Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 12.1969

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Richter, Will: Zum gegenwärtigen Auftrag des Deutschen Altphilologenverbandes
DOI Artikel:
Kabiersch, Jürgen: Zur Ausbildung der Gymnasiallehrer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33082#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ministerkonferenz vorbereitet; sobald sie verabschiedet ist, werden die Länder
den Rahmen mit Einzelinhalt fiillen. Wir müssen also rasch wissen, was wir im
Bereich der Alten Sprachen für unerläßlich halten, und unsere Vorstellungen
rechtzeitig zur Geltung bringen, bei den Fakultäten oder Fachbereichen, die die
Studienpläne erlassen, bei den Verwaltungen, in deren Zuständigkeit die Ausbil-
dungs- und Priifungsordnungen fallen. Wir werden vor allem den Konzeptionen
der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und des Berliner Max-Planck-
Instituts für pädagogische Forschung ein wachsames Auge zuwenden müssen und
klar und deutlich sagen rnüssen, ob die von ihnen angestrebte Gesamtlehrer-
bildung uns noch eine vertretbare fachwissenschaftliche Ausbildung zu garantieren
scheint. Beratungen über diese Fragen sind für die nächste Zeit im Gesamtver-
band vorgesehen; Anregungen von allen Seiten, zweckmäßigerweise über die
Landesverbände, sind als Beratungsunterlagen hoch willkommen.

Gerade im Hinblick auf die zuletzt genannte Aufgabe scheint es mir beson-
ders dringlich, daß der Verband enger als bisher mit den Universitäten zusam-
menarbeitet, mehr als bisher in ihnen selbst vertreten ist. Daß der Anstoß dazu
von den Universitäten selbst komme, kann nicht erwartet werden; der Verband
selbst muß sich um diesen Kontakt bemühen und alles tun, um in möglichst vielen
Punkten Übereinstimmung mit den Vorstellungen und Forderungen der Fach-
vertreter an den Hochschulen zu gewinnen. Auch hier ist die Initiative „von
unten“ unerläßlich. Die Intensität der Kontakte, bisher eher dürftig zu nennen,
bedarf einer vielfachen Mehrung, und sie ist möglich. Gesprächskreise an Hoch-
schulorten, Beteilung von Dozenten und Assistenten an Fortbildungstagungen
und Bezirksversammlungen, Schriftwechsel mit dem Seminaren für Klassische
Philologie sind Wege dazu; vor allem aber sollte es gelingen, die an den Universi-
täten tätigen Altphilologen persönlich zur Mitarbeit und Mitgliedschaft im Ver-
band zu bewegen und das Bewußtsein der wechselseitigen Abhängigkeit zu stär-
ken. Der Berufsalltag mit seinem isolierenden Effekt ist diesem Ziel nicht eben
förderlich; ob es gelingt, über ihn hinaus zu denken, kann über die Zukunft
unseres Faches entscheiden.

Zur Ausbildung der Gymnasiallehrer

Das Studium der klassischen Philologie, so wie ich es erlebte, hatte vier Schwer-
punkte: Kenntnis der Sprachen, Kenntnis der antiken Literatur, Kenntnis der
philologisch-historischen Methode, Ivenntnis der Fachliteratur. In allen vier Be-
reichen wurde gründlich und erfolgreich gelehrt und zur Urteilsfähigkeit erzogen.
In dieser Hinsicht möchte ich nichts missen: Wir lernten unser Fachgebiet „von
innen“ gründlich kennen. Aber „von außen“?

1. Wir hörten fast nichts über die Bedeutung der alten Sprachen in der heuti-
gen Zeit, in der heutigen Gesellschaft. Der Wert der „klassischen“ Studien war
vorgegeben, er wurde nicht zum Problem erhoben. Ob und wieweit der Begriff
„klassische Antike“ angesichts des Historismus noch Gültigkeit habe, war eine
Frage, die weder in Vorlesungen noch in Übungen behandelt wurde. Nietzsches
unzeitgemäße Betrachtungen blieben unzeitgemäß.

3
 
Annotationen