
1600 entstanden.
Diese Reihe von 18 Bechern und Pokalen gibt ferner ein
reichhaltiges Bild von den künstlerischen Motiven, welche für
die Ausschmückung des Trinkgerätes üblich wraren. Von den
gotischen Bechern begnügt sich Nr. 6 mit einem Knauf in
Form einer Frucht, Nr. 5 entwickelt aus dem oberen als Blume