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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 13.1970

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Nr. 4
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Behrendt, Wilhelm: Kritische Thesen zu einer "Klassischen Bildungsreise"
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Leuze, Gertrud: Propädeutischer Griechisch-Unterricht in der 8. Klasse: ein Bericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.33063#0062

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2. Die Möglichkeit der Korrektur einer Vorstellung durch den sinnlichen Ein-
druck entspricht einem falschen Verständnis von dem Theorie-Praxis-Bezug
in den Geisteswissenschaften. Korrigierbarkeit durch Anschauung kann nicht
über die verzerrte und gebrochene Wirklichkeit - und nur so ist die Antike uns
zugänglich - hinwegtäuschen. Korrektur und Nachvollzug bleiben in ihrer
relativen Bedingtheit stecken.
3. Die Orientierung an vorgegebenen Bildungsgütern, die durch eine Studienreise
an die klassischen Stätten abendländischer Kultur vermittelt werden, ist auf
ihren Ideologieverdacht hin zu überprüfen, d. h. der Methodenpluralismus
muß in seiner Pluralität gewahrt bleiben, die Verschiedenheit der Aspekte bei
der Betrachtungsweise ist zu beachten, die subjektive Aussage darf nicht ver-
deckt werden.
4. Es wäre eine ideologisierende Gegenüberstellung, wollte man z. B. die Krea-
tivität antiker Baukunst mit der modernen Zivilisation und ihrem technischen
Perfektionismus vergleichen.
5. Ebenso abzulehnen ist eine erzieherische Absicht, die sich in dem geheimen
Wunschdenken potenziert, als Lateinlehrer Klassenfahrten nach Rom zu ma-
chen und sich somit im eigenen Bildungshorizont zu drehen.
Wilhelm Behrendt

Propädeutischer Griechisch-Unterricht in der 8. Klasse

Ein Bericht
Meine Aufgabe war, die Schüler einer durchschnittlich interessierten und be-
gabten Klasse in die Welt des Griechischen einzuführen und sie die griechische
Schrift zu lehren. Das Buch „OrganonK/Schriftkunde war eingeführt, wurde mir
aber vom Direktor zur Benützung nur empfohlen und nicht für den Stoff oder
für die Methode meines Unterrichts verbindlich gemacht. So hatte ich im Rah-
men meiner Aufgabe für die Gestaltung meines Unterrichts große Freiheit.
Ich verwendete das Buch, beschränkte mich jedoch auf die Kapitel 1-13, 25
und die Leseübungen auf den Seiten 77-79, also auf den Stoff, der der Erler-
nung der griechischen Schrift dient. Auf den Lernstoff, Spiritus, Satzzeichen,
Akzente, Artikel usw., der nur für Schüler brauchbar ist, die das Griechische
als Unterrichtsfach wählen, verzichtete ich ganz. Daher mußten die Schüler die-
ses Kurses in der 9. Klasse mit dem gleichen Wissensstand das Erlernen des
Griechischen beginnen, nämlich nur mit der Kenntnis der griechischen Schrift,
wie die Schüler vor ihnen in der 8. Klasse. Die Kapitel zur Erlernung der grie-
chischen Schrift sind besser als die früheren Schreibhefte: Die Schriftzeichen sind
groß, klar und einfach, die Wörter, in denen die Schrift dargeboten ist, sind für
die Schüler leicht zu verstehen. Im Gegensatz zum Buch lernten die Schüler das
Alphabet, als Lied komponiert, bereits in den ersten Stunden durch Singen aus-
wendig.

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