C. Kranioskopische Technik.
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geht von der Voraussetzung aus, daß sich jeder Schädelkontur, besonders
derjenige der Norma verticalis, in eine geometrische Figur einschließen
läßt. Zur Festlegung der bestimmten Form markiert man die End-
punkte des größten Längs- und Querdurchmessers am Schädel und
orientiert diesen in der Weise, daß man, von oben und etwas von
hinten auf ihn blickend, alle vier Punkte sieht; dann kann man schon
nach dem Augenschein die Schädelform schätzen (FnASSETTo). Er-
leichtert wird das Verfahren, wenn man mittels des Dioptrographen
(nicht freihändig, wie SERGi empfiehlt) eine Kurve der Scheitel-
ansicht, und zwar bei Orientierung in der Ebene des größten Längs-
durchmessers herstellt').
SERGr unterscheidet nach diesem System eine Reihe von Haupt-
typen (Varietäten), die wieder in Unterformen (Subvarietäten) zer-
fallen. Die wichtigsten sind die folgenden (Fig. 232):
1. Ellipsoides'). So wird ein Schädel bezeichnet, dessen
Kontur in der Scheitelansicht sich in ein Parallelogramm einschließen
läßt und durch große Regelmäßigkeit ausgezeichnet ist. Die größte
Breite liegt etwa in der Mitte. Die Tubera parietalia sind schwach
ausgeprägt, das Hinterhaupt ist gerundet. Je nach der Größe des
Längsdurchmessers kann man Brachy-Ellipsoides und Dolicho-Ellip-
soides trennen.
2. Pentagonoides entspricht einer Schädelform, die von einem
Fünfeck mit ungleichen, aber symmetrischen Seiten umschlossen wird.
Der Kontur ist natürlich in den Ecken der Figur gerundet, besonders
an der Hinterhauptsschuppe. Die Parietalhöcker springen deutlich
vor und von hier aus zeigt der seitliche Kontur sowohl gegen das
Frontale wie gegen das Occipitale zu eine allmähliche, aber deutliche
Verschmälerung. Je nachdem die Ecken mehr abgerundet oder scharf
sind, unterscheidet man einen P. acutus oder P. obtusus. Der Penta-
gonoides steht der embryonalen Schädelform am nächsten.
3. Rho mb oi des. Zeigt die Stirnregion eine ähnlich starke
Verschmälerung wie die Hinterhauptsregion des Pentagonoides, so
fällt die fünfte Seite weg und der Kontur paßt sich einem Rhombus
an. Bei dieser Schädelform ist also die Stirne schmal, besonders im
Hinblick auf die Breitenentwicklung in der Parietalgegend, und die
Scheitelhöcker sind sehr deutlich und vorspringend.
4. 0 v o i d e s. Liegt die größte Breite des Schädels ziemlich
weit nach hinten auf den Parietalia, und sind Hinterhaupt und Stirne
etwas abgestumpft, wie die Spitzen eines Eies, so kann der Kontur
von einem Sechseck umschlossen werden. Da deutliche Ecken, d. h.
Vorwölbungen fehlen, liegt ein Vergleich mit der Eiform am nächsten.
Die größte Breite findet sich im hinteren Drittel.
5. Sphenoides repräsentiert einen keilförmigen Schädelkontur,
der eine weit zurückliegende parietale Ausladung und eine allmähliche
Verschmälerung gegen die Stirnregion zeigt. Je nach der Länge des
Schädels und der Lage der größten Breite werden verschiedene Llnter-
forrnen (Sph. rotundus, latus, oblongus usw.) unterschieden.
6. Sphaeroides. Diese Form ist charakterisiert durch eine
Rundung in der Frontal-, Parietal- und Occipitalregion und im unteren
1) Die Verwendung der Photographie (WRiGHT 1903) wird von der SERGischen
Schule (FRASSETTO 1901) zurückgewiesen.
2) Die Erklärung der meisten Termini findet sich bei SERGi, auch im Arch.
Anthrop., Pd. 21, S. 381.
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geht von der Voraussetzung aus, daß sich jeder Schädelkontur, besonders
derjenige der Norma verticalis, in eine geometrische Figur einschließen
läßt. Zur Festlegung der bestimmten Form markiert man die End-
punkte des größten Längs- und Querdurchmessers am Schädel und
orientiert diesen in der Weise, daß man, von oben und etwas von
hinten auf ihn blickend, alle vier Punkte sieht; dann kann man schon
nach dem Augenschein die Schädelform schätzen (FnASSETTo). Er-
leichtert wird das Verfahren, wenn man mittels des Dioptrographen
(nicht freihändig, wie SERGi empfiehlt) eine Kurve der Scheitel-
ansicht, und zwar bei Orientierung in der Ebene des größten Längs-
durchmessers herstellt').
SERGr unterscheidet nach diesem System eine Reihe von Haupt-
typen (Varietäten), die wieder in Unterformen (Subvarietäten) zer-
fallen. Die wichtigsten sind die folgenden (Fig. 232):
1. Ellipsoides'). So wird ein Schädel bezeichnet, dessen
Kontur in der Scheitelansicht sich in ein Parallelogramm einschließen
läßt und durch große Regelmäßigkeit ausgezeichnet ist. Die größte
Breite liegt etwa in der Mitte. Die Tubera parietalia sind schwach
ausgeprägt, das Hinterhaupt ist gerundet. Je nach der Größe des
Längsdurchmessers kann man Brachy-Ellipsoides und Dolicho-Ellip-
soides trennen.
2. Pentagonoides entspricht einer Schädelform, die von einem
Fünfeck mit ungleichen, aber symmetrischen Seiten umschlossen wird.
Der Kontur ist natürlich in den Ecken der Figur gerundet, besonders
an der Hinterhauptsschuppe. Die Parietalhöcker springen deutlich
vor und von hier aus zeigt der seitliche Kontur sowohl gegen das
Frontale wie gegen das Occipitale zu eine allmähliche, aber deutliche
Verschmälerung. Je nachdem die Ecken mehr abgerundet oder scharf
sind, unterscheidet man einen P. acutus oder P. obtusus. Der Penta-
gonoides steht der embryonalen Schädelform am nächsten.
3. Rho mb oi des. Zeigt die Stirnregion eine ähnlich starke
Verschmälerung wie die Hinterhauptsregion des Pentagonoides, so
fällt die fünfte Seite weg und der Kontur paßt sich einem Rhombus
an. Bei dieser Schädelform ist also die Stirne schmal, besonders im
Hinblick auf die Breitenentwicklung in der Parietalgegend, und die
Scheitelhöcker sind sehr deutlich und vorspringend.
4. 0 v o i d e s. Liegt die größte Breite des Schädels ziemlich
weit nach hinten auf den Parietalia, und sind Hinterhaupt und Stirne
etwas abgestumpft, wie die Spitzen eines Eies, so kann der Kontur
von einem Sechseck umschlossen werden. Da deutliche Ecken, d. h.
Vorwölbungen fehlen, liegt ein Vergleich mit der Eiform am nächsten.
Die größte Breite findet sich im hinteren Drittel.
5. Sphenoides repräsentiert einen keilförmigen Schädelkontur,
der eine weit zurückliegende parietale Ausladung und eine allmähliche
Verschmälerung gegen die Stirnregion zeigt. Je nach der Länge des
Schädels und der Lage der größten Breite werden verschiedene Llnter-
forrnen (Sph. rotundus, latus, oblongus usw.) unterschieden.
6. Sphaeroides. Diese Form ist charakterisiert durch eine
Rundung in der Frontal-, Parietal- und Occipitalregion und im unteren
1) Die Verwendung der Photographie (WRiGHT 1903) wird von der SERGischen
Schule (FRASSETTO 1901) zurückgewiesen.
2) Die Erklärung der meisten Termini findet sich bei SERGi, auch im Arch.
Anthrop., Pd. 21, S. 381.