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DER POPULÄRE BÖCKLIN

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wurfs den Vergleich mit anderen Meistern erschweren,
solange die Erkentnis noch der Sicherung bedarf. Schon
der Vorwurf nämlich drängt viele Kritiken, die unter
anderen Umständen entscheidend wären, in den Hinter-
grund. Wenn man z. B. auf die ungeheuerliche Willkür
hinweist, mit der Böcklin im „Gefilde der Seligen“ die
kleine Gruppe auf dem Ufer, die wie aus Papier ge-
schnitten wirkt, hinzugetan hat, so wenig zusammen-
hängend mit dem Rest, dag sie wie aufgeflickt wirkt;
wenn man auf dem „Frühlingstag“ den ähnlich hinein-
gesetzten alten Herm zeigt oder auf der Pietä die krasse
Roheit des roten Mantels: so scheinen solche Ein-
wendungen untergeordneter Art, weil scheinbar das
Schwergewicht des Gemäldes nicht auf diesen Punkten
beruht. Dieser Schein fugt auf der deutlich erkenntlichen
Handlung wie sie, wenn nicht gemalt, also in die
Wirklichkeit übertragen, vor sich gehen würde, wider-
spricht also der Basis mit der vor dem gemalten Vor-
gang gerechnet werden mug. Tatsächlich sind solche
Details in unserem Falle hervortretende Gipfel der
Willkiir, die das Ganze leitet, mit deren Hilfe man leicht
das ganze unfruchtbare Feld der Böcklinschen Gestaltung
iibersieht. Denn sie ziehen das Auge auf die höhere
Kontrolle, die nicht mehr mit der dankbaren Quittung des
aufnehmenden Verstandes genug hat, sondern sich an den
in der Erfahrung schlummernden Reichtum der Harmonien
erinnert und die Gesetze beherrscht, die daraus folgern.

Viel leichter dagegen erkennt der Laie den Mangel
Böcklins an einfacheren Vorwiirfen. Diese beschränken
 
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