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https://doi.org/10.11588/diglit.37612#0023
1. Abschnitt.
Allgemeiner Teil.
A. Aügemeines.
I. Wesen und Aufgabe der Anthropologie.
Die Anthropoiogie ist die Naturgeschichte der Hominiden in
ihrer zeitlichen und räumlichen Ausdehnung. Damit ist festgelegt
1) daß die Anthropologie eine Gruppenwissenschaft ist und daß daher
Menschliche Anatomie, Physiologie usw. als Individualwissenschaften
aus ihrem Rahmen ausgeschlossen sind, 2) daß sie sich nur mit der
Physis der Hominiden beschäftigt, und 3) daß sie den ganzen
Formenkreis dieser zoologischen Gruppe ohne jede Einschränkung
umfaßt.
Die Anthropologie hat daher die Aufgabe, alle innerhalb der
Hominiden vorkommenden ausgestorbenen und rezenten Formen hin-
sichtlich ihrer körperlichen Eigenschaften zu unterscheiden, zu charak-
terisieren und in ihrer geographischen Verbreitung zu untersuchen, zu-
nächst gleichgültig, ob es sich dabei um Arten, Unterarten, Varietäten
oder Typen handelt. Dann versucht sie die Anthropogenese zu re-
konstruieren, indem sie die verwandtschaftlichen Beziehungen sowohl
innerhalb der Hominidengruppe als auch zu den genetisch nahestehen-
den Formen feststellt, und sie ist außerdem bestrebt, auch die Ursachen
aufzudecken, welche zu den verschiedenen Formausprägungen geführt
haben.
Die eben gegebene Definition der Anthropologie entspricht der
modernen Auffassung unserer Wissenschaft, denn der Terminus An-
thropologie (von %v&pej7to.; = Mensch und koyog = Lehre abzuleiten)
bedeutet in wörtlicher Uebersetzung nur „Wissenschaft vom Menschen".
Im Verlauf der wissenschaftlichen Entwicklung der beiden letzten
Jahrhunderte hat der Begriff „Anthropologie" aber mancherlei Wand-
lungen durchgemacht. Philosophen wie FANT, FicHTE, FniEs, CriA-
VANNEs u. a. haben unter diesem Titel allgemein psychologische und
pädagogische Werke publiziert, während für viele Naturforscher und
Mediziner, wie MAGNus HuNDT, TH. FEu^RiNG, W. OowPER, TEicn-
MAYER u. a. der Ausdruck synonym mit deskriptiver Anatomie war.
Leider wird oft noch in diesem ganz veralteten Sinne die in den
Mittelschulen gelehrte Anatomie des Menschen als „Anthropologie"
bezeichnet.
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Allgemeiner Teil.
A. Aügemeines.
I. Wesen und Aufgabe der Anthropologie.
Die Anthropoiogie ist die Naturgeschichte der Hominiden in
ihrer zeitlichen und räumlichen Ausdehnung. Damit ist festgelegt
1) daß die Anthropologie eine Gruppenwissenschaft ist und daß daher
Menschliche Anatomie, Physiologie usw. als Individualwissenschaften
aus ihrem Rahmen ausgeschlossen sind, 2) daß sie sich nur mit der
Physis der Hominiden beschäftigt, und 3) daß sie den ganzen
Formenkreis dieser zoologischen Gruppe ohne jede Einschränkung
umfaßt.
Die Anthropologie hat daher die Aufgabe, alle innerhalb der
Hominiden vorkommenden ausgestorbenen und rezenten Formen hin-
sichtlich ihrer körperlichen Eigenschaften zu unterscheiden, zu charak-
terisieren und in ihrer geographischen Verbreitung zu untersuchen, zu-
nächst gleichgültig, ob es sich dabei um Arten, Unterarten, Varietäten
oder Typen handelt. Dann versucht sie die Anthropogenese zu re-
konstruieren, indem sie die verwandtschaftlichen Beziehungen sowohl
innerhalb der Hominidengruppe als auch zu den genetisch nahestehen-
den Formen feststellt, und sie ist außerdem bestrebt, auch die Ursachen
aufzudecken, welche zu den verschiedenen Formausprägungen geführt
haben.
Die eben gegebene Definition der Anthropologie entspricht der
modernen Auffassung unserer Wissenschaft, denn der Terminus An-
thropologie (von %v&pej7to.; = Mensch und koyog = Lehre abzuleiten)
bedeutet in wörtlicher Uebersetzung nur „Wissenschaft vom Menschen".
Im Verlauf der wissenschaftlichen Entwicklung der beiden letzten
Jahrhunderte hat der Begriff „Anthropologie" aber mancherlei Wand-
lungen durchgemacht. Philosophen wie FANT, FicHTE, FniEs, CriA-
VANNEs u. a. haben unter diesem Titel allgemein psychologische und
pädagogische Werke publiziert, während für viele Naturforscher und
Mediziner, wie MAGNus HuNDT, TH. FEu^RiNG, W. OowPER, TEicn-
MAYER u. a. der Ausdruck synonym mit deskriptiver Anatomie war.
Leider wird oft noch in diesem ganz veralteten Sinne die in den
Mittelschulen gelehrte Anatomie des Menschen als „Anthropologie"
bezeichnet.
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