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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 2
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Rutz, Werner: Neue Didaktik und altsprachlicher Unterricht: zu Hartmut von Hentigs Buch
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0022

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Neue Didaktik und altsprachlicher Unterricht

Zu Hartmut von Hentigs Buclr'

Wenn Theodor Wilhelm 1 von der „Stunde der Didaktik“ spricht, wenn er
darauf verweist, daß die Didaktik heute der Punkt sei, an dem sich pädagogi-
sche Reflexion konzentriere, wie sie sich in der ersten Jahrhunderthälfte nach-
einander der Idee der Arbeitsschule, der ganzheitlichen Psychologie, dem Ver-
stehensbegriff, der Phänomenologie des Geistes und zuletzt der Ideologie der
Tat zugewandt habe, dann ist damit weder die Didaktik im Sinne früheren
Sprachgebrauchs gemeint, die gegenüber der Methodik kaum abzugrenzen war,
noch die Didaktik im Sinne der klassischen Bildungslehre. Vielmehr macht Wil-
helm deutlich, wie ausgeprägt der Gegensatz zwischen diesen Begriffen der
Didaktik und der neuen lerntheoretischen Konzeption einer modernen Didaktik
ist. „Der eigentliche Gegenstand der Didaktik ist die Theorie optimalen Lehrens
und Lernens durch Unterricht“ (54). Als Vertreter dieser Richtung nennt Wil-
helm (30) außer Josef Dolch, Gottfried Hausmann und Paul Heimann
Hartmut von Hentig, den Verfasser des hier anzuzeigenden Buches, der den
Anspruch der Didaktik, als eine Art Grundlagenwissenschaft aufgefaßt zu
werden, an anderer Stelle 2 formuliert hat: „Auch wo mit der Forschung keine
Lehre und Ausbildung verbunden ist, kann die Forschung hinfort nicht ohne
Kenntnis des in ihr liegenden didaktischen Prinzips auskommen. Unter ,didak-
tischem Prinzip £ verstehe ich die notwendige Verbindung von Erkenntnis und
Kommunikation“ (21). In diesem Sinne kann es eine spezielle Didaktik, etwa
der alten Sprachen, nicht geben 3. Vielmehr können nur die alten Sprachen auf
das ihnen innewohnende didaktische Prinzip hin untersucht oder am Modell des
altsprachlichen Unterrichts Erkenntnisse für die Didaktik schlechthin gewonnen,
anderseits Erkenntnisse der Didaktik für den altsprachlichen Unterricht frucht-
bar gemacht werden. Eben dies ist das Ziel, das sich v. H. mit dem Werk gesetzt
hat, dessen erster Teil uns vorliegt. Geht es so jeden an, der lehrend tätig ist, so
wird es doch zwei Disziplinen besonders hilfreich sein: der Pädagogik und dem
altsprachlichen Unterricht. Es ist unmöglich, beiden Seiten dieses Buches auf dem
zur Verfügung stehenden Raum gerecht zu werden, und so mögen sich die Re-
zensenten in pädagogischen Fachzeitschriften mehr jener Seite widmen, wir aber
wollen uns mit dem Modell des altsprachlichen Unterrichts befassen, das hier
dargestellt und analysiert wird, und uns fragen, wieweit es uns bei den Proble-
men unserer täglichen Arbeit hilfreich sein kann 4. So wollen wir, wenn es auch
schwerfällt, das 200 Seiten umfassende erste Kapitel „Humanismus als Methode“
hier übergehen und uns den beiden anderen Kapiteln („Didaktik der Unter-
stufe“ und „Didaktik der Mittelstufe“) sowie den im Anhang beigefügten Un-
terrichtsprotokollen zuwenden.

Der entscheidende didaktische Grundsatz, auf dem v. H. aufbaut, ist der von
der Eigenständigkeit der Stufen. „ Auf keiner Stufe darf ausschließlich propädeu-
tische Übung für einen späteren Lernabschnitt getrieben werden . . .“ (224). Es
könnte der Eindruck entstehen, als sage v. H. dasselbe, was etwa Wilsing in
der Neubearbeitung seiner Praxis I 5 15ff. ausgedrückt hat: die Forderung nach
Autonomie des Sprachunterrichts angesichts der Fortnahme jener Jahre, in denen

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