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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Steinmetz, Peter: Rudolf Stark zum Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0003

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Rudolf Stark zum Gedächtnis

Am 22. Juli 1966 ist der Ordinarius für Klassische Philologie an der Uni-
versität des Saarlandes Professor Dr. Rudolf Stark im Alter von gerade 54
Jahren gestorben. Der Deutsche Altphilologenverband hat mit ihm einen Mann
verloren, der als Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Landesverbands
Saar mit beispielhafter Tatkrafl dafür gewirkt hat, daß den humaniora an den
Bildungsstätten unseres Volkes der gebührende und notwendige Platz erhalten
bleibe und daß die Lehrer der alten Sprachen für ihre schöne und schwere Auf-
gabe so gut wie möglich gerüstet seien.

Rudolf Stark wurde am 13. Juli 1912 in Saargemiind geboren. Kindheit und
Jugend verbrachte er vornehmlich in Koblenz. Dort besuchte er auch das Kai-
serin-Augusta-Gymnasium. Nach dem Abitur zu Ostern 1931 studierte er in
Göttingen und Berlin Klassische Philologie. Von seinen akademischen Lehrern
hatte ihn vor allem Kurt Latte geprägt. Auf Grund der Dissertation „Res
publica“ wurde er in Göttingen promoviert und habilitierte sich schließlich mit
seinen „Aristotelesstudien“. Von der Gründung der Universität des Saarlandes
an hat er zunächst als Extraordinarius, dann seit 1. 5. 1955 als Ordinarius mit
seinen Kollegen und Helfern das Institut für Klassische Philologie aufgebaut
und sich dabei große Verdienste erworben. In zahlreichen wissenschaftlichen
Veröffentlichungen, die sich durch große philologische Strenge im Kleinen und
weiten Blick auszeichnen, hat er zu vielen Problemen der griechischen und
lateinischen Literatur und Kultur Stellung genommen. Aber sein besonderes
Interesse galt der antiken Staatstheorie. So hat er in den letzten Jahren seine
Kraft vor allem den Vorarbeiten zu einer kritischen Ausgabe und einem groß-
angelegten Kommentar der aristotelischen Politik gewidmet, ein Werk, das nun
Fragment geblieben ist.

Professor Stark, der selbst eine Zeitlang an der höheren Schule unterrichtet
hatte, hat auch als Universitätslehrer die innere und äußere Verbindung zum
Gymnasium nie abreißen lassen. Er war bemüht, seinen Hörern die besten Kennt-
nisse und Fertigkeiten für ihren künftigen Beruf mitzugeben. Darüber hinaus
empfand er die weitere Förderung der Lehrer an den höheren Schulen als ein
Gebot der Stunde. Gerade darin sah er die wichtigste Aufgabe des Deutschen
Altphilologenverbandes. Daher hatte er für seine ehemaligen Schüler stets ein
offenes Ohr und erteilte ihnen bereitwillig Rat, so gut er konnte. Ebenso schlug
er es nie ab, bei den Zusammenkünften und Fortbildungstagungen des Landes-
verbandes Saar einen Vortrag zu halten oder zur Diskussion beizusteuern.

Mit großer Sorge beobachtete er in den letzten Jahren die Bestrebungen,
Stellung und Bedeutung des altsprachlichen Unterrichts immer mehr zurück-
zudrängen. Sehend, daß dadurch die Kanäle zu der einen Quelle unserer Kultur
verschüttet und so unserem Volk auf die Dauer schwerer Schaden zugefügt
werde, fühlte er sich verpflichtet, diesen Bestrebungen mit Entschiedenheit ent-
gegenzutreten. Obwohl eine heimtückische Krankheit ihn immer mehr zeichnete,
hat er unermüdlich und unerschrocken mit dem Einsatz seiner ganzen Person
darum gerungen, daß ein leistungsfähiges Gymnasium erhalten bleibe.

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