D. Integument und Integumentalorgane.
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Gegen die ganze eben entwickelte Annahme spricht allerdings
der Befund bei Affen. Zwar wissen wir noch zu wenig über die
funktionelle Asymmetrie der oberen Extremität bei den Anthropo-
morphen, aber Orang-Utan und die Hylobatiden, die nach dem
Menschen am ausgesprochensten eine größere Länge der rechten
oberen Extremität aufweisen, besitzen jedenfalls einen anderen Typus
der Aortenverzweigung als der Mensch. Dagegen überwiegt bei
Schimpanse, obwohl er dieselbe Aortenverästelung wie der Mensch zeigt,
die größere Länge der linken oberen Extremität. Allerdings sind die
Varietäten in der Form der Aortenverästelung bei den Anthropo-
morphen wie beim Menschen sehr groß und mannigfach, und ein ge-
naueres Studium derselben an großem Material im Zusammenhang mit
der funktionellen morphologischen Asymmetrie dürfte vielleicht manche
Widersprüche beseitigen.
Zur Erklärung der größeren Länge des linken Beines werden
vorwiegend statische Momente beigezogen. Da es meist als Standbein
benutzt wird, so kann seine größere Länge als eine Wachstumsreaktion
auf den Reiz häufigerer Belastung aufgefaßt werden (MoimisoN).
DARESTE (1885) und BRANDT (1913) verlegen die Ursache der un-
gleichen Ausbildung der beiderseitigen Extremitäten und Körper-
hälften schon in die intrauterine Entwicklung, indem sie sie mit der
Seitenkrümmung des Embryo in Zusammenhang bringen.
Daß auch am Kopfe Asymmetrien bestehen, sei nur nebenbei
bemerkt. Am deutlichsten sind wohl diejenigen des Gesichtes und
besonders der Nase, die meist auf Asymmetrien des Schädels beruhen
(HvssE, LiEBREicH). Vgl. auch unter Schädelasymmetrie. Die bis jetzt
untersuchten Rassen verhalten sich darin allerdings etwas verschieden.
Einen nur geringen Grad von Gesichtsasymmetrien besitzen Neger und
Berber, einen etwas höheren die Fellachen; am häufigsten sind diese
Dissymmetrien beim Europäer gefunden worden.
D. integument und !ntegumenta!organe.
I. Haut.
1. Hautfarbe.
Unter allen Eigenschaften, welche die äußere Bedeckung des
menschlichen Körpers darbietet, ist die Hautfarbe am frühesten
als Rassenmerkmal beachtet und beschrieben worden. Schon auf
den Wandgemälden ägyptischer Gräber, z. B. des Reklimara-Grabes in
Theben aus der 18. Dynastie, erscheinen die einzelnen Rassen scharf
durch ihre verschiedene Färbung charakterisiert. Neben dem rot-
braunen Ludu oder Rudu (Aegypter) sind der schwarze Nasi (Neger),
der gelbliche Amu (semitische Asiate) und der hellfarbige Tamahu
(Nord-Afrikaner) dargestellt. Viele Völkerbezeichnungen gehen auf die
Hautfarbe zurück, und verhängnisvolle LIrteile und Vorurteile knüpfen
sich noch heute an die Begriffe des „Weißen" und „Farbigen". Auch in
allen Klassifikationsversuchen der Menschheit seit LiNNE, BLUMEN-
BACH, KANT und OuviER bildet die Hautfarbe eines der wichtigsten
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Gegen die ganze eben entwickelte Annahme spricht allerdings
der Befund bei Affen. Zwar wissen wir noch zu wenig über die
funktionelle Asymmetrie der oberen Extremität bei den Anthropo-
morphen, aber Orang-Utan und die Hylobatiden, die nach dem
Menschen am ausgesprochensten eine größere Länge der rechten
oberen Extremität aufweisen, besitzen jedenfalls einen anderen Typus
der Aortenverzweigung als der Mensch. Dagegen überwiegt bei
Schimpanse, obwohl er dieselbe Aortenverästelung wie der Mensch zeigt,
die größere Länge der linken oberen Extremität. Allerdings sind die
Varietäten in der Form der Aortenverästelung bei den Anthropo-
morphen wie beim Menschen sehr groß und mannigfach, und ein ge-
naueres Studium derselben an großem Material im Zusammenhang mit
der funktionellen morphologischen Asymmetrie dürfte vielleicht manche
Widersprüche beseitigen.
Zur Erklärung der größeren Länge des linken Beines werden
vorwiegend statische Momente beigezogen. Da es meist als Standbein
benutzt wird, so kann seine größere Länge als eine Wachstumsreaktion
auf den Reiz häufigerer Belastung aufgefaßt werden (MoimisoN).
DARESTE (1885) und BRANDT (1913) verlegen die Ursache der un-
gleichen Ausbildung der beiderseitigen Extremitäten und Körper-
hälften schon in die intrauterine Entwicklung, indem sie sie mit der
Seitenkrümmung des Embryo in Zusammenhang bringen.
Daß auch am Kopfe Asymmetrien bestehen, sei nur nebenbei
bemerkt. Am deutlichsten sind wohl diejenigen des Gesichtes und
besonders der Nase, die meist auf Asymmetrien des Schädels beruhen
(HvssE, LiEBREicH). Vgl. auch unter Schädelasymmetrie. Die bis jetzt
untersuchten Rassen verhalten sich darin allerdings etwas verschieden.
Einen nur geringen Grad von Gesichtsasymmetrien besitzen Neger und
Berber, einen etwas höheren die Fellachen; am häufigsten sind diese
Dissymmetrien beim Europäer gefunden worden.
D. integument und !ntegumenta!organe.
I. Haut.
1. Hautfarbe.
Unter allen Eigenschaften, welche die äußere Bedeckung des
menschlichen Körpers darbietet, ist die Hautfarbe am frühesten
als Rassenmerkmal beachtet und beschrieben worden. Schon auf
den Wandgemälden ägyptischer Gräber, z. B. des Reklimara-Grabes in
Theben aus der 18. Dynastie, erscheinen die einzelnen Rassen scharf
durch ihre verschiedene Färbung charakterisiert. Neben dem rot-
braunen Ludu oder Rudu (Aegypter) sind der schwarze Nasi (Neger),
der gelbliche Amu (semitische Asiate) und der hellfarbige Tamahu
(Nord-Afrikaner) dargestellt. Viele Völkerbezeichnungen gehen auf die
Hautfarbe zurück, und verhängnisvolle LIrteile und Vorurteile knüpfen
sich noch heute an die Begriffe des „Weißen" und „Farbigen". Auch in
allen Klassifikationsversuchen der Menschheit seit LiNNE, BLUMEN-
BACH, KANT und OuviER bildet die Hautfarbe eines der wichtigsten