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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 13.1970

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Nr. 2/3
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Buchbesprechungen
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Radke, Gerhard: [Rezension von: Das Alphabet. Entstehung und Entwicklung der griechischen Schrift, herausgegeben von Gerhard Pfohl. Wege der Forschung, Bd. 88]
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Stindtmann: [Rezension von: Interpretationen lateinischer Schulautoren mit didaktischen Vorbemerkungen. Unter Mitwirkung von Heinrich Altevogt, Bernhard Gährken, Albert Klinz, Hans Oppermann, Viktor Pöschl, Egon Römisch, herausgegeben von Heinrich Krefeld]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33063#0055

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7. Ein unpunktierter Vokal ohne vorausgehenden Konsonanten hat den Lautwert j +
Vokal (vgl. Avolenus neben Iavolenus, Antinus neben Iantinus u. a. bei Radke, Stu-
dium Generale 20, 1967, 423).
Es ist demnach unwahrscheinlich, daß die Punktierung den Rest einer Silbenschrift
darstellt; vielmehr sind dadurch Aussprachehilfen gegeben, wobei Punktierung dem
„harten Zeichen“ und fehlende Punktierung dem „weichen Zeichen“ des Russischen
entsprechen.
Pfohls Sammlung ist mit einer reichen Bibliographie ausgestattet und darf als wert-
volle Anregung zu gründlichem Studium der einzelnen Fragen gelten. Gerhard Radke
Interpretationen lateinischer Schulautoren mit didaktischen Vorbemerkungen. Unter
Mitwirkung von Heinrich Altevogt, Bernhard Gährken, Albert Klinz, Hans Opper-
mann, Viktor Pöschl, Egon Römisch herausgegeben von Heinrich Krefeld. Hirsch-
graben-Verlag Frankfurt/Main 1968. DM 18.-.
Das Werk bezweckt, die Ziele des lateinischen Lektüreunterrichts anhand von bei-
spielhaften Interpretationen zu klären. Didaktische Vorbemerkungen (Krefeld) geben
einen aufschlußreichen Überblick über die gegenwärtige Problematik des Lateinunter-
richts und machen die Konzeption des Werkes deutlich: dem Lateinlehrer sollen eine
Reihe von Musterinterpretationen vorgelegt werden, die trotz aller Verschiedenheit von
Methoden und Zielen doch in der Hauptsache unter den übergreifenden Gesichtspunkt
gestellt sind, sprachliche und inhaltliche Werte lateinischer Texte für den Schulunter-
richt verwertbar zu machen. Daneben soll dem Leser ein Begriff von der Vielschichtig-
keit der Lektüreziele gegeben werden. Zehn Interpretationsmuster werden von nam-
haften Altphilologen vorgelegt: Caesar (Oppermann), Cicero (Römisch), Sallust (Klinz),
Vergil (Altevogt), Horaz (Pöschl, Römisch), Ovid (Römisch), Livius (Gährken),
Seneca (Krefeld), Tacitus (Klinz).
Wie nicht anders zu erwarten, lösen die verschiedenen Autoren ihre Aufgabe recht
unterschiedlich; die Methoden der Interpretation, ihre Ziele, die didaktischen Über-
legungen, welche wiederum entscheidend Tiefe und Anspruch der Interpretation bestim-
men, heben sich deutlich voneinander ab. Es zeigt sich, daß dieser Umstand im Hinblick
auf das Ziel des Werkes durchaus vorteilhaft ist: Einmal wird die Vielschichtigkeit der
inhaltlichen Werte des Lektüreunterrichts dadurch unmittelbar erkennbar; wichtiger aber
scheint zu sein, daß dadurch der Kreis derer größer wird, für die die gebotenen Inter-
pretationen den Wert eines Beispiels für den eigenen Unterricht haben können. Latei-
nische Lektüre wird schließlich an Schulen unterschiedlichen Typs betrieben und hat von
unterschiedlichen Voraussetzungen auszugehen, und nicht jeder Lateinlehrer wird durch
jede Interpretation in gleicher Weise angesprochen und für seinen Unterricht angeregt
sein, sondern für den einen mag diese, für den anderen jene Interpretation als muster-
haft gelten. Ganz allgemein ist wohl zu bemerken, daß die meisten Interpretations-
muster für den Unterricht recht anspruchsvoll sind; gelegentlich kommen sogar Zweifel
auf, ob die dargestellten Ziele selbst an einem altsprachlichen Gymnasium zu verwirk-
lichen sind. Es müssen schon viele glückliche Umstände Zusammentreffen, wenn im Schul-
unterricht Pöschls Deutung der Kleopatraode des Horaz von Schülern und Lehrer ge-
meinsam erarbeitet werden soll.
Alle Artikel enthalten sich methodischer Bemerkungen, was man sicher als wohl-
tuend empfinden wird. Es sollen ja auch Muster für Textdeutungen, nicht für Unter-
richtsstunden vorgelegt werden. Dagegen dürfen didaktische Überlegungen, die sich mit
dem Bildungswert der einzelnen Lektüreziele und ihrer Angemessenheit für verschiedene
Altersstufen befassen, nicht fehlen; denn der Bezug auf den Schulunterricht wird stets
gewahrt.

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