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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 1
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Kahlenberg, Käthe: Zur Diskussion gestellt: Die Bassariden, Gedanken zu einer Aufführung der Berliner Festwochen Oktober 1966
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Zur Gestaltung des Griechisch-Unterrichts
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0009

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Bassariden

Ah, Ah!

Unbegreifliche
Mysterien, nicht
für Sterbliche bestimmt;
wir sehen nicht, wir hören nicht:
wir knie’n und beten an.

Henze sagt (im Gespräch Journal S. 10): „Dieses Stück ist eine Tragödie,
eine Trauersynrphonie, ein Requiem, das mit einem Gloria endet. Es geht um die
Wahrheit, die ist ernst, schwierig und grausam - und nicht kulinarisch.“ L. Snoon
(Journal S. 16) sieht, wohl mit Recht, den Dionysos des Schlußbildes als einen
„entgötterten Gott“ an; „das dionysische Erbe wird von den Beatles und den
Beat-Fans angetreten, die aber nicht mehr voll des göttlichen Wesens sind, son-
dern blind und unwissend das Primitivste anbeten. Er ist der Auffassung, die
Autoren der Oper machen fiir den „Ungeist der Jugend“ die religiöse Indifferenz
und Entwurzelung ihrer Väter verantwortlich.

Hier setzen meine Fragen ein; zunächst möchte ich vorausschicken: die „Bas-
sariden“ sind ein Werk, mit dem sich junge Leute voller Interesse auseinander-
setzen werden. Schon der Ausgangspunkt, die „Bakchen“ des Euripides, bietet
verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Vor zwei Jahren las ich das Stück mit einer
12. Klasse. Der Stoff fand großes Interesse, da u. a. religionsgeschichtliche Pro-
bleme vom Mythos angefangen bis zum Christentum erörtert wurden. Über
Euripides Absicht bei der Gestaltung des „Bakchen“-Stoffes wurde die Ent-
scheidung jedem Einzelnen freigestellt (dazu Lesky, Geschichte der griechischen
Literatur 2. Auflage 1957 etwa drei Deutungsmöglichkeiten S. 436f.) Bei einer
Wiederholung dieser Lekttire mit einer anderen Klasse würde ich gern als Unter-
richtsversuch Henzes Oper heranziehen, natürlich nur in enger Verbindung der
Fächer Griechisch, Musik und Kunst - und Religion. Doch unter welchem Aspekt
sollte man der Jugend die Oper bieten? Ist wirklich unser gesamtes Kulturgut
ein in vieleTeile zersplittertes Trümmerfeld geworden-ä la Malaparte „Kaputt“
-, mit dem weder die Älteren etwas anzufangen wissen, die ja daran schuld
sind, noch die Jüngeren; denn sie sehen kein Leitbild, nach dem sie eine neue
Welt formen könnten? Sollten wir nicht, wenn wir schon griechischen Geist be-
schwören, nicht nur die dunklen, chaotischen Seiten herausstellen? Wir dürfen
den jungen Menschen keine ewige Angst einflößen, sondern sollen Mut zum
Leben geben. Unter diesem Aspekt möchte ich auch die Schlußszene der Oper
„Die Bassariden“ als einen neuen Anfang interpretieren: mag der siegreiche Gott
sich selber aufgeben, die Menge seiner Anhänger hat noch nicht alles verloren,
sie kann noch verehren. K. Kahlenberg

Zur Gestaltung des Griechiscli-Unterriclits

Aus Nordrbein-Westfalen erreicht uns folgende Zuschrift:

Mit Beginn des 2. Kurzschuljahres (1. 12. 1966) wird in Nordrhein-Westfalen
§ 13 c des Hamburger Abkommens der Ministerpräsidenten der Länder der
Bundesrepublik zur Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens vom

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