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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 2
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[Rezension von: Otto Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt]
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[Rezension von: Hartmut von Hentig, Platonisches Lehren]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0035

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nicht lange überlebt hat, als das Vermächtnis eines Gelehrten zu schätzen wissen, der
in der Tradition der positivistischen Wissenschaft stehend sich zu Fragen geäußert hat,
die zu den ungelösten Problemen unserer Existenz rechnen. Wie steht es um die „Besten“
unseres Jahrhunderts? Der verlegerischen Initiative bei der Neuausgabe des sechsbän-
digen Werkes gebiihrt Anerkennung.

Werner

1 J. Vogt, Der Niedergang Roms. 1965 S. 14ff. über Seeck.

2 F. Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum I 1948 S. 1.

3 W. Rehm, Der Untergang Roms im abendländischen Denken. 1930.

Hartmut von Hentig, Platonisches Lehren I, Klett 1966.

Wer die Ausführungen des Vf. gelegentlich der DAV-Tagung in Münster 1965 oder
die von ihm offenbar redigierten „EmpfehlungendesDeutschenAusschusses“ (H. 9,1965)
kennengelernt hatte, war gespannt auf positive Anregungen über die Didaktik (der Unter-
stufe, Gvmnasial-Unterricht, 1963, II. 2) des altsprachlichen Unterrichts. Der Leser sieht
sich jedoch zunächst auf erziehungswissenschaftlicher Basis angelegten Äußerungen gegen-
über, die eine Bildungstheorie im Rahmen des Anspruchs auf einepädagogischeFakultät“
(S. 34) und einen neu verstandenen Humanismus erörternsowiedasplatonisch-induktive
Verfahren begründen sollen und deren Lektüre sich als äußerst mühsam erweist.

S. 205 folgt die Didaktik der Unterstufe ausgehend von der Kritik „eines Sprach-
wissenschaftlers“, der lateinische Unterricht fange zu früh mit der Grammatik an und
höre zu früh mit ihr auf. Demgegenüber will Vf. eine „Disposition für das Lernen von
Sprache“ schaffen. Mittel dazu sind mit lat. Wortformen erfundene Satzgebilde wie „an-
cilla parat cenam herbis agricolae“ (254). Da er damit noch nicht die lat. Sprache lehren
will, glaubt er, sich für die Dauer der Einführung der Objekte über die Gewohnheiten
der lat. Wortstellung hinwegsetzen zu dürfen, und will lediglich in „Sinnstrukturen“
(Sinngehalte) einführen, wobei diesen Konstruktionen gegenüber die deutsche Gram-
matik als ein Gewächs entstehen soll (285). Er weist darauf hin, daß man im Ausland
das Latein auf eine spätere Stufe zuriickgenommen habe, während man in Deutschland
gewohnt sei, mit Römischem unrömisch zu verfahren (296). Die Klassizität spiele wohl
für die Oberstufe eine Rolle, sie dürfe aber die didaktische Freiheit der Unterstufe nicht
beengen (305). Er verwendet daher im Unterricht die „viva vox“ der von H. Sattler
vertretenen Sprechmethode, die von Hornig (Meth. S. 36) wie von Jäkei (S. 23) ebenso
abgelehnt wurde wie die englischen Vorbilder in England (The Teaching of the Classics,
Cambridge 21961, 77; vgl. die krit. Darlegungen zu der „Natursprechmethode“ des
Dänen Oerberg von A. D. Leeman in Colloque europeen, Gent 1964, S. 39). Auf diesem
W'ege will er auf der Unterstufe die „klar verstandenen (vereinfachten) Elemente“, auf
der Mittelstufe eine Zusammenordnung und auf der Oberstufe die Entfaltung und In-
dividuation darbieten (311). Da er behauptet, daß 60% der Sextaner das Abitur nicht
erreichten (vgl. dagegen die Höhere Schule 1967, S. 17), fordert er die Einrichtung ab-
gegrenzter Unterrichtsabschnitte für die einzelnen Stufen.

Demgemäß soll nach Darbietung der Formen z.B. des Impf., Plqpf. usw. in der Mit-
telstufe das System der Modi erarbeitet werden (333), die Lektüre aber nicht vor O III
beginnen, weil Cäsar und Nepos keine Autoren für 13jährige seien. Zur Beherrschung
der „Konstruktionsmittel“ soll sich die Klasse eine „einfache Grammatik“ geschrieben
haben, in der zu lesen sei: „Partizipien sind verdichtete Nebensätze; sie ersetzen einen
Relativsatz, einen adverbialen Nebensatz oder eine Prädikation“ (344). Es ist allerdings
nicht einzusehen, wieso diese Deutung mit Beleg „canes latrantes“ (= qui latrant) non
mordent“ römischer sein soll als die beim Ubersetzen geübte Auflösung in deutsche Ne-
bensätze. Im Unterricht sollte die Darstellung des Linguisten Debrunner (Griech. Syntax,
Hdb. d. A. W. München 1950, S. 387) bestimmend sein, daß die Anschauung, Partizipien

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