Barock und Rococo
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7 1754, und Thomas Germain. Als der König 1667 die
Manufaktur besucht, werden ihm als fertig vorgelegt: 24 Becken
mit Kannen, 2 Wannen von 6 Fufs Länge, 24 Kübel für
Orangenbäume, Vasen für die Balustraden der Gärten und
noch vieles mehr. Auf dem kurz darauf gewirkten Wand-
teppich, der diesen Empfang darstellt, finden wir einen Teil der
Prachtgefäfse abgebildet. Die Formen dieser für monumen-
tale Wirkungen in den weiten Räumen von Versailles be-
rechneten Stücke erscheinen schwer, mehr für Bronze als für
Silber erfunden. Die leichtere, mehr auf das Boudoir gerichtete
Lebensführung der nächstfolgenden Periode, der Regence,
knüpft an die zierlicheren Vorbilder an, welche Berain bereits
gegeben hatte, und welche von Meissonnier, j- 1750, in den
übermütigen Stil des Rococo übergeführt werden. In diesen
Arbeiten, welche uns lediglich in den von Meissonnier selbst
besorgten Veröffentlichungen überkommen sind, ist die Lei-
stungsfähigkeit des Silbers zu leichtester Eleganz in gleichem
Streben ausgebildet wie in dem phantastischen Turmwerk der
spätgotischen Monstranzen. Der folgende Führer französischer
Silberschmiedekunst, Pierre Germain, hat uns ebenfalls sein
Lebenswerk in sorgsamer Publikation von 1747 hinterlassen.
Gleichnamig, aber nicht mit ihm verwandt ist der Goldschmied
von Louis XV, Thomas Germain, J- 1748, und dessen Sohn
Francois Thomas Germain. Von letzterem sind in Portugal
und in Petersburg Arbeiten von 1761 erhalten, welche den
grofsen Ruhm des Meisters allerdings vollauf bestätigen; sie
zeigen bewegte, aber doch zugleich ruhige Flächen mit spar-
samen, aber kecken und künstlerisch vollendeten ornamentalen
Zuthaten.
Die Rococoformen, Stil Ludwigs XV, werden ebenso
wie die früheren französischen Erfindungen nach Deutschland
übertragen, hier aber weit krauser, willkürlicher und schwerer
behandelt und länger beibehalten als in Frankreich. In Italien
kommt man mit dem Rococo noch weniger zurecht und über-
ladet es, wenn man es anzuwenden sucht.
Die Umkehr zu reineren Formen unter Ludwig XVI,
welche in Frankreich am Hofe bereits um 1755, in weiteren
Kreisen bald nach 1760 beginnt, macht sich in Deutschland
vor 1780 kaum merkbar. Die antike Formenwelt wird, wie
einst im Beginn der Renaissance, zum Vorbild erklärt, sie er-
gibt durch die Funde von Pompeji weit reichere Motive für
eigentliche Gefäfse als im XV Jahrhundert. Die streng klas-
sischen Formen des Empirestiles im Ausleben dieser Ent-
wickelung fanden Deutschland durch Kriegsnöte zu sehr zer-
rüttet, als dafs es ernstlich in die Arbeit hätte eintreten können.
Von der Arbeit des XVII Jahrhunderts ist uns hinreichend
viel erhalten, um uns ihr Bild darzustellen. Dagegen ist das
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7 1754, und Thomas Germain. Als der König 1667 die
Manufaktur besucht, werden ihm als fertig vorgelegt: 24 Becken
mit Kannen, 2 Wannen von 6 Fufs Länge, 24 Kübel für
Orangenbäume, Vasen für die Balustraden der Gärten und
noch vieles mehr. Auf dem kurz darauf gewirkten Wand-
teppich, der diesen Empfang darstellt, finden wir einen Teil der
Prachtgefäfse abgebildet. Die Formen dieser für monumen-
tale Wirkungen in den weiten Räumen von Versailles be-
rechneten Stücke erscheinen schwer, mehr für Bronze als für
Silber erfunden. Die leichtere, mehr auf das Boudoir gerichtete
Lebensführung der nächstfolgenden Periode, der Regence,
knüpft an die zierlicheren Vorbilder an, welche Berain bereits
gegeben hatte, und welche von Meissonnier, j- 1750, in den
übermütigen Stil des Rococo übergeführt werden. In diesen
Arbeiten, welche uns lediglich in den von Meissonnier selbst
besorgten Veröffentlichungen überkommen sind, ist die Lei-
stungsfähigkeit des Silbers zu leichtester Eleganz in gleichem
Streben ausgebildet wie in dem phantastischen Turmwerk der
spätgotischen Monstranzen. Der folgende Führer französischer
Silberschmiedekunst, Pierre Germain, hat uns ebenfalls sein
Lebenswerk in sorgsamer Publikation von 1747 hinterlassen.
Gleichnamig, aber nicht mit ihm verwandt ist der Goldschmied
von Louis XV, Thomas Germain, J- 1748, und dessen Sohn
Francois Thomas Germain. Von letzterem sind in Portugal
und in Petersburg Arbeiten von 1761 erhalten, welche den
grofsen Ruhm des Meisters allerdings vollauf bestätigen; sie
zeigen bewegte, aber doch zugleich ruhige Flächen mit spar-
samen, aber kecken und künstlerisch vollendeten ornamentalen
Zuthaten.
Die Rococoformen, Stil Ludwigs XV, werden ebenso
wie die früheren französischen Erfindungen nach Deutschland
übertragen, hier aber weit krauser, willkürlicher und schwerer
behandelt und länger beibehalten als in Frankreich. In Italien
kommt man mit dem Rococo noch weniger zurecht und über-
ladet es, wenn man es anzuwenden sucht.
Die Umkehr zu reineren Formen unter Ludwig XVI,
welche in Frankreich am Hofe bereits um 1755, in weiteren
Kreisen bald nach 1760 beginnt, macht sich in Deutschland
vor 1780 kaum merkbar. Die antike Formenwelt wird, wie
einst im Beginn der Renaissance, zum Vorbild erklärt, sie er-
gibt durch die Funde von Pompeji weit reichere Motive für
eigentliche Gefäfse als im XV Jahrhundert. Die streng klas-
sischen Formen des Empirestiles im Ausleben dieser Ent-
wickelung fanden Deutschland durch Kriegsnöte zu sehr zer-
rüttet, als dafs es ernstlich in die Arbeit hätte eintreten können.
Von der Arbeit des XVII Jahrhunderts ist uns hinreichend
viel erhalten, um uns ihr Bild darzustellen. Dagegen ist das