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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 32.1989

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Meißner, Helmut: Schulende Wirkung des Lateins statistisch bestätigt?
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https://doi.org/10.11588/diglit.35870#0051

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Aufsätze

Schutende Wirkung des Lateins statistisch bestätigt?
Das geistige Leistungsvermögen fördern - sicher eine Hauptaufgabe des Gymnasiums.
Viele Schulpraktiker machen die Erfahrung, daß diese Aufgabe in bestimmten Zügen
des Gymnasiums im allgemeinen besser zu bewältigen ist, als in anderen Zügen. Aber
ob dieses bessere Gelingen auf die bessere Begabung der in einem Zug versammelten
Schüler oder auf die vorteilhaftere Fächerfolge eines Zuges oder vielleicht auf noch an-
dere Faktoren zurückgeht, das ist immer noch weitgehend ,,Glaubenssache"; denn
die unterschiedlichen Abiturbilanzen tragen zur Klärung dieses Problems nur wenig
bei. Aber jeder, der dem geistigen Können unserer künftigen Akademiker einen hohen
Stellenwert einräumt, muß sich lebhaft dafür interessieren, welche Faktoren das Ler-
nen des Lernens und die Einübung einer erfolgversprechenden Arbeitshaltung fördern
und ob die Fächerfolge einen Einfluß auf diesen Prozeß hat.
Eine exakte Untersuchung, welche gymnasialen Züge welche geistigen Fähigkeiten in
welchem Maße Fördern, wäre so aufwendig, daß mit einer Verwirklichung in abseh-
barer Zeit nicht zu rechnen ist. Ohne allzu großen Aufwand aber lassen sich die Abi-
turdurchschnitte unserer ehemaligen Gymnasiasten mit den Noten vergleichen, die
sie am Beginn ihrer Gymnasialzeit erzielt haben. Und diese Werte lassen sich nach Zü-
gen und nach Leistungsstufen ordnen. Je vorteilhafter das Verhältnis zwischen Abitur-
durchschnitt und Anfangsdurchschnitt ausfällt, desto vorteilhafter müssen, so darf man
vermuten, die Einflüsse gewesen sein, die in der Zwischenzeit auf Lernvermögen und
Arbeitshaltung eingewirkt haben. Da Noten nur begrenzt Aussagen über die Leistungs-
fähigkeit eines Schülers erlauben, muß man sich vor einer Überinterpretation der Re-
sultate hüten. Aber solange unsere Notengebung überhaupt einen gewissen Aussage-
wert beanspruchen kann, solange wird man auch solchen Notenvergleichen nicht je-
den Aussagewert absprechen können.
In Verbindung mit der Stiftung HUMANISMUS HEUTE des Landes Baden-
Württemberg hat der DEUTSCHE ALTPHILOLOGENVERBAND Nordbaden an 13
staatlichen Gymnasien Nordbadens die Abiturdurchschnitte von 929 Absolventen der
Abiturjahrgänge 1985, 1986 und 1987 mit ihren in Kl. 6 und 7 erzielten Noten vergli-
chen. Im Interesse der Vergleichbarkeit und aus praktischen Gründen wurden nur die-
jenigen Schüler berücksichtigt, die von Sexta bis Abitur dieselbe Schule besucht und
keine Klasse wiederholt haben. Bei der Berechnung der Durchschnittsnote der Klassen
5 und 6 blieben Sport, Musik und bildende Kunst unberücksichtigt. Um dem Einwand
Rechnung zu tragen, daß die vorteilhafteren Notenrelationen bestimmter Züge aus der
größeren Leistungsfähigkeit der Schüler dieser Züge resultieren, wurden die Werte
nicht nur nach Zügen, sondern auch nach Leistungsstufen geordnet. Aufgeführt wer-
den im folgenden die Werte für die ,,guten" Schüler (Anfangsdurchschnitt 1,5 bis 2,4)
und für die ,,schwächeren" Schüler (Anfangsdurchschnitt ab 2,5). Weggelassen wer-

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