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Kraniologie.
diejenigen des Menschen noch überschreiten. Allerdings sind die indi-
viduellen Schwankungen ziemlich groß; sie gehen bei den Hylobatiden
von ßo—14^ (Fig. 335), bei Orang-Utan von 4"—12 U Schimpanse hat
einen frontalen Neigungswinkel von 8", Gorilla einen solchen von 5°—61
Faßt man die Profilierung des Gesichtsschädels in vertikaler und
horizontaler Richtung zusammen, so kann man unter den heutigen
Hominiden drei bis vier divergente Formen unterscheiden. Zur ersten
Gruppe mit schwacher Profilierung sowohl in horizontaler als verti-
kaler Richtung zählen sämtliche Mongolen und Mongoloiden. Daher
die auffallende Flach-
gesichtigkeit dieser Ty-
pen. Schwach in ho-
rizontaler, aber stark,
ja sehr stark in ver-
tikaler Richtung pro-
filiert sind Australier
und Neger. Es kom-
biniert sich bei ihnen
stark vorgeschobener
Oberkiefer und AYan-
genbeinkörper mit nie-
driger Nase und
schwacher Rückwärts-
neigung der Orbita und
des Processus frontalis
des Wangenbeins. Eine
dritte Grundform,
durch eine relativ ge-
ringe vertikale, aber
starke horizontale Pro-
filierung ausgezeichnet,
bilden die Europäer.
Da bei ihnen aber
Unterschiede im Ge-
sichtswinkel bestehen,
so kann man diese
letzte Gruppe auch in
zwei scheiden, eine
solche mit leichter
Orthognathie und eine
solche mit Hyper-
orthognathie, ein Un-
Fig. 335. Norma verticalis eines Schädels von
Hylobatessyndaetylus. %nat. Gr. Phot. OPPENHEIM.
terschied, wie er z. B. zwischen dem kindlichen und dem erwachsenen
alpinen europäischen Typus besteht (WARuscHKiN).
H. Die einzeinen Abschnitte des Gesichtsschädeis.
I. Oberkiefer und Gaumenbein.
In dem vorstehenden Kapitel ist eines der auffallendsten und
anthropologisch wichtigsten Merkmale des Oberkiefers, die Prognathie
und Orthognathie, behandelt worden. Der menschliche Oberkiefer
bietet besonders dadurch ein großes Interesse, daß er einerseits im
Kraniologie.
diejenigen des Menschen noch überschreiten. Allerdings sind die indi-
viduellen Schwankungen ziemlich groß; sie gehen bei den Hylobatiden
von ßo—14^ (Fig. 335), bei Orang-Utan von 4"—12 U Schimpanse hat
einen frontalen Neigungswinkel von 8", Gorilla einen solchen von 5°—61
Faßt man die Profilierung des Gesichtsschädels in vertikaler und
horizontaler Richtung zusammen, so kann man unter den heutigen
Hominiden drei bis vier divergente Formen unterscheiden. Zur ersten
Gruppe mit schwacher Profilierung sowohl in horizontaler als verti-
kaler Richtung zählen sämtliche Mongolen und Mongoloiden. Daher
die auffallende Flach-
gesichtigkeit dieser Ty-
pen. Schwach in ho-
rizontaler, aber stark,
ja sehr stark in ver-
tikaler Richtung pro-
filiert sind Australier
und Neger. Es kom-
biniert sich bei ihnen
stark vorgeschobener
Oberkiefer und AYan-
genbeinkörper mit nie-
driger Nase und
schwacher Rückwärts-
neigung der Orbita und
des Processus frontalis
des Wangenbeins. Eine
dritte Grundform,
durch eine relativ ge-
ringe vertikale, aber
starke horizontale Pro-
filierung ausgezeichnet,
bilden die Europäer.
Da bei ihnen aber
Unterschiede im Ge-
sichtswinkel bestehen,
so kann man diese
letzte Gruppe auch in
zwei scheiden, eine
solche mit leichter
Orthognathie und eine
solche mit Hyper-
orthognathie, ein Un-
Fig. 335. Norma verticalis eines Schädels von
Hylobatessyndaetylus. %nat. Gr. Phot. OPPENHEIM.
terschied, wie er z. B. zwischen dem kindlichen und dem erwachsenen
alpinen europäischen Typus besteht (WARuscHKiN).
H. Die einzeinen Abschnitte des Gesichtsschädeis.
I. Oberkiefer und Gaumenbein.
In dem vorstehenden Kapitel ist eines der auffallendsten und
anthropologisch wichtigsten Merkmale des Oberkiefers, die Prognathie
und Orthognathie, behandelt worden. Der menschliche Oberkiefer
bietet besonders dadurch ein großes Interesse, daß er einerseits im