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Martin, Rudolf
Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung: mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden ; für Studierende, Ärzte und Forschungsreisende ; mit 460 Abbildungen im Text, 3 Tafeln und 2 Beobachtungsblättern — Jena, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.37612#0913
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IV. Abschnitt.

Osteologie.
A. Osteometrische Technik.

I. Allgemeine Bemerkungen.

Wie die Kraniometrie und Soma.tometrie hat auch die osteo-
metrische Technik in den letzten Jahren einen Ausbau erfahren, der
es möglich macht, die leitenden Gesichtspunkte osteometrischer Unter-
suchungen darzulegen.
Daß es ein dringendes Bedürfnis ist, jeden einzelnen Knochen
des Skeletes einer genauen Formanalyse zu unterziehen, hat sich so-
wohl bei der Bearbeitung fossiler Menschenreste, als auch bei der
vergleichenden Betrachtung der Skelete rezenter Gruppen herausgestellt.
Das Skeletsystem, abgesehen vom Schädel, kann aber nur dann zur
Art- und Rassebestimmung dienen und Aufschlüsse über die Phylo-
genie der Hominiden liefern, wenn wir für jeden einzelnen Knochen,
sowohl innerhalb der rezenten Menschenrassen, als auch innerhalb der
ganzen Primatengruppe die typischen Merkmale, die Variationsbreite
und sein Verhältnis zu den anderen Teilen des Skeletes genau kennen.
Für die Messung des Rumpf- und Extremitätenskeletes gelten im
allgemeinen die schon S. 57 u. ff. auf gestellten Prinzipien. Will man
aus Messungen am trockenen Knochen Rückschlüsse auf die Körper-
beschaffenheit des Lebenden ziehen, so sind die Veränderungen zu
berücksichtigen, die die Knochen durch den Austrocknungsprozeß er-
fahren haben (vgl. auch S. 478).
Die Knochen unserer Sammlungen sind meist mehr oder weniger .
ihrer organischen Substanz beraubt und so ausgetrocknet, daß die Ge-
lenkknorpel auf ein Minimum zusammengeschrumpft oder vollständig
verschwunden sind. Daraus ergibt sich ein Längenunterschied gegen-
über den Knochen des Lebenden resp. der Leiche, der für die vier
wichtigsten Extremitätenknochen die folgenden Beträge erreicht:
für Femur 2,3—2,6 mm für Humerus 1,3 mm
„ Tibia 1,7 „ „ Radius 0,7 „

Die Dicke der Gelenkknorpel aber ist im MitteU):

F ernur
Humerus
Tibia
Radius

Oberes Gelenkende
2,0 mm
L5 „
3,0 „
1,5 „

Unteres Gelenkende
2.5 mm
1,3 „
1.5 „
1.0 ,

Total
4,5 mm
2,8 „
4.5 „
2.5 „

1) Genauere Zahlen bei WERNER (1897).
 
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