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Martin, Rudolf
Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung: mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden ; für Studierende, Ärzte und Forschungsreisende ; mit 460 Abbildungen im Text, 3 Tafeln und 2 Beobachtungsblättern — Jena, 1914

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37612#0205
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B. Somatoskopische Technik.

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höhe, 3) dem Holzschieber, der, an der Wand gleitend, bei den beiden
genannten Messungen auf den Eopf des zu Messenden aufgelegt wird,
4) aus der Maßeinteilung' für die Messung der Spannweite (Wachs-
leinwand), 5) aus einem kleinen Hocker zur Abnahme der Sitzhöhe,
6) aus einem Schemel zur Messung der Fußlänge, auf dem das In-
dividuum auch während der Kopfmessungen Platz nimmt, und 7) einem
Tischgestell zur Abnahme der Unterarmlänge. An Instrumenten be-
nötigt man zu diesen Messungen ferner noch einen Tasterzirkel mit
Rundbogen, einen kleinen Gleitzirkel (sogenannten Ohrmesser) und
einen großen SchiebezirkeF). Sämtliche Instrumente sind für den
speziellen Zweck besonders schwer gearbeitet, um dem zu messenden
Individuum möglichst wenig Einfluß auf die Maße selbst zu gestatten.
Die Technik der BERTiLLONSchen Messungen schließt sich im
großen und ganzen den oben gegebenen Vorschriften an, nur in
wenigen Punkten bestehen bemerkenswerte Unterschiede. Diese be-
treffen :
Die Spannweite. Sie wird hinten an der Wand gemessen bei
wagrecht ausgebreiteten Armen, entsprechend Maß 17 a.
Die Kopflänge. Sie wird definiert als Abstand der Nasenwurzel
von dem vorspringendsten Punkt des Hinterhauptes. BERTiLLONs
Maß geht aber weder von der Glabella noch vom Nasion aus, sondern
einfach von dem am tiefsten eingesattelten Punkt der Nase.
In der Länge des Mittelfingers und des kleinen Fingers sind
auch die Köpfchen der Metacarpalia inbegriffen. Die Finger werden
bei der Messung rechtwinklig zum Handrücken gebeugt.
Die Unterarmlänge ist gleich dem Abstand der Mittelfingerspitze
von der Kuppe des Olekranon bei flach auf dem Tische aufliegendem,
stark gebeugtem Arme.
Diese aus praktischen Gründen eingeführten Modifikationen der
Technik schließen also die vergleichsweise Verwertung der gewonnenen
Maßzahlen mit den nach der sonst üblichen Methode gemessenen aus.
Ein Versuch, die Bertillonage auch für Rassenuntersuchungen zu
verwenden (BERTiLLON und ÜHERviN, 1909) muß als durchaus verfehlt
bezeichnet werden.
Was die deskriptiven Beobachtungen BERTiLLONs, vor allem die
Beschreibung der Augenfarbe usw. anlangt, vergleiche 8. 194.

ß. Somatoskopische Technik.
Neben den durch Messung festzustellenden Formverhältnissen des
Körpers gibt es noch eine Reihe von Merkmalen, über die man sich
nur auf deskriptivem Wege oder mit Hilfe von Schemata (Vorbildern)
orientieren kann. Die wichtigsten derselben sind in das Beobachtungs-
blatt aufgenommen und sollen hier, soweit es sich um die Technik der
Beobachtung handelt, kurz besprochen werden. Die üblichen Termini
sind in dem Beobachtungsblatt, um die Aufnahme zu erleichtern, bereits
vorgedruckt: es genügt daher, das Zutreffende zu unterstreichen. Steht
1) Alle zur Bertillonage notwendigen Einrichtungsgegenstände, Instrumente
und Drucksachen sind durch den Verlag von A. Siebert in Leipzig, Stern wart-
straße 46, zu beziehen.
 
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