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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 32.1989

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Aufsätze
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Burnikel, Walter: Eine Kommission stellt sich vor: die Latinumskommission des DAV
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Aufsätze


Eine Kommission steüt sich vor:
die Latinumskommission des DAV
I. Aufgaben
Wenn in Lehrerkonferenzen von Abitur und Abiturzeugnissen die Rede ist, wird der
Vertreter der Aiten Sprachen nicht selten mit der Frage konfrontiert: Warum gibt es
nicht auch ein ,,Ang!icum" und ein ,,Romanicum"? Flat vielleicht die Schule in den
Universitätsprofessoren eine Lobby, die ihr den letzten Rest gymnasialen Urgesteins,
d.i. die Vorherrschaft des Lateins, noch erhalten möchte? Der Altsprachler wird erwi-
dern können, daß das Latinum nicht eine Sache der Universität, sondern des Staates
ist, gedacht als einheitliche Forderung für bestimmte Lehramtsstudiengänge, nachzu-
weisen bei der Zwischen- oder Abschlußprüfung. Er wird daran erinnern, daß die alten
Qualifikationen Großes/Kleines Latinum vor dem Epochenjahr 1979 (seitdem es die
KMK-Vereinbarung zum Latinum gibt) eine chaotische Variationsbreite aufwiesen, die
nach Vereinheitlichung geradezu schrie. Endlich, so wird er sagen, gibt es eindeutige
Anforderungen, sowohl zeitlich (,,mindestens 4 Jahre aufsteigenden Pflichtunter-
richt") als auch inhaltliche (,,eine sachlich richtige und treffende Übersetzung inhalt-
lich anspruchsvollerer Stellen aus Autoren wie Cicero, Sallust, Livius"). Zur Erklärung
der Sonderstellung des Latinums wird er aber nicht nur auf seine Genese verweisen
können, sondern auch darauf, daß es sehr sinnvoll ist, wenn der Student die nötigen
Lateinkenntnisse von der Schule mitbringt. Sie an der Universität nachzulernen ist un-
gleich schwieriger, als wenn er ad hoc noch sein Französisch oder Englisch auf den er-
forderlichen Stand bringen muß — das kann er aus eigener Kraft. Dem Einwand, die
Schaffung des Latinums habe keineswegs die erwünschte Vereinheitlichung gebracht,
nach wie vor gebe es Großes und Kleines Latinum, wird unser Fachkollege leicht be-
gegnen können: Es ist gut und sinnvoll, daß es nach wie vor, besonders im inneruni-
versitären Bereich (Magister, Promotion) und für bestimmte Studiengänge (z.B. Latein)
das Große Latinum gibt, und entsprechend das Kleine. Leider, so wird er sagen, gibt es
Länder, die diese Qualifikationen an den Schulen nicht mehr vergeben; daß sie es wie-
der tun und dem allgemeinen Bedarf Rechnung tragen, darum muß man sich bemü-
hen. Allerdings wird er zugeben müssen, daß das Jahr 1979 Floffnungen geweckt hat,
die noch nicht alle erfüllt sind. Denn tatsächlich läßt die inhaltliche und zeitliche Fül-
lung des Begriffs ,,Latinum" noch eine Bandbreite zu, die über das tolerable Maß wohl
doch hinausgeht: wenn der Schüler in dem einen Bundesland sein Latinum (bei Latei-
nunterricht ab Kl. 7) mit insgesamt 21 Wochenstunden bekommt, in dem anderen mit
15 1/2, so ist der zeitliche Unterschied — der inhaltliche wird folgen — einfach zu
groß.
Dieses Lehrerzimmergespräch hat die wichtigsten Problemfelder des Bereiches ^Lati-
num" und damit die Aufgaben der Latinumskommission gestreift. Sie lassen sich in
drei Gruppen ordnen:


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