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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0022
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»Ez'wzg^röntmg« &r Kdüz'gz'n z'w EoEgrz MzYigMfgr
Im Westfrankenreich wurde es - nach vereinzelten Königinnen-Krönungen in der
zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts - seit dem frühen 10. Jahrhundert allgemein üb-
lich, die Königin zu krönen und zu salbenE Im ostfränkischen Reichsgebiet setzte
diese Entwicklung hingegen deutlich später einT Durch die Quellen sicher bezeugt
ist hier erstmals die Krönung Kunigundes, der Gattin Heinrichs II., ein Jahrhundert
später^. Die durch Erzbischof Willigis von Mainz im Dom von Paderborn am Lau-
rentiustag (10. August) des Jahres 1002^ zelebrierte Weihe und Krönung^ begründe-
te die Krönungstradition der Königin im römisch-deutschen Reicht
Im 10. Jahrhundert hingegen gab es noch unterschiedliche Tendenzen. So sind
für die Gemahlinnen der nach dem Aussterben der ostfränkischen Karolinger 911 in
deren Nachfolge gewählten Könige, Konrad I. und Heinrich I., keine Krönungen be-
legt.
Der auf einer Fürstenversammlung in Forchheim 911 zum König erhobene und
anschließend gesalbte Konrad I. scheint zu diesem Zeitpunkt unverheiratet gewe-
sen zu sein. Erst zwei Jahre später schloß er die Ehe mit Kunigunde (* vor 878
913] f zw. 915-936), der Witwe des bayerischen Markgrafen Luitpold und Mutter

4 Vgl. ERKENS, Sicut Esther S. 24-38.
5 Im Gegensatz zum Westfrankenreich sind Krönungen für die Gemahlinnen der ostfränkischen
Karolinger nicht belegbar; vgl. WoLF, Königinnen-Krönungen S. 68.
6 Zur Biographie zuletzt Eduard HLAwrrscHKA, Kaiserin Kunigunde, in: ScHNiTH (Hg.), Frauen
des Mittelalters S. 72-89,469f.
7 Acht Wochen zuvor, am 7. funi, hatte Erzbischof Willigis Heinrich II. in Mainz gekrönt. Daß Ku-
nigunde anwesend war, ist unwahrscheinlich. Nachweisbar wird sie erstmals durch ihre Inter-
vention in einer am 10. Juli 1002 in Bamberg für den Würzburger Bischof ausgestellten Urkun-
de; vgl. Reg. Imp. 11,4 Nr. 1491. Heinrich befand sich auf einem Zug nach Sachsen und traf erst
wieder im August mit der Königin zusammen; Thietmar von Merseburg, Chronicon, ed. Robert
HoLTZMANN, MGH SS rer. Germ. N.S. 9 (1955) V 19 (11) S. 243 zufolge im Kloster Korvei,
während Adalbold von Utrecht in seiner Vita Heinrici, ed. H. VAN Riy (1983) c. 12 S. 58 die Pfalz
Grone als Ort des Zusammentreffens benennt. Letzeres wird bestätigt durch eine hier ausge-
stellte Urkunde für das Kloster Werden, vgl. Reg. Imp. 11,4 Nr. 1495. Das Königspaar reiste von
hier gemeinsam nach Paderborn weiter.
8 Posfera Izzce, tyzze mzmdo /esfz'ua z'PMxz'f &eah PaMrerzczz marh'rz'o, dommz CMnegMndz's Nnedz'chonem ef
coro7ia?n et Sopfzz'a soror z'mperaforz's a re^e z'am consh'fMfa aMzah'ssa cozzsecracz'onezn a Wz'Pzgz'so arclzz'gpz'-
scopo IzMZKz'lz'fer SMSceperMwf, Thietmar von Merseburg, Chronicon V 19 (11) S. 243. Inhaltlich mit
Thietmar übereinstimmend: Thangmar, Vita Bernwardi, ed. G. H. PERTZ, in: MGH SS 4, c. 39,
S. 775: NouMS azdem rex PaderHaziHMn sancfz Paargrztzz naiaU cgUHauz'i, zhz'^Mg dozmia CzzzzigMnda re-
galem corcmam ef &enedz'ch'o7zem a ueneraMz Wz'degz'so arcdz'epz'scopo accepzf; die Annales Hildeshei-
menses, ed. Georg WAiTZ, MGH SS rer. Germ. [8] (1878) a. 1002 S. 28:... domna Ganzgand regalem
tzenedzcczonem ef corcmae z'zrzposz'cz'ozrem a predz'cfo ZKefropoiz'fano SMScepz'f; die Annales Quedlinbur-
genses, ed. G. H. PERTZ, in: MGH SS 3, S. 78 sowie die auf Thangmar basierenden beiden Fas-
sungen von Wolfhers Vita Godehardi, ed. G. H. PERTZ, in: MGH SS 11, S. 185 und 205. - Daß es
sich bei dem als »Kunigundenkrone« bekannten Bamberger Kopfreliquiar der Kaiserin nicht
um eine Schenkung Kunigundes, sondern um eine Bischof Günthers von Bamberg, angefertigt
zwischen 1063 und 1064, handelt, hat Renate BAUMGÄRTEL-FLEiscHMANN, Die sogenannte Ku-
nigundenkrone, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 32 (1981) S. 25-41 wahr-
scheinlich machen können. WoLF, Königinnen-Krönungen S. 62 und 72f. hält die Krone noch für
diejenige Kunigundes, die »bald nach 1000 angefertigt« worden sein soll.
9 Zu den einzelnen Bestandteilen der Krönung zur Königin, die mit Weihe und Salbung verbun-
den war, vgl. unten S. 42-49.

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