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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Brandmayer, Anton: [Rezension von: Gottfried Gruben, Die Tempel der Griechen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0065

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Buchbesprechungen

Gottfried Gruben: Die Tempel der Griechen, Verlag Max Hirmer München. 28,- DM

Wer hätte es noch nicht bedauert, der das große Werk von Berve-Gruben-Hirmer
„Griechische Tempel und Heiligtümer“ besitzt, daß es wegen seines Formates so schwer
mit auf eine Reise nach Griechenland zu nehmen ist? Man hätte die eingehenden Be-
schreibungen gerne an Ort und Stelle vor sich gehabt. Der Verlag hat es uns nun leichter
gemacht. Als erster Band seiner neuen Reihe „Reise und Studium“ ist die „überarbeitete
und erweiterte sowie durch zusätzliche . . . Abbildungen bereicherte Fassung“ von Gru-
bens erläuterndem Text erschienen. Der Verfasser ist Professor für Baugeschichte an der
Technischen Hochschule in Miinchen; vorher war er am deutschen archäologischen Institut
in Athen tätig.

Ich meine, das sei ein Buch, wie es sich jeder archäologisch interessierte Griechenland-
reisende wünscht. Hier werden ihm nämlich die Ergebnisse der Forschung, denen nach-
zugehen er neben seinem Beruf nicht Zeit hat (z. B. die äußerst differenzierten Maß-
angaben) in einer Weise dargestellt, die seinen Augen beim Betrachten hilft und ihm jedes
Bauwerk mit seiner Geschichte sowohl als einzelnes wie auch im Zusammenhang mit der
Gesamtentwicklung und im Vergleich mit den anderen Bauten zeigt, und variierend
wird immer wieder das Besondere des Griechischen im ganzen, seiner Epochen, des dori-
schen und jonischen Stils und der Landschaften herausgestellt.

Einzig um die Architektur geht es, zuerst um die der Vor- und Frühzeit ab 2500,
dann um die des Mutterlandes, Großgriechenlands und Joniens und schließlich um die
hellenistischen Gesamtanlagen von Kos, Lindos und Pergamon. Nicht nur die großen
Orte, die zur sog. klassischen Tour gehören, sind behandelt, sondern auch alle wichtigen
kleineren, selbst wenn dort nicht viel erhalten ist, wie etwa Tegea oder das Heiligtum
am Isthmos (cf. Schillers Kraniche).

Der Titel des Buches stimmt glücklicherweise nicht genau. Die Tempel sind wohl das
Hauptthema. Von Epidauros aber z. B. wird im Zusammenhang mit dem Heiligtum auch
das Theater besprochen (das Dionysos-Theater in Athen ist dagegen nur kurz erwähnt).
In dem großen Abschnitt über Delphi S. 62 bis 94 werden neben dem Aufbau des Teme-
nos und den Tempeln die Schatzhäuser, die Halle der Athener und die klassischen Votiv-
monumente behandelt, alles andere ist beiseite gelassen.

Ich muß m. E. noch darauf hinweisen, daß viele Mythen erwähnt und daß Herodot,
Vitruv und Pausanias off zitiert werden, dazu noch andere Autoren, und daß viele In-
schriften (z. B. S. 149 die über die immensen Kosten der Propyläen: etwa 217 Millionen
Mark, umgerechnet auf der Lohnbasis) angeführt sind, diese leider ohne Angabe, wo sie
nachzulesen wären.

Das Buch erfüllt nicht alle Wünsche. Ich nenne zwei Beispiele: Im Aphaia-Tempel
haben sich einzigartige Stücke des roten Estrichs erhalten. Über ihn würde man gerne
etwas erfahren, Näheres auch dariiber, was dafür spricht, daß die Spuren im Boden nicht
wie im Zeus-Tempel in Olympia Schranken um das Götterbild anzeigen, sondern einen
Baldachin. Man vermißt eine Rekonstruktionszeichnung eines solchen Baldachins. Wie
war das Ostpteron abzuschließen? Das Schaubild läßt es nicht erkennen. Der Estrich liegt
übrigens ungeschützt da und wird bis auf Reste in der Ecke in wenigen Jahren von den
Besuchern abgetreten sein. Von den beiden Sprüchen aus Delphi, die wir im Unterricht
nicht selten nennen, erfährt man S. 64, daß sie im Pronaos angeschrieben waren. Hat
man mit der Vermutung recht, daß ihr Platz rechts und links an der Wand neben der
Türe war?

Das Werk zählt 444 Seiten, darunter neben dem Register vier Seiten sehr ins einzelne
gehende Literaturangaben und eine Liste der Fachausdrücke. Es enthält neun eingeklebte,

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